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Ausstellung Eine Persiflage auf den Massentourismus

Eine spanische Urlauberhochburg im Kleinformat ist noch bis Ende Juli täglich in einer Kuhlhausener Scheune zu besichtigen.

Von Ingo Freihorst 15.06.2020, 01:01

Kuhlhausen l Größer kann der Kontrast wahrlich nicht sein: In einer Region, die auf möglichst sanften und umweltverträglichen Tourismus setzt, werden Besucher in einer alten Kuhlhausener Scheune mit „Betonsilos“, welche eigens für den Massentourismus geschaffen wurden, konfrontiert. Zu sehen ist eine Rauminstallation der spanischen Urlauberstadt Benidorm, der Badeort liegt an der Costa Blanca. Präsentiert wird die Exposition ab sofort in der „Blauen Moschée“ nahe am Havelradweg. Ein Schild weist die Radler auf die Ausstellung hin.

Sämtliche Exponate bestehen aus Pappkarton, welchen sich Künstler Tom Korn aus Papiercontainern besorgt hatte. Um die Installation mit Fragmenten der südspanischen Touristenhochburg zu schaffen, hatte er sich 2016 in Potsdam einen Monat lang in der Galerie des Waschhaus-Kunstvereins einquartiert. Da er seit vier Jahren in Kuhlhausen wohnt, lag es nahe, auch hier mal die Kunstwerke zu präsentieren, welche fast 50 Hotels nachbilden. Als Vorlagen nutzte der Kuhlhausener seine in Spanien angefertigten Fotos, denn er beschäftigt sich hauptsächlich mit Architektur.

Der Kuhlhausener Herbert Dierkes war als Abiturient auch in den spanischen Urlaubsort getrampt und hatte dort am Strand übernachtet. Die Hotels dort empfand er als „pragmatisch“, sie boten dem Urlauber halt nur das Nötigste.

Architektonische Fragmente aus anderen Materialien sind an der anderen Wand der Scheune zu sehen. Dargestellt sind Fassaden von alten Hotelbauten in Polen, Griechenland, Spanien, Kroatien oder Bulgarien – von überall dort, wo das Meer den Strand küsst und sich Menschenmassen erholen. Von weitem muten die Wandteppiche wie Gemälde an, tritt man näher, erkennt man, dass hier Teppichreste und -muster professionell zusammengestellt wurden. Ausgeschnitten und zusammengeklebt hatte er die Collagen an langen Winterabenden.

Die Ausstellung in der „Blauen Moschée“ kann bis Ende Juli täglich besichtigt werden, die Tore der Scheune stehen offen. Wer die Exposition anschaut, ist wahrscheinlich froh, hier inmitten der Natur leben zu können.