Volksbegehren Druck für mehr Lehrer

Der Lehrermangel in der Börde ist ernst. In Haldensleben sammelt die Lehrergewerkschaft GEW Unterschriften für das Volksbegehren.

02.03.2020, 23:01

Haldensleben l Die Bildungsgewerkschaft GEW will stärker für das Volksbegehren gegen den Lehrermangel in der Börde mobilisieren. Der Kreisverband hat eine „Woche der Unterschriften“ angekündigt. Vom 30. März bis zum 3. April soll in bis zu 170 Ortschaften im Landkreis gesammelt werden, koordiniert aus dem GEW-Büro in Haldensleben, der „logistischen Zentrale“ für die Aktionstage, wie es in einer Mitteilung der Gewerkschaft heißt.

Zum Unterschriftensammeln aufgerufen sind alle Unterstützer und Mitglieder der GEW im Landkreis. Außerdem erhofft sich die Gewerkschaft Hilfe von den verschiedenen Bündnispartnern des Volksbegehrens, darunter Eltern- und Schülervertretungen. Einige Eltern haben laut der GEW-Mitteilung bereits zugesagt, die Aktion zu unterstützen. In einigen Orten werde man „straßenweisen“ vorgehen, am 2. April soll es zudem in allen Orten „zentrale Sammelpunkte“ geben.

Ziel des Volksbeghrens ist ein fester Personalschlüssel an Sachsen-Anhalts Schulen. Das Land müsste so mehr als 2000 Pädagogenstellen umgehend besetzen. Um diesem Ziel näher zu kommen, brauchen die Aktivisten bis zum 7. Juli landesweit 163 800 Unterschriften (neun Prozent aller Wahlberechtigten). Gelingt das, müsste der Landtag über das Anliegen befinden. Lehnt er das Anliegen ab, könnten die Bürger in einem Volksentscheid darüber abstimmen, wahrscheinlich zeitgleich zur Landtagswahl 2021.

Begonnen hatte die Sammel-aktion vor zwei Monaten. Wie viele Unterschriften seitdem zusammen gekommen sind, ist nicht bekannt. Gesammelt werden die Unterschriftenlisten in der Landesgeschäftsstelle der GEW in Magdeburg. Eva Gerth, Sachsen-Anhalts GEW-Vorsitzende, berichtet auf Nachfrage, man wolle in diesem Monat durchzählen und den Zwischenstand ermitteln.

Für die Aktionstage in der Börde hat die GEW keine konkrete Zielmarke ausgegeben. Volker Thiele, der Chef des Kreisverbandes, betont allerdings, er gehe davon aus, dass landesweit etwas mehr als 164.000 Unterschriften benötigt würden. „Wir befürchten, dass die Behörden die Listen restriktiv durchschauen“, sagt er. Sollten Namen, Geburtsdaten und Adressen nicht stimmen, sind die Unterschriften nicht gültig.

Zum grundsätzlichen Anliegen des Volksbegehrens betont Thiele, dass auch er nicht glaube, der Mangel an Pädagogen könne kurzfristig behoben werden. Ähnlich hatte sich Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) schon zu Beginn der Sammelaktionen im Januar geäußert. Der CDU-Politiker hatte darauf verwiesen, dass es an „geeigneten Bewerbern“ für den Lehrerberuf mangele. Dies werde sich auch mit einem festen Betreuungsschlüssel nicht ändern.

Wie groß das Problem in der Börde ist, haben die jüngsten Ausschreibungen gezeigt. Nach Angaben des Bildungsministeriums waren zur letzten Ausschreibungsrunde im November 64 Lehrerstellen im Landkreis Börde ausgeschrieben. Aus Mangel an geeigneten Bewerbern wurden einige der Stellen im Dezember und Januar erneut ausschrieben. Eine Zusage haben nun lediglich 18 Bewerber erhalten, was noch nicht bedeutet, dass diese 18 Personen die Stelle auch tatsächlich antreten. Landesweit sind laut Bildungsministerium 376 Zusagen für rund 850 im November ausgeschriebene Stellen verschickt worden.

Thiele hofft, dass das Volksbegehren den Druck erhöhe, damit langfristig mehr Lehrkräfte eingestellt werden. Die Politik müsse nun Geld in die Hand nehmen, um die Lehrerausbildung stärker zu fördern. Der Lehrermangel müsse zur „Chefsache“ erklärt werden, fordert Thiele, der selbst am Haldensleber Förster-Gymnasium Sport und Geographie unterrichtet.

Unterstützt wird das Volksbegehren auch vom Vorsitzender des Kreiselternrats, Torsten Rohde. „Durch den Mangel werden wir Zeugen, wie unsere Kinder in unserer Heimat stark benachteiligt werden“, betont Rohde. „Enorme Fehlstunden“ seien auch in der Börde ein Problem. Er hofft, dass das Volksbegehren die Aufmerksamkeit für diese Probleme erhöhen werde.