Freude am Lesen und Aufschreiben

Wust l Nur erahnen kann man, wieviele Stunden Zeit Bärbel Conrad aus Sydow investiert, um als Lektorin für das Heimatbuch „Das Wissen der Region“ Geschichten zusammenzutragen, aufzuschreiben und zu korrigieren. „Bärbel hat gerade den Termin abgesagt!“ steht dem Sommerschulleiter Jörg Hellmuth der Schreck ins Gesicht geschrieben, als er die Volksstimme zur Übergabe des Blumenstraußes des Monats August am Wuster Speicher begrüßt. „Wir haben ihr eine Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass sie doch unbedingt kommen muss.“ Und dann kommt Bärbel Conrad doch um die Ecke gefahren. Zum Glück! Umso größer ist die Überraschung, dass es gar kein „normales Kaffeetrinken“ während der Sommerschulzeit in Wust ist, sondern die Verleihung des Blumenstraußes in Würdigung ihres Ehrenamtes. Sie ist peinlich gerührt, „andere machen doch viel mehr“, stellt sie ihr Licht unter den Scheffel.

Zu Unrecht! Denn es ist beachtlich, was sie ehrenamtlich leistet. Bis vor fünf Jahren war die Sydowerin Mitglied im Vorstand des Sommerschulvereins, „zum Glück merkt man aber gar nicht, dass sie kein Mitglied mehr ist“, sagt Jörg Hellmuth. Er weiß, dass auf Bärbel Conrad immer Verlass ist. Sie organisiert das Kulturprogramm, das die Sommerschule begleitet, nicht nur mit, sondern sie wirkt auch aktiv mit. So hat sie in diesem Jahr wieder aus dem Heimatbuch „Das Wissen der Region“ gelesen. An diesem 4. Band, in dem es um Geschichte und Geschichten aus dem Elbe-Havel-Land geht, hat sie als Lektorin wesentlichen Anteil. „Mich hatte Projektleiter Dr. Haacker vom Kulturförderverein Östliche Altmark auch gefragt, ob ich diese Aufgabe übernehmen könnte. Da ich aber weiß, wieviel Mühe das kostet und Zeit verlangt, habe ich abgelehnt“, erinnert sich Jörg Hellmuth. Bärbel Conrad hatte 2012, als die Planungen für Band 4 begannen, nicht abgelehnt. Schließlich liebt sie Literatur, war Deutschlehrerin und bis 1993 zur Schließung auch Schulleiterin in Wust. Die letzten Berufsjahre verbrachte sie an der Schönhauser Schule.

Mit Verzögerung wegen der Flut beginnt 2014 die Arbeit am „Wissen der Region“ zwischen Elbe und Havel. Unterstützung findet Bärbel Conrad in Heidi Sureck und Hartwin Ebel. Die beiden stehen ihr auch jetzt beim nächsten Band zur Seite. Es handelt sich um einen Erweiterungsband für Arneburg. Nachdem der erste Band ausverkauft war, sind nun schon über 30 Beiträge für die Erweiterung zusammengetragen. „Es macht so viel Spaß, die spannenden Geschichten, die man in keinem Buch nachlesen kann, zu hören“, schwärmt die Sydowerin von einem Gespräch mit einer 94-Jährigen. Was sie und andere Autoren, die nicht selbst schreiben wollen, erzählen, schreibt Bärbel Conrad auf, spricht es noch einmal durch und macht es dann fertig für das Buch.

Für das Elbe-Havel-Land gibt es noch Restbestände. „Es kommen immer wieder Leute, die danach fragen“, berichten Hartwin Ebel und Heidi Sureck, die im Sommerschulbüro und Muuuhseum tätig sind. Auch das, was über Sydow geschrieben steht, ist spannend. Davon konnten sich die Zuhörer des jüngsten Vortrages in Wust überzeugen. Es mussten noch Stühle geholt werden, um allen Gästen Platz zu bieten.

Bärbel Conrad hat schon als Kind gern gelesen, „ich hab mir immer heimlich was aus Vaters Bücherschrank genommen“. Später dann hat sie sich mit ihrem älteren Bruder ausgetauscht. Derzeit liest sie „Unter Leuten“ von Juli Zeh.

Aber wirklich viel Zeit hat sie dafür nicht, sie muss selbst schreiben. Wenn der Arneburger Erweiterungsband fertig ist, soll es ein „Wissen aus der Region“ Osterburg geben. Mit dabei dann wieder Lektorin Bärbel Conrad und ihre Helfer Hartwin Ebel, der die Bilder beisteuert, und Heidi Sureck, die alles abtippt.

Möchten auch Sie jemandem für sein ehrenamtliches Engagement mit einem Volksstimme-Blumenstrauß Dankeschön sagen? Dann melden Sie ich bei der Havelberger Volksstimme unter Telefon 039387/768 21 oder per E-mail an redaktion.havelberg@volksstimme.de