1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Chirurg: "Eine gute Alternative zur Versteifung des Handgelenks"

Am Havelberger Krankenhaus haben Patienten erstmals eine Prothese bekommen, die die Beweglichkeit ihrer Hand erhält und verbessert Chirurg: "Eine gute Alternative zur Versteifung des Handgelenks"

Von Andrea Schröder 08.02.2013, 02:15

Havelberg l Er konnte nicht mehr richtig zugreifen mit seiner linken Hand, das Gelenk war stark geschwollen und bereitete große Schmerzen. Diese Zeiten sind vorbei. Dank einer Handgelenkprothese. Detlef Witthuhn ist einer von zwei Patienten, denen im Havelberger Krankenhaus erstmals eine solche Prothese eingesetzt worden ist. Gibt es etwa mit Knieprothesen bereits seit langem gute Erfahrungen, war dies, wenn es um die Hand ging, nicht der Fall, berichtet Dr. Thomas Telschow. Die Prothesen waren noch nicht so ausgereift, nennt der Chefarzt der Chirurgie am Havelberger KMG-Klinikum den Grund dafür. Jetzt hat er diese Operation mit einem Modell praktiziert, mit dem er sehr zufrieden ist. Es ist sehr flach und gibt Halt und Stabilität, erklärt der Fachmann.

Anfang Dezember hat er Detlef Witthuhn operiert. Mittlerweile ist alles schon sehr gut verheilt. Eine nicht auskurierte Verletzung durch einen Unfall vor 40 Jahren war der Grund dafür, dass er sein Handgelenk nicht mehr richtig einsetzen konnte. Die Bewegungseinschränkungen nahmen immer mehr zu, die Schmerzen und die Schwellung ebenfalls. "Das war wie ein Überbein", erzählt der Havelberger und schaut sich seine Hand an. "Ich hätte selbst nicht gedacht, dass das so gut geht mit der Prothese."

Das Ziel der OP waren Schmerzlinderung und Erhalt beziehungsweise Verbesserung der Beweglichkeit. "Die Alternative wäre eine Versteifung des Handgelenks gewesen, um die Schmerzen zu lindern. Jetzt haben wir eine erhebliche Verbesserung der Beweglichkeit erreicht", berichtet Thomas Telschow.

Schon nach zwei Wochen hatte Detlef Witthuhn keine Schmerzen mehr. Eine Ergotherapie schloss sich an die OP an. Er kann mit der Hand schon wieder zufassen und sie auch leicht belasten. Das freut den passionierten Angler nicht nur in Hinblick auf die bald wieder beginnende Angelsaison, wo ihm schwere Ruten künftig keine Probleme mehr bereiten werden. "Meine Kumpels wissen schon Bescheid."

Die immer mal wieder aufkommende Kostendiskussion über den Sinn von Gelenkprothesen kann er ebenso wenig nachvollziehen wie Dr. Telschow. Schließlich ist das auch eine Frage der Lebensqualität. Detlef Witthuhn hat auch ein neues Kniegelenk und mit dem neuen Handgelenk kann er nun wieder Sachen machen, die vorher nicht möglich waren. Und er hat keine Schmerzen mehr.

"Ohne diese OP wären Kosten für Schmerzmittel, Krankengymnastik und möglicherweise für die Handgelenkversteifung auf die Krankenkassen zugekommen", ergänzt der Chirurg.

Ist der Einsatz einer Handgelenkprothese eine besondere Herausforderung? Abgesehen davon, dass das Handgelenk gegenüber anderen Gelenken einige Nummern kleiner ist, ist sie durch ihre dreidimensionale Funktion schon was besonderes, antwortet der Mediziner. Damit auch mit der Prothese alles funktioniert, müssen zum Beispiel die Sehnen in Ordnung sein und in ihrer Funktionalität erhalten bleiben. Eine Menge Erfahrung gehört schon dazu, sagt Thomas Telschow, der sich vor gut zehn Jahren auf die Handchirurgie spezialisiert hat. Man sollte öfter assistiert haben bei solchen Operationen und sich vor allem mit dem Hersteller der jeweiligen Prothese in Verbindung setzen, um sie zu kennen. "Vor fünf Jahren hätte ich mir eine solche Operation noch nicht zugetraut."

Handgelenkprothesen können zum Beispiel bei Patienten mit Arthrose, also Gelenkverschleiß etwa durch Rheuma oder altersbedingt, die Lebensqualität wesentlich verbessern. Detlef Witthuhn ist davon bereits fest überzeugt.