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Besucherrückgang Dem Bismarck-Museum fehlt Personal

So wenige Besucher wie selten in den 18 Jahren des Bestehens des Schönhauser Bismarck-Museums streiften 2016 durch die Ausstellung.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 18.01.2017, 13:13

Schönhausen l Gern hätte Stiftungsleiterin Dr. Andrea Hopp andere Zahlen präsentiert. Denn mit 5528 Besuchern im vergangenen Jahr ist sie nicht zufrieden, „das ist eine der niedrigsten Zahlen seit 1998“. Sie bezeichnet die gesamte Situation des Museums in Schönhausen als bedrückend. Wegen des Personalmangels bleibt es bei den eingeschränkten Öffnungszeiten von 11 bis 16 Uhr und es gibt kaum Geld zur Umsetzung von Ideen.

Ihr Rückblick auf das vergangene Jahr fällt durchwachsen aus. Das erste Halbjahr musste „irgendwie überbrückt werden“, weil keine Arbeitskräfte wie sonst über den zweiten Arbeitsmarkt zur Verfügung standen. „Nur mit unseren zuverlässigen Honorarkräften, die einst hier im Museum tätig waren und uns weiterhin zur Verfügung stehen, konnten die Öffnungszeiten halbwegs abgesichert werden. Dafür ist aber unser gesamter Etat in Höhe von 5000 Euro, den wir jährlich vom Landkreis eigentlich für die historisch-politische Bildungsarbeit zur Verfügung haben, draufgegangen“, schildert Dr. Andrea Hopp die Situation. Ihrem Engagement war es zu verdanken, dass Drittmittel vom Leo-Baeck-Institut Deutschland flossen und im Rahmen des in Schönhausen auf die Beine gestellten Pilotprojekts „Jüdische Geschichte für Flüchtlinge” die Ausstellung „Angezettelt: Antisemitische Aufkleber und Gegenwehr“ – erstellt vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin – gezeigt werden konnte. Sie war ein großer Erfolg, ebenso wie das daraus resultierende Motto „Miteinander angezettelt“ für das seit Jahren erfolgreich umgesetzte Projekt „Kunst für Demokratie“, mit dem der Park im April mit unzähligen Aufklebern verwandelt wurde. „Dafür gab es von vielen Seiten viel Lob“, freut sich die Stiftungsleiterin über die Anerkennung.

Gleiches erhofft sie sich für das Vorhaben 2017: Es steht unter dem Motto „Brücken bauen“. Erste Ideen gibt es für den 1. April, wenn sich das gesamte Elbe-Havel-Land „bunt statt braun“ präsentieren will. Bei einem Forum am 3. Februar ab 18 Uhr wird am Programm gefeilt und eine kleine Kunstausstellung eröffnet. Wer Ideen für „Brücken bauen“ hat, ist zu 18 Uhr im Gärtnerhaus willkommen.

Ein Jahresprogramm mit Abendvorträgen und Sonderausstellungen wie in den Vorjahren gibt es für 2017 nicht. „Ideen haben wir noch und nöcher. Aber unter den derzeitigen Voraussetzungen sind sie nur begrenzt umsetzbar und ich bin froh, wenn wir mit den Beschäftigten über den zweiten Arbeitsmarkt wenigstens die eingeschränkten Öffnungszeiten aufrecht erhalten können. Die für einen funktionierenden Museumsbetrieb unerlässliche nachhaltige Planungssicherheit fehlt uns leider, das ist misslich. Wenn die Besucher vor verschlossener Tür stehen, hat das für eine solche Einrichtung unabsehbare Folgen.“

Trotz der Aufnahme Schönhausens in das Gesetz zur Errichtung einer Otto-von-Bismarck-Stiftung ist die Sachlage anders als bei den anderen Politiker-Gedenkstiftungen, die bundesfinanziert sind. Die Finanzierung der Otto-von-Bismarck-Stiftung Schönhausen wird unverändert über einen Kooperationsvertrag realisiert: Land, Bismarck-Stiftung, Landkreis und Gemeinde sind die vier Partner. Das Stiftungserweiterungsgesetz von 2016 sei eine Anerkennung der historisch-politischen Bildungsarbeit, „über die wir uns sehr freuen. Praktische Konsequenzen aber hat es nicht“.

Mit der vom Land so vorgeschlagenen und jetzt auch umgesetzten Lösung, die Öffnungszeiten und den Betrieb von Museum und dazu ja auch Touristinformation über das Programm „58+“ zu sichern, können die eigentlich an eine Politikergedenkstiftung des Bundes gerichteten Erwartungen nicht optimal erfüllt werden. Zumal hinzu kommt, dass das Museum in einem separaten Gebäude untergebracht ist, zu dem Besucher immer eigens begleitet werden müssen. „Wir bräuchten, wie in unseren Schwesterstiftungen, eine ausgebildete, fest angestellte Kraft mit entsprechender Ausbildung, dann ginge es unterstützend mit Kräften über den zweiten Arbeitsmarkt.“

Das Kultusministerium, das immer wieder die Wichtigkeit des Schönhauser Bismarck-Museums in der Museumslandschaft betont, ist über den unbefriedigenden Zustand informiert. Vom Landesinteresse zeugt, dass das Land weitere an die Bismarcksche Erbengemeinschaft restituierte Objekte aus dem Schönhauser Museum angekauft hat, darunter Bismarcks Uniform, die Germania-Skulptur, Bismarcks Diplomatentasche, das Metronomkästchen seiner Frau, das große Gemälde mit dem Reichstag von Wilhelm Geissler sowie diverse Büsten. Darüber wurde Dr. Andrea Hopp gerade informiert. Insgesamt befinden sich nun 33 der Museumsobjekte im Eigentum des Landes. Zu den früheren Landesankäufen zählen mit Kupferkanne und Ehrenschild die beiden Stücke, die auf der Weltausstellung in Chicago 1893 zu sehen waren, die Rathenower Bierfassböden, ein Hundehalsband, das prunkvolle Trinkhorn und der Dank für Bismarcks Sozialpolitik.

Trotz fortbestehender Ungewissheiten gehen Dr. Andrea Hopp und die Museumspädagogin Katja Gosdek mit Engagement ins neue Jahr. Für den Sommer planen sie eine kleine Reihe „Nachbarn begleiten Nachbarn durch Museum und Park“. Aber zunächst hat die Stiftung den 1. April im Blick. Sie hofft auf ein breites Engagement und viele Ideen für „Brücken bauen“.