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Denkmaltag Hobbybastler zeigt seine Modellwelt

"Entdecken, was verbindet", so lautet das Motto für den Denkmaltag 2018. In der Calvörder Sankt-Georg-Kirche gibt es viele Schätze.

Von Anett Roisch 10.09.2018, 01:01

Calvörde l „Uli Freytag ist Mitglied des Kirchenvorstandes. Immer wieder hat der Hobbykünstler gezeigt, mit welchem Werk er gerade beschäftigt ist. Da hatten wir die Idee, seine Modelle und Bilder auf der obersten Empore auszustellen“, erzählt Pfarrer Jürgen Dittrich. Der Tag des offenen Denkmals mit dem Motto „Entdecken, was verbindet“ kommt gerade recht, um die Ausstellung dem öffentlichen Publikum zu präsentieren.

„Wir sind dabei, die Kirche über die normalen Veranstaltungen hinaus zu öffnen. Seit dem ersten Advent 2016 läuft die Aktion mit dem Büchertrödel“, erinnert sich Dittrich und zeigt auf die langen Tische und Regale voller Lektüre – angefangen von Kinderbücher über Romane bis zu Sachbücher. Die Mitglieder des Nachmittagskreises der Frauenhilfe haben es geschafft, immer donnerstags von 15 bis 17.30 Uhr die Kirche offen zu halten.

Die Kirche ist nicht nur immer donnerstags offen und ein Ort der Begegnung, sondern nun auch voll bestückt mit Büchern und Kunstwerken. Das größte Schiffsmodell ist die Nachbildung der Titanic, an dem der Calvörder ein ganzes Jahr lang gebaut hat. „Während die echte Titanic 4 000 Meter tief auf dem Meeresgrund liegt, ist meine Titanic unbeschadet“, sagt schmunzelnd Heinz Ulrich Fritz Robert Freytag, der von allen aber nur Uli genannt wird. Unzählig viele Abende verbringt der Hobbykünstler, um weitere Modelle für seine Flotte zu schaffen. Er verrät, dass er als nächstes einen Raddampfer bauen will. „Beim Modellbauen oder auch beim Malen kann ich mich entspannen. Je kniffliger der Bau ist, um so mehr Spaß macht es mir“, beschreibt der 72-Jährige.

Sein Lieblingsmodell stammt aus DDR-Zeiten. Es ist das Urlauberschiff „Fritz Heckert“. Im Bastelbogen des DDR-Luxus-Liners steht: „Die Urlauberschiffsreisen erschließen den schaffenden Menschen die Welt. Was im Kapitalismus für die Arbeiter ein ewiger Traum ist, wird im Sozialismus lebendig.“ Der Pfarrer las das Schild am Modell vor: „Auch in dieser Bastelanleitung ist die Durchdringung aller gesellschaftlichen Bereiche durch staatliche Vorgaben zu spüren.“

Zu jedem Modell kann der Hobbykünstler eine Geschichte erzählen. Da darf natürlich auch die „Santa Maria“ nicht fehlen, mit der Kolumbus 1492 Amerika entdeckte. Fasziniert vom Modell der Griepsholm ist Günter Gohle. Er erinnert sich: „Ich habe als junger Mann mal auf der Werft in Bremen gearbeitet. Damals baute ich an den Originalschiffen mit.“ Die Griepsholm war ein Passagierschiff der Svenska Amerika Linien, das 1957 in Dienst gestellt wurde. Das ab 1975 für Kreuzfahrten eingesetzte Schiff blieb fast vierzig Jahre lang unter verschiedenen Namen und Eignern im Dienst, ehe es 1995 nach der Insolvenz seines Betreibers stillgelegt wurde. Am 12. Juli 2001 sank es auf der Fahrt zum Verschrotten vor der Küste Südafrikas.

„Als ich jung war, wollte ich Maler oder Maurer werden. Ich bin Maurer geworden und malte nach Feierabend. Jetzt, wo ich Rentner bin, kann ich mich ganz meinem Hobby widmen“, beschreibt Freytag. „Bei der Malerei ziehen besonders die Motive aus der Region die Blicke der Besucher an. Da gibt es Bilder von der Schule, vom Gänsemarkt und der einstigen Wasserburg. An den Bildern von Freytag, der in Haldensleben geboren wurde, wird deutlich, dass er mit Herz und Seele ein Calvörder geworden ist.