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Psychiatrie Auch kranke Kinder gehen zur Schule

Kinder und Jugendliche, die Patienten in der Ameos Kinder- und Jugend-Psychiatrie in Haldensleben sind, gehen dort auch zur Schule.

Von Jens Kusian 24.07.2018, 01:01

Haldensleben l Von außen wirkt die „Schule“ auf dem Gelände des Ameos Klinikums für Psychiatrie und Neurologie in Haldensleben wie ein ganz normales Krankenhausgebäude. Und das nicht ohne Grund, denn bis zum Jahr 2014 war dort die Neurologie untergebracht. Nach deren Auszug stand das Gebäude leer.

Nun ist die sogenannte „Schule für Kranke“, die sich zuvor in der Nähe des Gesellschaftshauses befand, hier eingezogen. „Hier haben wir bessere Räumlichkeiten und kürzere Wege“, resümiert Heike Hausmann. Die koordinierende Lehrkraft der Schule ist froh über den Umzug. Mit relativ geringem Aufwand seien aus ehemaligen Laboren, Schwestern- und Patientenzimmern Klassenräume geworden. „Wir haben drei Räume mehr als vorher, alles ist größer und heller. Wir haben nun Fenster, die schließen, und eine Heizung, die funktioniert“, sagt sie. Sieben Räume gehören jetzt zur Schule, dazu kommen noch ein Lehrerzimmer und eine kleine Küche.

Der Landkreis Börde hat das Mobiliar zur Verfügung gestellt. Es stamme zum Teil aus anderen Schulen, macht Friederike Hecht, Fachdienstleiterin Bildung beim Landkreis Börde, deutlich. Mit Schulbänken und -stühlen, Tafeln, Schränken und weiteren Möbeln konnte die Schule bei Ameos so durchaus kostengünstig ausgestattet werden. Eine komplette Neuanschaffung hätte rund 48.000 Euro gekostet.

Die Schule vermittelt den jungen Patienten ein Stück Normalität im Klinik-Alltag. Kinder und Jugendliche von der 1. bis zur 12. Klasse werden hier in allen Schulformen unterrichtet. Maximal acht Kinder gehen in eine Klasse. Den Lehrstoff vermitteln Lehrer aus anderen Schulen. „Unsere Stammschule ist die Sekundarschule ,Marie Gerike‘, welche den Großteil der Lehrer entsendet“, erzählt Heike Hausmann.Aber auch das Gymnasium und die Förderschulen schicken Lehrer ins Ameos Klinikum. Insgesamt sind es neun Lehrer, die teilweise bereits seit Jahren dort unterrichten. „Solch ein kleines Kollegium bringt auch eine gewisse Kontinuität, das macht die Arbeit etwas leichter“, so Hausmann weiter.

„Aktuell können 60 Kinder beschult werden“, berichtet Dr. Angela Nöldge. Doch der Bedarf sei viel höher. „Es gibt lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz“, sagt die Chefärztin der Kinder- und Jugendpychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Deshalb werde zum 1. August die Kapazität auf 68 Plätze erhöht.

Nicht nur psychisch kranke Kinder und Jugendliche besuchen den Schuluntericht bei Ameos. „Wir haben auch Schulverweigerer hier und Kinder, die Angst vor der Schule haben“, erklärt Heike Hausmann. „Wir sind erstmal da, um sie wieder für die Schule zu begeistern.“ Daher steht eine Benotung der Leistungen in Deutsch, Mathe und Englisch nicht unbedingt im Vordergrund. „Aber sie zählen auch“, so die Lehrerin.

Grundsätzlich sind die Kinder jedoch Patienten. „Rund zwölf Wochen beträgt ihre durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Klinik. Das ist eine lange Zeit, um die Kinder auf dem schulischen Niveau zu halten. Dabei hilft die Schule hier, das Schulangebot ist Teil der Therapie“, unterstreicht Angela Nöldge. So gebe es auch regelmäßig Gespräche zwischen den Lehrern, Ärzten und Therapeuten.

Der Krankenhaus-Unterrichtet erfolge nach dem Lehrplan, der für Sachsen-Anhalt gültig ist, erklärt Schulrat Holger Häberer, der im Landesschulamt für die Grund- und Förderschulen im Landkreis Börde zuständig ist. Finanziert wird diese Art des Sonderunterrichts ebenfalls vom Land. „Das Budget für den Krankenhausunterricht ist vom Land sogar erhöht worden“, betont Häberer. Darüber hinaus werde auch die Weiterbildung der Lehrer über das Landesschulamt organisiert.