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Vereinsjubiläum Das alte Kulturgut der Geflügelzucht

Auf eine 130 Jahre alte Vereinsgeschichte können die Zuchtfreunde des Rassegeflügelzuchtvereins 1888 Haldensleben zurückblicken.

Von Carina Bosse 19.03.2018, 11:00

Bülstringen l 130 Jahre Vereinsgeschichte in einen 20-Minuten-Festvortrag verpackt, so blickte Vereinsvorsitzender Eckhard Hermes am Sonnabend zum Jubiläum des Rassegeflügelzuchtvereins 1888 Haldensleben auf eine bewegte Geschichte voller Höhen und Tiefen zurück.

Sie nahm am 14. März 1888 in der „Kornähre“ am Haldensleber Marktplatz ihren Anfang. Damals sei das Interesse an der Geflügelzucht groß gewesen, so Eckhard Hermes. Viele hätten sich wegen des Fleisches und der Eier dem Geflügel zugewandt. 15 Hühnerzüchter, dazu Tauben- und Kanarienvögelzüchter vereinten sich unter dem Vereinsvorsitz von Philipp von Nathusius.

Um die Jahrhundertwende schwankten die Mitgliederzahlen zwischen 20 und 30, zwischenzeitlich stiegen sie auf mehr als 50. Meist kriegsbedingt kam die Vereinsarbeit immer mal wieder zum Erliegen, ohne dass sich der Verein auflöste. 1919 übernahm Haldenslebens erster Bürgermeister, Otto Boye, den Vereinsvorsitz. Trotz schwieriger Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1948 das 60-jährige Bestehen begangen. Alljährliche Leistungsschauen fanden guten Zuspruch, wurden unter anderem in Rätzlingen abgehalten.

Zu DDR-Zeiten gingen die Vereine im Verein der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) auf. Viele wurden Mitglied, allein schon wegen der Futtermittelbeschaffung.

Zum 100. Jubiläum 1988 konnte ein Gebäude in Haldensleben erworben und restauriert werden, erste zarte Kontakte zum Nutzgeflügelzuchtverein (NGZV) Klecken von 1921 wurden geknüpft.

„Die Wendezeit läutete eine neue Etappe in der Geflügelzucht ein“, blickte Eckhard Hermes zurück. Am 12. Juli 1990 gründete sich der Verein mit 47 Mitgliedern neu. Der Partnerverein NGZV war dabei, im selben Jahr nahmen die Haldensleber Rassegeflügelzuchtfreunde erstmals an einer Schau in Klecken bei Hamburg teil. Bis heute bestehen, wenn auch nicht mehr ganz so intensiv wie am Anfang, partnerschaftliche Bande nach Klecken.

Rudolf Weißenborn hielt zu dieser Zeit über Jahre das Zepter des Vereinsvorsitzenden in seinen Händen, bis er 1998 von Elisabeth Hebekerl abgelöst wurde. Zu dieser Zeit gewann nicht nur die Geflügelzucht, sondern auch ein aktives Vereinsleben und die Traditonspflege zunehmend an Bedeutung.

Vereinsfahrten, regelmäßige Mitgliedertreffen, gesellige Beisammensein und in der Vorweihnachtszeit eine Feier mit Ehrung der Besten gehören mittlerweile zu den festen Ritualen.

2008 im Jahr des 120-jährigen Vereinsbestehens fanden die 84. Geflügelschau mit 256 Tieren von 19 Ausstellern in der Bülstringer Landhausscheune statt.

2013 steckte der Verein nach dem 125-jährigen Jubiläum in einem Tief. Mit einem Schlag hatten acht Mitglieder aufgegeben. Eckhard Hermes übernahm als 14. Vorsitzender die Verantwortung dafür, dass der Verein bestehen blieb und sich wieder wie Phönix aus der Asche erhob. Er nutzte die Gelegenheit, um sich bei allen zu bedanken, die dem Verein auf vielfältige Weise die Treue halten, sich mit ihm verbunden fühlen und dafür sorgen, dass die alljährlichen Schauen zu einem Höhepunkt im Vereinsleben werden und viele Gäste daran teilhaben können. Jüngstes Vereinsmitglied ist Florian Liebrecht, dem Papa Christian die Freude an der Geflügelzucht mitgegeben hat. Der Junge wurde in diesem Jahr in die Vereinsreihen aufgenommen.

Eckhard Hermes freute sich sehr, dass er den NGZV-Vereinsvorsitzenden Friedo Hauff am Sonnabend zur Festveranstaltung im Begegnungszentrum begrüßen konnte. Der überreichte nicht nur einen Ehrenteller, sondern hatte auch einige Chronikeintragungen seines eigenen Vereins über die Zusammenarbeit mit den Haldensleber Zuchtfreunden über die rund 200 Kilometer lange Strecke mitgebracht.

Begrüßen konnte der Vereinschef aber auch Sabine Wendler, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Haldensleben, Bülstringens Vizebürgermeister Klaus Dieter Bayerke sowie die Kreisverbandsvorsitzenden der Geflügelfreunde, Stefan Brücher, und der Kaninchenfreunde, Martin Stichnoth.