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Freizeit Tanzenlernen in Calvörde leicht gemacht

Das Lernen der klassischen Tänze ist meist nur den jungen Leuten in den Städten vergönnt, denn auf dem Land werden in der Region meist keine Kurse angeboten. Maren Gericke vom Förderverein der Sekundarschule verrät, wie Jugendliche in Calvörde Tänze von Discofox bis zum Walzer trainieren können.

Von Anett Roisch 28.08.2022, 17:27
ucy Goldacker tanzt mit Neo Märkisch und Justine Stief mit Paul Kampe (vorn; v.l.). Beim ersten Kurs der Sekundarschule „Brüder Grimm“ in Calvörde tanzen auch Leonie Herrmann mit Marvin Alpermann, Fiona Baier mit Noah Schneider, Lukas Weber mit Leni Feierabend, Lucy Ettel mit Tristan Wendt und Maike Harms mit Paul Lehmbruch (hintere Reihe; v.l.). Zu den Kursteilnehmern gehören außerdem Franz Pesch und Leonie Deutschmann (nicht auf dem Bild).
ucy Goldacker tanzt mit Neo Märkisch und Justine Stief mit Paul Kampe (vorn; v.l.). Beim ersten Kurs der Sekundarschule „Brüder Grimm“ in Calvörde tanzen auch Leonie Herrmann mit Marvin Alpermann, Fiona Baier mit Noah Schneider, Lukas Weber mit Leni Feierabend, Lucy Ettel mit Tristan Wendt und Maike Harms mit Paul Lehmbruch (hintere Reihe; v.l.). Zu den Kursteilnehmern gehören außerdem Franz Pesch und Leonie Deutschmann (nicht auf dem Bild). Foto: Anett Roisch

Calvörde - Unterricht in Musik, Melodie, Rhythmusgefühl und Takt – all diese Inhalte können auch ganz modern vermittelt werden, weiß der ausgebildete Tanzlehrer Christian Geppert. „Die Tanzschule war vor allem der Wunsch der Eltern. Als Förderverein der Schule haben wir alles daran gesetzt, die Idee umzusetzen“, erzählt Maren Gericke, Vorsitzende des Schulfördervereins der Sekundarschule „Brüder Grimm“.

Die Schüler lernen über mehrere Wochen verschiedene Tänze von Discofox über Walzer und Foxtrott bis zum Cha-Cha-Cha. Die meisten Jugendlichen machen den Tanzkurs, weil sie daran Spaß haben.

Aber es geht nicht nur um Spaß, sondern auch darum, Gleichaltrige näher kennen zu lernen, um mit den einstudierten Schritten später beim Schulabschlussball zu glänzen oder auch bei der nächsten Hochzeit tanzen zu können. „Lieber bei der Abschlussfeier tanzen, als dort nur doof rumstehen“, das dachte sich auch Lucy Goldacker. Sie zählt zu den Teilnehmern des ersten Tanzkurses im Saal des Goldenen Löwen. „Tanzenlernen macht Spaß“, gesteht Neo Märkisch, während es zum Song „Fühlt sich wie fliegen an“ von Max Herre, um die Grundschritte zum Disco Fox geht.

Tanzlehrer möchte seine Begeisterung weitergeben

Geppert wohnt seit September 2021 in Haldensleben. Die Liebe führte den 36-Jährigen aus Paderborn in die Kreisstadt. Drei Jahre lang hat er den Beruf gelernt und möchte seine Begeisterung für den Tanz nun weitergeben. Über den Haldensleber Sportclub (HSC) hat er eine eigene Abteilung Tanzen aufgebaut. Der junge Lehrer hat während seiner Ausbildung das Vermitteln aller Standardtänze und lateinamerikanischer Tänze gelernt, auch Modetänze wie Disco Fox zählen zum Unterricht. Außerdem hat er spezielle Qualifikationen für die Richtungen Tango Argentino, Stepptanz und Line Dance erworben.

Der eine oder andere männliche Kursteilnehmer wurde von den Eltern verdonnert, den anderen überredete die Freundin oder die Clique. Irgendwie kommen Jungs in den Tanzkurs - mehr oder minder – freiwillig. Aber wenn alle mitmachen, fällt vermeidlich Uncooles zu tun, anscheinend leichter. Und für einen Kurs spricht mehr als nur das Tanzenlernen, weiß eine Mutter, die geduldig auf ihren Sohn wartet, aus eigener Erfahrung.

Es seien die Rahmenbedingungen, die den Tanzkurs zum besonders guten Ort für Flirts machen, weiß auch Geppert. Beim Tanzkurs stimmen die Voraussetzungen einfach: Es ist eine Gruppe mit Mädchen und Jungs, die sich regelmäßig trifft. „Außerdem fasst man sich beim Tanzen an, steht Gesicht zu Gesicht und muss gemeinsam Aufgaben lösen“, beschreibt Maren Gericke.

Zum Abschlussball gehört der Anzug

Beim Tanzen dauert es zufolge nicht lange, bis Mädchen fragen, was der Junge denn sonst so macht. In einer Tanzschule gibt es eine stumme Regel. „Wenn Jungs Mädchen fragen, ob sie tanzen möchten, müssen sie ja sagen. Das macht es dann leichter.“

Zu DDR-Zeiten zählte die Tanzschule und der krönende Abschlussball einfach zum Erwachsenwerden dazu. Damals waren die Regeln meistens sehr streng. Steif ist Tanzen heute nicht mehr. Zwar gehört zum Abschlussball immer noch der Anzug im besten Fall mit Fliege oder Krawatte. Aber im Unterricht trägt man ganz normale Sachen. Mit Image-Problemen und zu wenig Kundschaft haben Tanzkurse keine Probleme.

„Standardtänze sollten meiner Meinung nach Jugendliche aber erst ab 12 oder 13 Jahren lernen“, sagt Geppert, der Mitglied im Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband ist.

Show „Letz Dance“ löst Hype bei Jugend aus

Fernsehshows wie „Lets Dance“ hätten einen Hype ausgelöst. Und so mancher, der sich in der 8. oder 9. Klasse noch weigerte, zur Tanzschule zu gehen, steht plötzlich in der 10. auf der Matte.

„Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause sollen die Jugendlichen auch mal wieder Spaß haben“, betont Maren Gericke.

Begeistert von der Idee des Tanzenlernens ist auch Schulleiter Claudio Kühn, der froh ist, den Förderverein mit seinen engagierten Mitgliedern an seiner Bildungseinrichtung zu haben. Die Vereinsvorsitzende plant schon den nächsten Kurs und wirbt Sponsoren, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. „Vorgesehen ist in Zukunft – durch einen Kooperationsvertrag – dass immer für die neunten Klassen ein Kurs stattfindet. Dies soll im Herbst sein“, blickt Maren Gericke voraus. Sie informiert außerdem, dass engagierte Eltern, Großeltern, Lehrerinnen und Lehrer und alle, denen die „Schule am Ort„ etwas bedeutet, als neue Mitglieder willkommen sind. „Wir suchen natürlich aktive Leute, die den Verein tatkräftig unterstützen“, betont die Vorsitzende.