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Schreibmaschinen Frau hält Einzug ins Büro

Die neue Ausstellung im Weferlinger Heimat- und Apothekenmuseum gibt Einblick in Entwicklung des mechanischen Schreibens.

Von Carina Bosse 07.04.2016, 01:01

Weferlingen l „Kaufen Sie jede Woche gute und bequeme Pelze.“ Dieser eine, eigentlich simple Satz ist Erika Bernstorff seit ihrer Lehrzeit in Fleisch und Blut übergegangen. Sie hat den Umgang mit der Schreibmaschine von der Pike auf gelernt. Und weil in gerade diesem Satz fast alle relevanten Buchstaben des Alphabets vorhanden sind, wurde er während ihrer ersten Übungsversuche im Zehn-Finger-System auf der Schreibmaschine immer und immer wieder geschrieben.

Wer wollte, konnte diesen Satz selbst einmal auf der Schreibmaschine zu Papier bringen, um zu sehen, wie schwer es ist, mit allen zehn Fingern zu schreiben.

Der Bürgerverein Weferlingen hat mit Beginn der diesjährigen Ausstellungssaison eine ganze Batterie von historischen Schreibmaschinen aufgebaut. Als historisch kann man mittlerweile wohl auch schon die elektrischen Schreibmaschinen bezeichnen, die im Laufe der vergangenen Jahre mehr und mehr von der Computertastatur abgelöst worden sind.

Von den Besuchern der Eröffnungsschau war vielfach zu hören, dass sie selbst noch eine Schreibmaschine zu Hause haben, aber Jahre nicht mehr darauf geschrieben haben. Einige wagten auf den eigens dafür vorgesehenen mechanischen oder elektrischen Maschinen einen Versuch.

Dabei ist der Entwicklung dieser Schreibmaschinen vor rund 150 Jahren in mehrfacher Hinsicht eine besondere Bedeutung beizumessen. Sie lösten eine bis dato berufliche Männerdomäne auf. Denn in Schreibbüros widmeten sich Männer der Abarbeitung von Schreibaufträgen, Frauen spielten dabei nahezu keine Rolle.

Erst mit der Einführung des mechanischen Schreibens eroberten Frauen die Schreibstuben und Büros. Vor allem die Möglichkeit, mit einem einzigen Vorgang mehrere Durchschläge zu erstellen, revolutionierten das Bürowesen.

Neben der Erfindung des Telefons gilt die Schreibmaschine als eine der wichtigsten Errungenschaften des Kommunikationszeitalters.

All dies und eine ganze Auswahl verschiedener Maschinentypen sind den ganzen Frühling und Sommer über im Weferlinger Heimat- und Apothekenmuseum zu sehen.

Firmen wie Olympia, Kappel, Triumph, Seidel & Naumann oder Royal lieferten sich einen regelrechten Wettkampf um die modernste und beste Schreibmaschine. Zunächst konnte man beim Schreiben noch nicht sehen, was man zu Papier gebracht hatte. Die sofort sichtbare Schrift revolutionierte diese Sparte noch einmal.

Der Heimatverein Oebisfelde, der eine umfangreiche Sammlung und geschichtliche Aufarbeitung zur Schreibmaschine vorgenommen hatte, hat dem Bürgerverein Weferlingen ein Großteil der Stücke zur Verfügung gestellt.

Alte Stempel und Rechenmaschinen komplettieren die Schau. Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat können Besucher von 14 bis 16 Uhr die Ausstellung besuchen und einen Abstecher auf den Aussichtsturm Grauer Harm unternehmen.

„Auf jeden Fall wird die Ausstellung bis zum Tag des offenen Denkmals bei uns zu sehen sein“, sagte Vereinsvorsitzender Gerald Wolters. Bei Kaffee und Kuchen konnten die Gäste zur Vernissage im Domizil des Bürgervereins ausharren und der Geselligkeit frönen.