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Ministerbesuch Bildungsminister Marco Tullner in Havelberg

Minister Marco Tullner hörte in Havelberg, wie Bildungslandschaft hier gelebt wird. Sie nicht zu beschädigen, ist sein Versprechen.

Von Andrea Schröder 09.11.2017, 18:32

Havelberg l Das erste Versprechen hat Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) schon eingelöst. Am Rande einer Landtagssitzung hatte ihn Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski im Sommer bei einem Gespräch über die Sicherung des gymnasialen Standortes zu einem Besuch in der Hansestadt eingeladen. Der fand am Donnerstag statt. Zwar kam der Minister ein wenig verspätet, dafür nahm er sich aber Zeit für Gespräche mit Kommunalpolitikern und Schulleitern, schaute nicht auf die Uhr.

Am Vormittag im Rathaus stellte der Bürgermeister mit den Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates die Umbaupläne für die alte Sekundarschule zur Grundschule vor. Dies spielte auch am Mittwochabend im Bauausschuss eine Rolle. Kämmerin und Bauamtsleiterin Petra Jonschkowski berichtete, dass die Hansestadt bis zum 30. November einen Förderantrag aus dem Programm Städtebau Ost stellen will, um in drei Bauabschnitten das Vorhaben bis 2021 verwirklichen zu können. Die Grundschule würde dann in der alten Sekundarschule ihr neues Domizil bekommen und der Hort in der jetzigen Grundschule, wobei vom Neubauteil die obere Etage abgetragen werden soll. Die Gesamtkosten würden bei 4,5 Millionen Euro liegen.

Eine Förderzusage kann der Minister nicht geben. Doch hörte er sich sehr interessiert die Berichte zu den Vorteilen der Schullandschaft in Havelberg an, die sich sehr konzentriert mit Grundschule, Förderschule, Sekundarschule und Gymnasium sowie Schülerinstitut SITI, Kreismusikschule und Volkshochschule sowie Sportanlagen an einem Standort befindet. Lobenswert findet er es auch, wie eng Kommunalpolitik und Schule hier zusammenarbeiten.

Im Schulzentrum wurde Marco Tullner von allen Schulleitern begrüßt und Sekundarschulleiterin Kerstin Meinschien zeigte ihm das vor wenigen Jahren umgebaute Gebäude der Sekundarschule, in der aktuell 260 Schüler lernen. Ein Abstecher wurde ins Gymnasium gemacht, das am Standort Havelberg von 203 Schülern besucht wird. Mit Tangermünde hat das Diesterweggymnasium insgesamt 793 Schüler, erklärte Schulleiter Roland Müller. Beim Rundgang nutzte der Minister die Gelegenheit, auch mit dem einen oder anderen Lehrer und Schüler, den er auf dem Flur traf, zu sprechen. Er hörte dabei von der Enge in Fachräumen im Gymnasium, die sich aufgrund hoher Klassenstärken mit bis zu 27/28 Schülern ergibt. Aber auch, dass das Lernen den Schülern Spaß macht, wie zum Beispiel die Neuntklässler des Gymnasiums versicherten, als er sich den Computerraum anschaute. Und auch davon, dass aufgrund der vergleichsweise kleinen Schulen eine gute Zusammenarbeit zwischen Schülern, Lehrern und Eltern besteht.

Im legendären Kellerklub hatten Schulleiter und ­SITI-Chef Hannes König die Gelegenheit mit dem Minister über die Dinge zu sprechen, die sie bewegen. Das betrifft zum Beispiel den Lehrernachwuchs. Auch wenn es an der Sekundarschule mit einer Unterrichtsversorgung von 100 Prozent gut aussieht, heißt das, dass alle an Bord sein müssen. Zudem gehen in den nächsten Jahren Lehrer in den Ruhestand, Nachwuchs wird dringend benötigt. Das betrifft auch die Grundschule, wo der Altersdurchschnitt bei 57,5 Jahren liegt, wie Schulleiter Lothar Riemann berichtete. In der Förderschule ist es ähnlich, sagte Schulleiterin Petra Heidrich. Sie erhielt gestern die Nachricht, dass sich eine Referendarin für eine ausgeschriebene Stelle beworben hat und sie somit bald mit einer neuen Kollegin rechnen darf.

Die Havelberger machten deutlich, dass bei Entscheidungen auf Landesebene die Besonderheiten der ländlichen Region beachtet werden müssen. Marco Tullner: „Ich will nicht der Minister sein, der die Bildungslandschaft hier beschädigt.“ Er könne sich sehr gut vorstellen, 2021 die neue Grundschule und den Hort miteinzuweihen und dann auch die Förderschule zu besuchen.