1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Haldensleben
  6. >
  7. Mit Fingerfertigkeit und Glück

Angeln Mit Fingerfertigkeit und Glück

Andreas Brauer aus Dardesheim fährt im September an die Adria. Eine Woche Angeln mit sportlichen Ambitionen - bei der Weltmeisterschaft.

Von Mario Heinicke 21.08.2016, 01:01

Dardesheim l Ja, Glück gehört beim Meeresangeln dazu, gibt Andreas Brauer unumwunden zu. Glück, den richtigen Köder ausgewählt zu haben, auf dem Boot den besten Platz zugelost zu bekommen, dass der Fisch an der richtigen Angel beißt.

Doch wäre die Angelkunst nur Glück, hätte es der Dardesheimer nicht geschafft, sich seit 2013 jetzt zum dritten Mal für internationale Titelkämpfe zu qualifizieren. 2013 war das deutsche Team mit Brauer in Polen sogar Vizeeuropameister geworden. Jetzt steht die Meeres-Bootsangel-Weltmeisterschaft vor der Tür, vom 24. September bis 1. Oktober in Montenegro.

Die Fingerfertigkeit und Schnelligkeit machen den erfolgreichen Meeresangler aus, und eine gute Sehkraft, wie Brauer aufzählt. „Die Weltbesten sind 35 bis 45 Jahre alt“, erklärt er deshalb. Mit 43 ist der Dardesheimer also im besten Alter.

Meeresangeln ist aktives Angeln. Den ganzen Tag über werden die Teilnehmer im Mittelmeer, rund fünf Kilometer vor der Küste, in einem etwa zehn Meter langen Kleinboot stehen. Die Angel ist ständig in Bewegung. Auswerfen, Einholen. Es geht bei der Meisterschaft nicht um den dicksten Fisch an der Angel, sondern um die größte Anzahl. Für die erwarteten 15 bis 50 Zentimeter langen Fische sind die Arbeitsgeräte daher gar nicht so groß.

Eine Portion Ausdauer, Kraft und Konzentration für den sechs- bis achtstündigen Angeltag benötigt der erfolgreiche Meeresangler also auch. Dafür hält sich Andreas Brauer bei den Dardesheimer Tischtennissportlern und den Bogenschützen fit.

Über 20 Nationen werden in Montenegro zur Teilnahme erwartet. Mit Titelehren wie vor drei Jahren auf der polnischen Ostsee rechnen Brauer und seine Nationalmannschaftskollegen aus Schleswig-Holstein, Berlin und München eher nicht. „Das Mittelmeer ist komplettes Neuland.“ Völlig andere Fische – Meerbrassen, Dorade oder Meeräsche statt Dorsch. Extrem dünne Angelsehnen. Kleine, leichtere Haken, die auf dem unruhigen Meer um so schwieriger einzufädeln sind. Keine Kunstköder, sondern Naturköder. Kleinboote statt Kutter. Und nicht zuletzt ganz andere Meeresbedingungen. Bisher war Brauer zu Wettkämpfen nur an der Ostsee gewesen.

Die Angelleidenschaft wurde Andreas Brauer praktisch in die Wiege gelegt. Mit acht Jahren durfte er zusammen mit seinem Vater die ersten Fische fangen. Natürlich nicht im Meer, sondern am Teich. In Deersheim war das damals. Als Mittzwanziger nahm er am ersten Meeresangelwettbewerb teil. Dort gibt es nationale Ranglistenwettkämpfe, die Brauer letztes Jahr unter den Top-Ten beendet hat, was ihn für die Weltmeisterschaft qualifizierte.

Um die sechs Wettbewerbe bestreitet der Dardesheimer pro Saison an der Ostsee. Aber auch im Umland ist er anzutreffen. Beim Fliegenfischen in Bode, Holtemme oder Ilse oder an einem Teich in der Nähe. Dafür ist er Mitglied im Angelsportverein Halberstadt-Harzvorland. Das Meeresangeln aber betreibt er quasi als Privatperson im nationalen Verband.

Für die Weltmeisterschaft wird Andreas Brauer nun nochmal aufrüsten und wegen der anderen Bedingungen neues Gerät anschaffen. Dann könnte es noch enger werden in seiner Wohnung, wo jetzt schon ein ganzes Zimmer für die „einige Dutzend Angelruten“ in Beschlag genommen ist.