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Wettbewerb Wenn Kinder platt vertellen...

Der Wettbewerb „Schüler lesen platt“ steht an. Die Platt-Leser aus der Börde werden sich am 10. November in der Kulturfabrik vorstellen.

Von Marita Bullmann 21.10.2015, 01:01

Haldensleben l Alljährlich beweisen viele Mädchen und Jungen, dass plattdeutsch nicht ausstirbt. Die Kinder und Jugendlichen lesen plattdeutsche Geschichten so gut, dass die Jurymitglieder in die Bredouille kommen, wer denn wohl der beste Vorleser beziehungsweise die beste Vorleserin ist.

Für den Regionalwettbewerb Börde liegen bisher 15 Anmeldungen vor, berichtet Dr. Saskia Luther von der Arbeitsstelle Niederdeutsch an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg auf Nachfrage. Die Grundschulen Domersleben, Am Pechauer Platz Magdeburg, Börde-Grundschule Hermsdorf, „Friedrich Matthisson“ Hohendodeleben, Beverspring Bregenstedt und Am Wildpark Irxleben haben schon Teilnehmer gemeldet. Von den weiterführenden Schulen werden Teilnehmer aus dem Ökumenischen Domgymnasium Magdeburg und dem Professor-Friedrich-Förster-Gymnasium Haldensleben kommen. Dr. Luther setzt darauf, dass einige Schulen nach den Herbstferien noch ihre besten Vorleserinnen und Vorleser melden.

Für den Vorlesewettbewerb 2015/16 haben die Arbeitsstelle Niederdeutsch an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt, die den Wettbewerb gemeinsam ausrichten, eine Broschüre mit kurzen plattdeutschen Texten herausgegeben. Darin sind auch Texte von bekannten Plattsprechern aus dem Landkreis Börde enthalten.

„Fridolin, der Frosch“ und der „Angesthase“ von Margit Vogel aus Hohendodeleben, „Vochelfutter“ von Karin Rost aus Wanzleben, „Worumme denn, Opa?“ und „Eene Vertellje vorlesen“ in Barleber Platt von Hermann Orlamünde aus Colbitz sind da zu finden. Monika Mettner aus Ivenrode hatte „De Bremer Stadtmusikanten“ und „Warumme ick keine niehe Jeans ekrejjen hewwe“ beigesteuert, von Eva Brandt aus Oschersleben ist „Sauwat jiwwt et!“ und „De oole Zeitung von‘n Bodden“ enthalten und von Herta Tope aus Neuenhofe „Dat Schwienerennen“ und „Von en Pärehandel“. Selbstverständlich sind das nur Angebote.

Die Schüler können auch andere Kurzgeschichten vortragen. So vollzog beispielsweise Theresa Abel im Wettbewerb vor drei Jahren eine echte Punktlandung. Theresa besuchte zu der Zeit die Grundschule „Friedrich Matthisson“ Hohendodeleben und kam mit Holzpantoffeln und Kiepe auf die Bühne in der Kulturfabrik und erklärte „Ick bin ok eene Dohlähsche Kiepenfru“, so wie es schon ihre Uroma gewesen sei. Sehr unterhaltsam las sie dann die Geschichte über die Kiepenfru vor.

Alexandra Tschöke aus Hundisburg nimmt nicht nur an den Vorlesewettbewerben teil, sie liest auch mit ihrer Mutter Sandra Tschöke in ihrem Heimatort bei Veranstaltungen plattdeutsche Texte vor. Nur zwei Beispiele, die belegen, dass die plattdeutsche Sprache doch noch sehr lebendig ist. Sie muss nur gepflegt werden.

Die Wettbewerbe der vergangenen Jahre haben aber auch belegt, dass nicht unbedingt die Kinder und Jugendlichen beim Vorlesen am besten abschneiden, die aus Familien kommen, in denen noch plattdeutsch gesprochen wird. Immerhin hatte sogar Martin Selber, der wohl bekannteste Bördeplatt-Schriftsteller, platt erst gelernt und war nicht mit der niederdeutschen Sprache groß geworden.

Falls sich also Plattsprecher finden sollten, die bereit sind, in den Schulen Arbeitsgemeinschaften für die plattdeutsche Sprache anzubieten, stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass daraus vielleicht echte Plattdeutsch-Talente hervorgehen.

Anleitung, um auch spielerisch plattdeutsch zu lernen, bietet die Internetseite der Arbeitsstelle Niederdeutsch an der Magdeburger Uni www.platt-vorlesen-lsa.ovgu.de. Da gibt es unter anderem auch ein niederdeutsches Brettspiel „De Schape“ zum Selberbasteln oder das Lernspiel „Nu pass ma opp un sparre diene jüttjen Ohren opp“ zum Ausdrucken.