Umweltverein Steinbruchgegner sehen Wald bei Eickendorf gefährdet
Steinbruchgegner sind dabei, einen Umweltverein „Flechtinger Höhenzug/Drömling“ zu gründen. Ziel ist es, wenn die Natur der Region bedroht wird, sich juristischen Beistand leisten zu können. Über den aktuellen Stand haben die Gründungsmitglieder in Eickendorf Radler der „Fünf Steinbrüche-Tour“ informiert.

Eickendorf - „Wenn der Gesteinsabbau Etingen-Maschenhorst betrieben wird, sind wir unmittelbar betroffen, denn die Luftlinie zum Ort beträgt nicht mal 300 Meter. Damals hieß es, dass der Start im ursprünglichen Steinbruch in Maschenhorst beginnt. Aber dies hat sich geändert. Jetzt soll es - nach den Plänen des Betreibers – hier in Eickendorf mit dem Abbau losgehen. Also direkt vor unserer Haustür“, sagt Eickendorfs Ortsbürgermeister Udo Cherubim.
Markus Rehan, Bewohner von Eickendorf und Initiator der Petition „Nein!“ zum Hartsteintagebau, erklärt: „Wir gründen einen Umweltverein, um die rechtlichen Schritte zu organisieren und zu finanzieren, wenn in der Region Fauna und Flora bedroht werden sollten.“
Nach den Ausführungen des Ortsbürgermeisters sei die Belästigung durch den Steinbruchbetrieb extrem hoch. Er befürchtet, dass Lärm und Staub durch die Brechanlagen die ländliche Idylle zunichte machen. „Aber auch für die Natur wäre dies eine Katastrophe. Tagtäglich gehen hier die Leute spazieren und Radler kommen vom Aller-Elbe-Radweg zu uns rüber. Pferdefreunde sind hoch zu Ross oder mit Kutschen in Richtung Drömling unterwegs“, beschreibt Cherubim.
Der Lastverkehr sei – nach seinen Ausführungen – für Eickendorf nicht so groß. Darunter würden eher die Nachbarorte Etingen, Kathendorf und Rätzlingen leiden. Ein weiteres Problem sieht Frank Kaiser, der ebenfalls Mitglied im Verein und in Eickendorf zuhause ist, beim Grundwasser. Durch die Trockenheit der vergangenen Jahre sei der Grundwasserspiegel sehr tief. „Das wird mit dem Gesteinsabbau ja noch schlimmer. Die Brunnen werden dann alle veröden“, blickt Kaiser voraus. „Der Wald, in dem der Steinbruch erweitert werden soll, ist eine Erhöhung. Das Grundwasser und auch das Oberflächenwasser kommen von dort. Davon profitieren wir. Wenn dort ein Abbauloch entsteht, kommt das Wasser nicht mehr hier runter“, sagt Cherubim. Rehan ergänzt: „Auch für viele Bäume wäre eine weitere Grundwasserabsenkung das Aus.“
Radler der Steinbruch-Tour bei Rast im Garten
Im Rahmen der „Fünf-Steinbrüche-Tour“ vom BUND machen die radelnden Akteure einen Zwischenstopp im Garten von Familie Rehan. Dort haben sich auch einige der 16 Gründungsmitglieder und andere Dorfbewohner versammelt, um ihren Gästen die Situation vor Ort zu schildern. „Wenn ich hier im Garten bin, dann höre ich meistens Vogelzwitschern und keinen Lärm“, beschreibt Rehan. Seiner Ansicht nach könnten die Menschen die Natur noch viel mehr nutzen.
Rehan verweist auf eine Liste, auf der sich jeder, der sich für den Umweltverein interessiert und über Neuigkeiten des Vereins informiert werden möchte, eintragen kann. Wer später Mitglied im Verein werden möchte, zahlt jährlich 20 Euro. „Das Geld ist unser Budget , damit wir juristisch gegen den Steinbruch vorgehen können“, erklärt Rehan. Die Schürfrechte für den Steinbruch würden – nach seinem Wissen – bis 2044 gelten. Bis dahin würden die Gegner immer wieder mit Steinbruchbetreibern zu tun haben. „Sollten wir jetzt erfolgreich sein, werden wir das Geld nicht einfach ausgeben, sondern es zurückhalten, damit wir - falls ein neuer Anlauf kommt - schon Finanzen für rechtliche Schritte in petto haben“, versichert der Eickendorfer. Außerdem sollen mit Schautafeln Wander- und Radwege gekennzeichnet werden, um das Gebiet touristisch attraktiver zu machen.
Die Wiederbelebung des Abbaus ist laut Antrag des Bauunternehmens, der Matthäi Bauunternehmen GmbH & Co. KG, nötig, um die Rohstoffgewinnung für die nächsten Jahre zu sichern. Laut Bekanntmachung des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt beträgt die Größe der geplanten Gewinnungsfläche etwa 73 Hektar. Die Laufzeit des Vorhabens soll nach derzeitiger Planung der Vorhabensträger etwa 75 Jahre betragen. Es sei eine teilweise Verfüllung mit standorteigenen Materialien geplant. Nach Abschluss der Gewinnung soll ein Gewässer entstehen.
„Ein Scopingverfahren dauert drei Jahre. In dieser Zeit kriegt der Antragsteller durch eingehende Einwendungen vom BUND Auflagen, was er alles machen muss, wie zum Beispiel die Umweltverträglichkeitsprüfung und ein Lärmschutzgutachten“, erklärt Bodo Zeymer von der BUND-Kreisgruppe. Dann werde abgewägt, ob ein Gesteinsabbau möglich sei oder nicht. Da seien dann auch alle Träger öffentlicher Belange gefragt. „Wir haben beim Steinbruch Etingen-Maschenhorst die Besonderheit - die mich ein bisschen positiv stimmt - alle Gemeinden rundum bis Weferlingen haben ,Nein!’ gesagt. Und auch die Bürger sind dagegen“, erklärt Zeymer. Außerdem gäbe es –nach seinen Ausführungen – ein Landschaftsschutzgebiet, das durch den Kreistag beschlossen wurde. Dieser Beschluss müsste erst aufgehoben werden. Seiner Meinung nach würde sich dafür derzeit im Kreistag keine Mehrheit finden. „Die Attacken kommen von überall her. Mammendorf und Dönstedt-Eiche wollen erweitern“, sagt Zeymer mit dem Blick auf die Karte, die in Sachen Gesteinsabbau „wie ein löchriger Käse“ aussehen würde. „Straßen werden immer gebaut, aber Material kann wieder verwendet werden“, sagt Zeymer.
Kampf gegen den Abbau flammt immer wieder auf
Cherubim erinnert sich, dass der Kampf gegen den Gesteinsabbau seit 1992 immer wieder aufflammt. Eickendorf hat etwa 180 Einwohner. Eine junge Familie plant direkt am Waldrand, ein Haus zu bauen. Unmittelbar vom Vorhaben betroffen ist Isolde Bartsch. „Die Ruhe ist ein Grund dafür, dass ich nie von Eickendorf wegziehen wollte“, sagt Isolde Bartsch, deren Haus etwa 300 Meter vom Abbruchgebiet entfernt steht. Die gebürtige Eickendorferin kann nicht fassen, dass die Natur dem Gesteinsabbau weichen soll: „Es kann nicht sein, dass der Wald, der schon so sehr von den Witterungsbedingungen angegriffen ist, abgeholzt werden soll.“ Rehan zeigt auf den Bestand der Eichen: „Es wäre eine Schande, diesen wunderschönen Wald zu opfern."