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Schießstand Keine Ruhe rund um die Dachsburg

Die geplante Sanierung des Schießstandes „Dachsburg“ sorgt im Haldensleber Ortsteil Satuelle weiter für eine Kontroverse.

Von André Ziegenmeyer 12.09.2019, 01:01

Satuelle l „Wir sind bereit, zum Ortschaftsrat ein kommunikatives Verhältnis herzustellen“, sagte Ortwin Görke. Er ist der Vorsitzende des Schießstandvereins und der Haldensleber Jägerschaft. Gemeinsam mit Stefan Kegel vom Vorstand des Schießstandvereins war er bei der letzten Sitzung des Satueller Ortsrates zu Gast, um auf Fragen und Bedenken einzugehen. Görke erklärte, dass die wechselseitige Verständigung in der Vergangenheit nicht immer optimal gewesen sei. Darüber hinaus ging er noch einmal auf die aktuellen Pläne des Vereins ein.

Wie der Vorsitzende informierte, gehören zum Schießstand die Jägerschaft, die Schützengilde und die junge Schützengesellschaft Haldensleben. Alles in allem gebe es rund 600 Mitglieder. In den 90er Jahren habe der Verein das Gelände der Dachsburg von der Stadt gepachtet.

Unter anderem wird das Gelände für die Ausbildung von Jungjägern benötigt. Die Unterweisung und das Training im Umgang mit der Waffe seien unbedingt notwendig, nicht zuletzt in Hinsicht auf die Sicherheit. Die Dachsburg gibt es laut Ortwin Görke seit den 1930er Jahren. Zwischenzeitlich war sie der modernste Schießstand der DDR. Mittlerweile ist das Gelände in die Jahre gekommen. Nur der Stand für Trap- und Skeetschießen ist noch in Betrieb. Die alten Kugelschießbahnen sind zurückgebaut und stillgelegt. Schon in der Vergangenheit gab es Sanierungspläne. Aktuell möchte der Schießstandverein eine multifunktionale Bahn errichten, die das Schießen über 25, 50 und 100 Meter sowie auf bewegliche Ziele erlaubt.

Doch die große Mehrheit der Satueller ist dagegen. Das Problem ist der Lärm, der durch den Schießbetrieb entsteht. „Was da oben abgeht, ist eine Katastrophe“, erklärte ein Bürger schon während der Einwohnerfragestunde zu Beginn der Sitzung. Es werde zu oft und zu lange geschossen - und auch nicht nur am Wochenende. Die zulässigen Schall-Grenzwerte würden „definitiv“ überschritten. Um das zu prüfen, hat es bereits Messungen gegeben. Auf seiner vorletzten Sitzung hatte der Ortschaftsrat zum wiederholten Mal kritisiert, dass die Ergebnisse nie öffentlich mitgeteilt wurden. Das holte Ortwin Görke nun nach. Mit der Untersuchung habe der Schießstandverein eine zertifizierte Spezialfirma aus Schönebeck beauftragt. Ein Exemplar des Abschlussberichtes übergab er an Ortsbürgermeister Mario Schumacher (CDU). Darin sei dargelegt, wo und wie die Messungen erfolgt seien. Laut Görke wurden dabei verschiedene Kaliber ohne Schallschutz genutzt.

Die Untersuchung erfolgte aus einem bestimmten Grund: Für die geplante Sanierung braucht es eine Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Die dazu nötige offizielle Messung ist mit hohen Kosten verbunden. Durch eine eigene Untersuchung wollte der Schießstandverein die Aussicht auf Erfolg testen. Laut Ortwin Görke wurden die Grenzwerte eingehalten.

Mario Schumacher entgegnete, dass das seines Wissens aber nur sehr knapp der Fall gewesen sei. Schon in der Vergangenheit hatten mehrere Bürger erklärt, selbst Messungen durchgeführt zu haben oder dabei gewesen zu seien, bei denen die Grenzwerte überschritten wurden.

Auch die Nähe der Dachsburg zum Waldkindergarten ist immer wieder ein Kritikpunkt. Ein Bürger wies bei der aktuellen Sitzung darauf hin, dass auch geschossen worden sei, während die Kita-Kinder am Gelände vorbeigelaufen seien. „Das kann nicht sein!“, so der Einwohner. Ortwin Görke erklärte, dass der Schießstand allerdings zuerst da gewesen sei: „Warum hat man den Kindergarten so nah am Schießstand eingerichtet und darüber nicht mit uns gesprochen?“, fragte er. Um die Wogen zu glätten, lud der Vereinsvorsitzende den Ortsrat sowie interessierte Bürger zu einem Termin auf der Dachsburg ein. Gemeinsam könne man darüber nachdenken, wie mehr Schallschutz möglich sei. Natürlich müsse man die Stadt als Eigentümerin dabei einbinden. Es sei kein Problem, den Schießbetrieb bei bestimmten Veranstaltungen ruhen zu lassen. „Wir müssen nur davon wissen“, so Ortwin Görke.

Allerdings hatten Bürger in der Vergangenheit moniert, dass genau das nicht geklappt habe. Auch während Trauungen und Trauerfeiern sei geschossen worden. Dazu erklärte Ortwin Görke: „Ein Anruf genügt und wir hören mit dem Schießen auf. Wir sind nicht pietätlos. Aber oft fehlt uns die entsprechende Information.“

Der grundsätzliche Widerspruch blieb jedoch: „Wir sollten Tacheles reden: Die Bevölkerung ist dagegen. Es steht mir bis hier. Man muss der Wahrheit ins Auge sehen“, betonte ein Teilnehmer der Sitzung. Burkhard Braune (FDP) ergänzte: „Wenn Sie sagen: ‚Wir schießen mit Schalldämpfern‘, sähe die Welt für mich anders aus.“ Grundsätzlich müsse der Ortsrat jedoch tun, was für die Einwohner von Satuelle das Beste sei. Da sei ein Schießstand nicht der richtige Weg. „Wenn ich ein Haus bauen will und von Haldensleben nach Satuelle fahre, komme ich erst am Schießstand, dann an der Biogas-Anlage und am Tierheim vorbei“, so Braune. Der Modellflugclub sorgte mit seinen Maschinen ebenfalls für Lärm. Das alles sei der Attraktivität des Ortes nicht zuträglich.

Am Ende konstatierte Mario Schumacher: „Den Unmut aus der Bevölkerung haben Sie gespürt. Es gibt eine Diskrepanz zwischen den Interessen der Bürger und denen der Schützen.“ Die lasse sich vermutlich auch durch bauliche Maßnahmen nicht aus der Welt schaffen. Die Bevölkerung sei schon mit dem vorhandenen Trap- und Skeetschießstand nicht zufrieden - von der geplanten Erweiterung um eine Kugelbahn ganz zu schweigen.

Wie es mit dem Thema weitergeht, ist vorläufig offen. Einen, wie auch immer gearteten, Beschluss in der Sache gab es nicht.