Hitze Sommerbruch und Trockenstress machen Haldensleber Bäumen zu schaffen
Noch stecken die Bäume in Haldensleben und den Ortsteilen die aktuelle Wetterlage gut weg. Doch die trockenen Sommer der vergangenen Jahren sind nicht spurlos an ihnen vorübergegangen.

Haldensleben - Jungbaum müsste man sein. Dann bekommt man zweimal die Woche einen großen Schluck Wasser. Dafür sorgt Ingo Hannemann. Der Mitarbeiter des Haldensleber Stadthofs kümmert sich um die kleinen Bäume, die einmal große werden wollen, in der Stadt und in den Ortsteilen. Wochentäglich dreht er seine Touren und füllt die Wassersäcke an den Bäumen bis zum Rand. „Das ist schon eine tolle Sache“, beurteilt er die Wasserspeicher. Ohne sie würde seine Arbeit weniger Sinn machen.
Nicht nur die ganz jungen Bäume werden regelmäßig mit Wasser versorgt. „Mittlerweile gießen wir auch die Bäume, die schon älter als fünf Jahre sind“, sagt Stadthof-Leiter Raik Gaudlitz. Doch alles, was aus dem Jugendalter herausgewachsen ist, muss allein klarkommen. „Auch die großen Bäume zu gießen, das geht nicht“, weiß Gaudlitz.
Obwohl er auch ihnen ganz gern mehr Wasser zukommen lassen würde. „Momentan mache ich mir um den Baumbestand aber noch keine großen Sorgen“, verweist er auf den hohen Grundwasserstand in Haldensleben. Doch Gaudlitz weiß, dass dies kein Dauerzustand bleiben wird. „Wir brauchen wieder feuchtere Sommer“, wünscht sich der Stadthof-Leiter. Wenn der Grundwasserpegel sinken sollte, bekämen die Bäume ein Problem, meint er: „Die Wurzelbildung kommt dann einfach nicht mehr nach, um das Wasser aus den tieferen Regionen zu holen.“
Bruchgefahr steigt ab der 30-Grad-Marke
Dass es aktuell nicht ganz so heiß ist und auch immer wieder etwas Niederschlag fällt, entspannt die Situation ein wenig. Sorgen bereiten Gaudlitz dagegen Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke bei anhaltender Trockenheit - so wie im Sommer 2018. „Dann kann es zum Sommerbruch kommen“, so der Fachmann. Das war vor drei Jahren in Haldensleben der Fall gewesen, als im August der Alte Friedhof wegen herabfallender Äste gesperrt werden musste.
Von solchen Sommerbrüchen würden auch gesunde Bäume nicht verschont bleiben, weiß Gaudlitz. „Meist passieren solche Abbrüche großer, begrünter Äste in den Nachmittagsstunden“, hat er festgestellt. Für ihn ist das ein Zeichen, dass etwas mit der Wasserversorgung des Baumes nicht stimmen würde.
Allerdings seien Bäume, die schon öfter mit Trockenstress zu tun hatten, anfälliger für solche Vorkommnisse. „Der Baum verhungert und verdurstet gleichzeitig“, erklärt der Stadthof-Leiter. Als Folge werfen die Bäume ihr Laub eher und schneller ab, um die Verdunstungsfläche zu reduzieren. „Dauerhaft bilden die Bäume dann kürzere Triebe und kleineres Laub.“
Absterbeerscheinungen besonders bei Birken
Dies ist derzeit verstärkt bei den Birken im Stadtgebiet zu beobachten. „Hier treten die Absterbeerscheinungen deutlich zutage. Viele Birken haben nicht wieder neu ausgetrieben“, sagt Raik Gaudlitz. Dies sieht er durchaus als Folgen der überaus trockenen Sommer in den vergangenen Jahren.
Generell gebe es seiner Erfahrung nach inzwischen kaum noch größere Bäume, die kein Totholz bilden würden. „Das hatten wir in der Vergangenheit nicht.“ Damit steigt die Gefahr von Astbrüchen bei Unwettern, wenn auch noch starker Wind oder gar Sturm ins Spiel kommt. Immer öfter müssen daher auch die Mitarbeiter des Stadthofs mit der Kettensäge ausrücken, um diese Bäume zu fällen. „Im Endeffekt geht es dabei ja um die Sicherheit“, begründet Raik Gaudlitz diese drastischen Maßnahmen.