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Musikfestival Träumereien und der Geist Europas

Mit einem Jubiläumskonzert ist am Freitag die 25. Sommermusikakademie auf Schloss Hundisburg eröffnet worden. Am Sonntag folgten Wandelkonzerte.

30.07.2017, 23:01

Hundisburg (jk) l Als „Wendewunder“ bezeichnet Rolf-Dieter Arens die von ihm 1993 ins Leben gerufene Sommermusikakademie Schloss Hundisburg (SMA) gerne. So auch in seiner Rede zum Eröffnungskonzert der diesjährigen SMA am vergangenen Freitag, gleichzeitig das Jubiläumskonzert der 25. Festivalausgabe. Der Pianist kehrte an den Ausgangsort seiner Vision zurück, die Schlossscheune. Dort dankte er allen, die die Verwirklichung dieser Vision in den vergangenen 25 Jahren mitgetragen haben, und besonders dem Publikum, das letztendlich den Kerngedanken des Festivals ermögliche – die Zusammenführung der Region und der internationalen Künstler.

„Politiker reden von Europa, aber tun sich oft schwer damit“, so Arens. „Hier wird Europa gelebt. Das ist der Geist von Hundisburg.“ Seinem Nachfolger Johannes Klumpp, dem seit 2015 die alleinige Künstlerische Leitung des Festivals obliegt, wünschte er diesen Geist für die kommenden 25 Jahre. Klumpp zeigte sich glücklich über die Fügung, die Arens damals in die Schlossscheune von Hundisburg führte: „Mein Leben wäre im Sommer so viel ärmer, wenn es diese Begegnung nicht gegeben hätte.“

Auch Joachim Hoeft, Vorsitzender des Vereins Kultur-Landschaft Haldensleben-Hundisburg, freute sich, den Abend „in unserem größten Konzertsaal“ zu begehen, und bedankte sich bei den Partnern der ersten Stunde, der Stadt Haldensleben, den Landkreisen und dem Land Sachsen-Anhalt, insbesondere dem Schirmherr des Jubiläumskonzerts, Staatsminister Rainer Robra. Dankbare Erwähnung fanden auch die Sponsoren, die mit kleineren bis großen Beträgen die Durchführung des Festivals seit vielen Jahren unterstützen.

„Von Herzen kommend“ lautete das Motto des Jubiläumskonzerts, in dem Arens Werke von Beethoven, Liszt und Schubert mit Musikern gestaltete, die Hundisburg schon langjährig verbunden sind. Sowohl mit Youngkun Kwak, dem Konzertmeister des Internationalen Akademieorchesters, als auch mit Jonathan Weigle, Cellostimmführer des Orchesters, stand Arens bereits bei so manchem „Vorabend“-Konzert im Rahmen der SMA auf der Bühne. Als Zugabe des sehr persönlichen und freundschaftlichen Jubiläumskonzerts spielten die drei Faurés Après un rêve (zu Deutsch: „Nach einem Traum“), denn, so Arens: „Für mich war und ist Hundisburg immer ein Traum.“

Während sich mit dem Eröffnungskonzert also ganz auf seine Ursprünge besonnen wurde, war das am Sonnabend folgende „Konzert bei Kerzenschein“ als ein im Jubiläumsjahr neu eingeführtes Format Symbol für die stetige Weiterentwicklung des Festivals. Die 1992 geborene Pianistin Magdalena Müllerperth brachte mit kraftvoll-präziser Eleganz Rhapsodien und Sonaten von Liszt und Schubert, im spannenden Wechsel mit Arien und Liedern von Telemann und Händel über Mozart zu Bizet zur Aufführung, äußerst ausdrucksvoll und stilistisch changierend gesungen von der Mezzosopranistin Geneviève Tschumi. Begleitet wurde sie einfühlsam und klug von Tilmann Albrecht, der je nach Werk zwischen Cembalo und Klavier wechselte.

Mit schwindendem Tageslicht wurde das Kerzenlicht im ausschließlich natürlich beleuchteten Hauptsaal immer stärker wahrnehmbar, bis die Künstler zur Silhouette wurden und ihre Musik immer mehr in den Vordergrund trat – die totale Verschmelzung von Kunst und Ort, von Künstlern und Publikum. Nach Zugaben von Müllerperth (ein herrlich flirrendes Jeux d’eau von Ravel) sowie Tschumi und Albrecht („Ah! Quel dîner“ aus Offenbachs La Périchole mit heiterer Schauspieleinlage der als angeschwipst auftretenden Sängerin) wurden die 250 Gäste in den feierlich beleuchteten Barockgarten geladen, wo ein prachtvolles Feuerwerk den Abend abrundete.

Als Ort für die drei Wandelkonzerte, die am Sonntag stattfanden, diente in diesem Jahr vorrangig das Schloss Hundisburg. Damit wollte Harald Blanke, Leiter der Schloss- und Gartenverwaltung, an ein weiteres Jubiläum erinnern. „Vor 25 Jahren wurde der Arbeitskreis Schloss Hundisburg gegründet, aus dem später die Kultur-Landschaft hervorging. Ohne diesen Verein würde es heute nicht das Schloss und die Sommermusikakademie geben“, betonte er, bevor das Publikum zu Fuß an sechs verschiedenen Spielstätten die Welt von Mozart, Wagner & Co. erkundete.