1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Der „Büroleiter“ der Karateschule

Blumenstrauß Der „Büroleiter“ der Karateschule

Zum Kindergeburtstag bei Familie Jeschke in Havelberg bekommt Familienvater Sven Jeschke unerwarteten Besuch.

Von Dieter Haase 18.11.2017, 00:01

Havelberg l Kindergeburtstag bei Familie Jeschke in Havelberg: Sohn Jonathan hat zu seinem sechsten Wiegenfest fünf Freunde aus der Kita eingeladen. Und natürlich feiert zu dem Anlass auch sein dreijähriger Bruder Ga­briel mit. Da klingelt es an der Tür ... Familienvater Sven Jeschke öffnet und ist überrascht, als er seinen Sportkameraden Marcel Reiß im Karate Gi (Karateanzug) vor sich sieht. Nein, das kann nicht sein. Wegen der Geburtstagsfeier hatte er sich doch für das Karatetraining entschuldigt. Und dann steht da auch noch ein Mann mit einem tollen, bunten Blumenstrauß, der sich als Volksstimme-Redakteur ausgibt. Was passiert hier? fragt sich Sven Jeschke. Für seinen sechsjährigen Sohn kann das alles doch bestimmt nicht gedacht sein.

„In dem Augenblick war ich völlig überfordert“, gibt der 37-Jährige wenig später zu. „Ich konnte mir absolut keinen Reim auf das alles machen. Bis Marcel mich dann darüber aufgeklärt hat, dass das eine Überraschung für mich sein sollte.“ Denn Sven Jeschke erhielt den Volksstimme-Blumenstrauß des Monats November. Marcel Reiß hatte ihn dafür vorgeschlagen, weil er in der Havelberger Karateschule „der Mann ist, der als ehrenamtliches Vorstandsmitglied so unheimlich viel hinter den Kulissen erledigt und dadurch nicht so im Vordergrund steht, wie ein Trainer oder der Vorsitzende. „Ein bisschen Karate zu machen, ist nichts gegen das, was Sven leistet.“

Sven Jeschke sei sozusagen „der ,Büroleiter‘ im Verein, all die rechtlichen Dinge, die man in unserem Sport beachten muss, und der ganze anfallende Papierkram sind ausschließlich sein Ding. Ein Haufen Arbeit also. Er zieht in seinem ,Büro‘ ganz alleine alle Fäden.“ Und zwar „so akribisch und genau, dass uns gar nichts Besseres passieren konnte, als ihn vor drei Jahren in unserer Karateschule aufzunehmen“, findet der Schulleiter Lothar Pietzschmann. „Sein Wissen und Können fördert die Entwicklung in unserem Verein, auch wenn das, rein sportlich gesehen, im Training und beim Wettkampf nicht so sichtbar wird.“

Ansonsten aber wissen Kinder, Jugendliche und Erwachsene des Vereins Sven Jeschkes Arbeit sehr zu schätzen. Unter anderem gehört dazu, dass die Erstellung einer Homepage für die Karateschule Havelberg, ihre Pflege und ständige Aktualisierung das alleinige Verdienst von Sven Jeschke ist. Sämtliche Ausschreibungen, Einladungen zu Turnieren mit wichtigen Hinweisen sowohl für die Sportler als auch für ihre Eltern gehen ebenfalls über seinen Tisch. „Wobei ich mir dann meistens noch einige gestalterische Elemente dazu einfallen lasse, damit das Ganze auch optisch anspricht.“ Das bereite ihm Spaß. „Erst, wenn es auch mir richtig gefällt, bin ich zufrieden“, macht der junge Mann deutlich.

Und was für ihn das Vorteilhafte an dieser ehrenamtlichen Aufgabe ist: „Fast alles davon kann ich abends oder am Wochenende zu Hause am PC erledigen, wodurch dann zumindest am Freitagabend auch noch die Möglichkeit für die Teilnahme am Training besteht.“ Und selbstverständlich müsse bei allem auch noch Zeit für die Familie bleiben.

Sven Jeschke, der bei der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Prignitz arbeitet, ist mit seiner Familie vor drei Jahren nach Havelberg gezogen. Einer seiner ersten Wege führte ihn zu der zu dieser Zeit gerade in Gründung befindlichen Karateschule Havelberg. „Das war ein absolutes Muss für mich“, erzählt er, „denn ich hatte gehört, dass dort noch nach Mitstreitern gesucht wird. Schließlich betreibe ich den Karatesport schon seit meinem 14. Lebensjahr – damit angefangen habe ich in Rheinsberg – und wollte auf diesen natürlich auch an meinem neuen Wohnort auf gar keinen Fall verzichten. Heute ist dass für mich ein prima körperlicher Ausgleich zur Arbeit im Beruf.“

So kam es, dass er dem Verein nicht nur beitrat, sondern zugleich auch noch eines seiner Gründungsmitglieder geworden ist. Und nicht nur irgendeines. „Ich bin gleich in den Vorstand und in die Funktion des Sport- und Jugendwartes gewählt worden.“ Bereits ein Jahr später erhielt Sven Jeschke dann das Vertrauen der Mitglieder als stellvertretender Vorsitzender. Das ist er auch heute noch.

Dass er sich so gut in rechtlichen Dingen auskennt – was sich schon bei der Erarbeitung der Vereinssatzung als äußerst wertvoll erwies –, liegt unter anderem an seiner vorherigen Tätigkeit als Gerichtssachverständiger. „Wenn mein Rat in solchen Dingen gefragt ist, dann helfe ich natürlich gerne. Allerdings: Alles kann auch ich nicht wissen ...“

Ein paar Worte in Bezug auf den Karatesport möchte er an dieser Stelle aber schon noch gerne los werden. „Ich lade alle gerne ein, sich einmal beim Karate auszuprobieren. Dabei spielt das Alter und das Geschlecht überhaupt keine Rolle. Karate kann jeder erlernen, ganz gleich ob Kind, Jugendlicher, Erwachsener oder Rentner. Immer nach den vorhandenen eigenen körperlichen Fähigkeiten beziehungsweise Möglichkeiten. Beim Karate lernt man vor allem sehr viel über sich selbst und kann aus diesem Grund daraus auch viel für sich mitnehmen.“

Wer Interesse habe, könne auch erst mal hineinschnuppern. Training ist jeden Dienstag und Freitag in der Turnhalle der Förderschule „Am Lindenweg“ – von 17 bis 18 Uhr für Kinder und Jugendliche und von 18 bis 19 Uhr für Erwachsene (am Dienstag jeweils eine Stunde früher).