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Therapiehund Haldensleber Schulhund als Sorgenfresser

Regelmäßig ist Besuchshund Carlo mit an der Haldensleber Alstein-Grundschule. Dann ist er Freund und Seelentröster.

23.09.2019, 23:01

Haldensleben l Ganz ruhig steht er inmitten der Schülertraube und schaut mit seinen hellbraunen Augen durch die wenigen Lücken, die die eng an eng stehenden Kinder ihm lassen. Viele kleine Hände tätscheln sein Fell, alle wollen ihn berühren – Besuchshund Carlo hat viele Fans auf dem Schulhof. Er ist seit Februar mitsamt Frauchen Franziska Reinhold ein Teil des Schulalltags geworden. Dort hilft er den Kindern bei großen und kleinen Problemen.

Vier Jahre lang wurde der Labrador auf den Moment vorbereitet, an dem er kleinen Kindern helfen kann. „Schon als ich Carlo als Welpe geholt habe, war es mein Traum, in einer Einrichtung mit ihm zu arbeiten“ sagt die 33-jährige Franziska Reinhold. Ihr ganzes Studium hat sie darauf ausgerichtet. Als sie sich an der Grundschule „Gebrüder Alstein“ in Haldensleben bewarb, war klar: Carlo soll nun sein Arbeitsleben beginnen.

Und sie hatte Glück, denn die Alstein-Grundschule kennt sich bereits mit Hunden an der Schule aus. Therapiehündin Merle wird als Schulhund einmal in der Woche im Unterricht eingesetzt. Nun kommt drei Mal pro Woche Carlo hinzu, der als Besuchshund in der Einzelfallhilfe, in der Arbeit mit Kleingruppen, in der Pausengestaltung und im Anschluss an den Unterricht in der Freizeitgestaltung zum Einsatz. „Ich war begeistert von der Idee mit Carlo. Wir sind ja Hunde-erprobt und es ist wirkliche eine Bereicherung für die Einrichtung“, sagt Schulleiter Michael Blaschke.

Der hellbraune Labrador ist dann Eisbrecher, Seelentröster, Sorgenfresser oder Freund – je nachdem, was das Kind vor ihm gerade braucht. „Im Prinzip ist er ein zusätzliches Mittel meiner Arbeit“, erklärt Franziska Reinhold. Gerade bei Einzelfallhilfen brauchen Kinder eine spezielle Förderung – sei es emotional oder kognitiv. Dann ist Carlo mit dabei und unterstützt die Kinder. Manchmal geben sie ihm kleine Denksportaufgaben, manchmal ist er einfach Pausenclown in angestrengten Situationen oder Entspannungshund in der Pause.

Bis Labrador Carlo so vielseitig arbeiten konnte, musste er mitsamt Frauchen eine Ausbildung bestehen. Als „Besuchshund“ hat Carlo eine Brückenfunktion – der Mensch macht also immer noch die Arbeit. Beim Therapiehund ist das anders. In der Ausbildung sind Franziska Reinhold und ihr Hund zu einem Duo geworden, das zusammen mit den Kindern arbeitet.

Dabei verstehen sich die beiden fast blind. Der gutmütige, offene Hund weiß, wann er einfach nur an der Seite eines Kindes liegen soll und wann er kognitiv mit dabei sein muss. Er zeigt seinem Frauchen auch an, wenn es ihm zu viel wird. Wenn ihm das Streicheln auf dem Hof mit den Kindern zu bunt wird, geht er einen Schritt zurück. Das nonverbale Zeichen für Franziska Reinhold: Es ist genug.

Als Besuchshund hat Carlo aber manchmal auch mehr als eine Drei-Tage-Woche, denn am Wochenende besucht er mitunter noch Alten- und Pflegeheime. Das gehört zum Deal mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), über den die Aubildung des Hunde lief. Dann sitzt Carlo nicht bei jungen, sondern alten Menschen und macht doch die gleiche Arbeit.

„Es ist bewiesen, dass Hunde eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System haben“, sagt Franziska Reinhold. Es gebe kaum jemanden, der in ihr Büro kommt, ohne zu lächeln – Carlo löst das bei vielen Kindern als auch bei Erwachsenen aus. Damit er in der Schule erfolgreich arbeiten kann, wurden vorab alle Eltern und Kinder darauf vorbereitet. Wer Angst hat, muss nicht mit dem Tier arbeiten.

Doch meistens fliegen Carlo die Herzen nur so zu. Dass dann am anderen Ende der Leine noch jemand ist, geriet dann fast in Vergessenheit. „Ich freue mich, wenn wir den Kindern gemeinsam helfen können“, sagt Franziska Reinhold. In dem Moment steht Carlo schon neben ihr und stupst an ihre Jacktasche – dort hat Frauchen immer die Leckerlies versteckt.