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Grundschule Eltern sehen Bildung gefährdet

Die Abordnung der pädagogischen Mitarbeiterin aus der Grundschule Wegenstedt sorgt für Ärger. Eltern wenden sich an den Bildungsminister.

Von Carina Bosse 11.10.2016, 01:01

Wegenstedt l Besorgte und auch verärgerte Eltern der Grundschule „Am Wald“ in Wegenstedt haben sich in einem Brief an Landes-Bildungsminister Marco Tullner gewandt. Die Schulelternvertretung moniert insbesondere den „Hau-Ruck-Abzug“ der pädagogischen Mitarbeiterin (PM) der Schule. Sie wurde kurz nach Beginn des neuen Schuljahres von heute auf morgen abgeordnet und muss ihre Arbeitswoche nun aufteilen: drei Tage in Oebisfelde und zwei Tage in Wegenstedt.

„Das können wir als besorgte Eltern der Schüler nicht verstehen, denn unserer Meinung nach unterstützt die PM nicht nur die Schuleingangsphase bis zur 2. Klasse, sondern sie kann auch für die verlässliche Absicherung des Unterrichts in den Schulen, zum Beispiel bei krankheitsbedingtem Ausfall, sorgen“, heißt es in der Stellungnahme der Elternvertretung. Sie könne vielfältige Betreuungsaufgaben übernehmen und für eine Kompensation von Unterrichtsausfall sorgen.

Für die Eltern ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar, zumal verstärkend hinzukommt, dass nach dem Ausscheiden einer Lehrkraft aus dem Arbeitsprozess keine Neubesetzung der Lehrerstelle erfolgte. Marcus Bühnemann, stellvertretender Schulelternratsvorsitzender: „Wir sehen derzeit keine Aussicht darauf, dass etwas passiert und dass sich der Zustand ändert.“ Die hohe Arbeitsbelastung der Lehrer und die immer schlechter werdenden Lernbedignungen würden sich kontraproduktiv auf das Lernen, die Leistungen und das Klima in der Schule auswirken.

So anfallende zusätzliche Unterrichtsstunden seien auf Lehrer umliegender Grundschulen verteilt worden, die wiederum an ihren Heimatschulen fehlen würden.

„Es werden Löcher gestopft, in dem andernorts neue aufgerissen werden“, monieren die Elternvertreter in ihrem Brief an den Bildungsminister.

In Wegenstedt kommt erschwerend hinzu, dass der Sportunterricht in Flechtingen abgehalten wird und dahin eine Busfahrt notwendig ist. Außerdem erfolgt die Hortbetreuung für die Schüler, die nicht aus Wegenstedt kommen, in Calvörde. Der Bus dorthin fährt aber erst mittags um 13.30 Uhr, während die Schule schön längst vorbei ist. Die Betreuung zwischen dem Unterrichtsschluss und der Busabfahrt hatte bislang die pädagogische Mitarbeiterin inne.

„Momentan ist die Situation die, dass wir unsere Kinder möglichst gleich nach dem Unterricht abholen sollen. Aber wer kann das schon zu dieser Uhrzeit?“, sagt Katrin Gödicke von der Schulelternvertretung. Wer nicht gerade in Elternzeit sei oder Großeltern vor Ort habe, die nicht mehr berufstätig sind, hat da keine Möglichkeit, die Kinder abzuholen.

Erst kürzlich hatte sich Landes-Bildungsminister Marco Tullner für die „Feuerwehraktion“ entschuldigt, sich jedoch darauf berufen, dass die Umsetzungen dorthin erfolgten, wo die PM am dringendsten benötigt würden. Ihr Einsatz hätte sich bisher nicht am Bedarf orientiert, doch das trifft auf die Wegenstedter nicht zu.

Die Schulelternvertreter wissen, dass die Aufgaben der PM in ihrer Schule „Am Wald“ vielfältig sind und den Lehrkräften eine gute Stütze.

„Wir hoffen sehr, dass wir mit unserem Vorstoß noch mehr Eltern von Grundschülern motivieren können, sich gegen solche unsinnigen Entscheidungen zur Wehr zu setzen und aufzuzeigen, wie wichtig die Bildungsarbeit in den Grundschulen ist“, betont Marcus Bühnemann und erntet das zustimmende Nicken aller Schulelternvertreter.

Von der Festlegung des Koalitionsvertrages, einen Bedarf von 3500 bis 4000 neuen Lehrkräften für diese Legislatur einzustellen, sei das Land gegenwärtig weit entfernt. Die Eltern sehen eher das Gegenteil.

Durch solche Sparmaßnahmen sei die Bildung der Kinder vielmehr gefährdet. Von Stabilität und Vertrauen im Umgang mit den Kindern sei das gegenwärtige Handeln des Landes weit entfernt.