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Median-Kliniken Flechtinger streiken in Berlin

Im Median-Klinikum Flechtingen wurde gestreikt. Einige Beschäftigte machten sich auf den Weg zur Konzernbetriebsleitung.

Von Carina Bosse 15.09.2016, 01:01

Flechtingen/Berlin l „Gutes Geld für gute Arbeit!“ Unter diesem Motto zogen am gestrigen Mittwoch rund 250 Mitarbeiter aus Median-Kliniken des Tarifgebietes Median Ost protestierend vor den Konzernsitz in der Berliner Bismarckstraße 105. Mit dabei waren auch 60 Frauen und Männer, vor allem aus dem therapeutischen Bereich, der Flechtinger Median-Kliniken. Damit konnte am Standort im Luftkurort gestern lediglich eine Betreuung auf Sparflamme gewährleistet werden, war von der Gewerkschaft Verdi zu erfahren. Früh ab 6 Uhr hatten sich die Flechtinger Beschäftigten auf den Weg gemacht.

In Berlin tagte parallel zum Warnstreik der Aufsichtsrat des Unternehmens, der lautstark mit Trillerpfeifen auf den Unmut und die Verunsicherung der Mitarbeiter aufmerksam gemacht werden sollte.

Worum geht es? Die Beschäftigten kämpfen schon seit Monaten für die Aufnahme von Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeber.

Zu der zentralen Protestkundgebung vor dem Konzernsitz hatte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgerufen. „Die Beschäftigten wollen sich Tarifflucht und Rechtsbruch nicht länger bieten lassen“, erklärt Jens Berek, zuständiger Gewerkschaftssekretär von Verdi aus Magdeburg. Kurz nach 9 Uhr waren er und die Mitarbeiter aus Flechtingen in der Bismarckstraße in Berlin-Charlottenburg angekommen, um sich den Protestlern aus anderen Kliniken der Gruppe anzuschließen.

Plakate mit selbstgemalten Sprüchen wie „Dieser Herbst wird bunt und laut, weil man uns Tarife klaut“ oder „Ich bin so wütend, hab sogar ein Schild dabei“ oder „Flechtingen für Tarifverträge“ drückten die allgemeine Stimmung unter den Beschäftigten aus.

Denn Median hat den bis dato gültigen Manteltarifvertrag gekündigt und gegenüber der Gewerkschaft im Frühjahr erklärt, keine Tarifverträge mehr abschließen zu wollen. Nun übt der Konzern nach Gewerkschaftsangaben auf Betriebsräte massiv Druck aus, die Einkommen nicht mehr über Tarifverträge, sonderen über örtliche Betriebsvereinbarungen zu regeln. „Nur ein Teil der Berufsgruppen erhält nach diesen Vereinbarungen mehr Lohn“, so Jens Berek. Zudem werde Beschäftigten mit Sanktionen gedroht, wenn sie den Abschluss von Vereinbarungen mit der Geschäftsführung kritisieren.

„Die Belegschaft lässt sich vom Arbeitgeber nicht spalten“, betont der Gewerkschafter. Eher das Gegenteil: Mit seiner Verweigerungshaltung provoziere der Arbeitgeber eine massive Verschärfung des Tarifkonflikts.

Verdi fordert neben der Aufnahme von Tarifverhandlungen auch eine Erhöhung der Entgelte und Zuschläge um 8 Prozent. Zulagen für Schicht- und Wechseltätigkeit sowie in der Frührehabilitation (Phase B) sollen gleichfalls tariflich eingeordnet werden. Die Forderung betrifft eine rückwirkende Inkraftsetzung zum 1. April 2016 für die Dauer von zwölf Monaten.

Von den eintägigen Warnstreiks war das Tarifgebiet Median Ost mit rund 2700 Beschäftigten betroffen. Insgesamt beschäftigt der Konzern bundesweit 15 000 Beschäftigte. Nach Verdi-Angaben wird seit dem Einstieg der Investmentgesellschaft Waterland im Median-Konzert ein zunehmend rabiater Umgang mit Betriebsräten, Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft festgestellt.