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Niedrigwasser Dammbalken dichten Schleuse ab

An der Havelberger Schleuse bietet sich seit Tagen ein ungewohnter Anblick: Havelseitig ist das Bauwerk mit Dammbalken abgedichtet.

Von Ingo Freihorst 22.04.2020, 01:01

Havelberg l Während im Vorjahr zeitweise alle Schleusentore offen standen, ist jetzt die große Havelberger Schleppzugschuse komplett durch Dammbalken abgeriegelt. Der Grund ist jedoch jedesmal der selbe: Der niedrige Wasserstand der Elbe.

Denn ist der Wasserstand in der Elbe niedriger als jener der Havel, drückt die Havel gegen die Schleusentore – dafür sind diese aber nicht konstruiert worden. Im Normalfall drückt nämlich die höher stehende Elbe gegen die Stemmtore, lediglich durch den Wasserdruck schließen diese. Dauert dieser Druck von der falschen Seite länger an, schließen die Tore zum einen nicht richtig und es drohen Schäden an deren Antriebstechnik, erläuterte Leiter Joachim Karp vom Rathenower Wasser- und Schifffahrtsamt WSA.

Zur Zeit steht die Havel an der Schleuse knapp einen halben Meter höher als die Elbe, denn die Havel befindet sich noch immer im Winterstau. Dieser wird im Mai langsam abgesenkt, ab Juni folgt dann der Sommerstau. Dabei wird die Havel um fast 60 Zentimeter abgesenkt.

Derzeit führt die Elbe Niedrigwasser – was für diese Jahreszeit äußerst ungewöhnlich ist, erklärte Joachim Karp. Ihr Wasserstand beträgt bei Havelberg normalerweise im Frühjahr um die vier Meter, jetzt ist es die Hälfte – Tendenz weiter fallend. Das sei wasserwirtschaftlich äußerst bedenklich. Grund ist der recht trockene Winter, weshalb in den tschechischen Bergen kaum Schnee lag. Zwar sei die Elbe noch schiffbar, aber die meisten Schiffer nutzen lieber den Elbe-Seiten- sowie den Mittellandkanal. Denn die Elbe ist zunehmend unpassierbar.

Bis vor etwa vier Wochen sei die Elbe noch gut gefüllt gewesen, erklärte auf Nachfrage Marco Schirmer vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft LHW. Doch weil es in den Bergen Tschechiens nach dem trockenen Winter kaum eine Schneerücklage gab, sank deren Wasserspiegel seither recht rapide. Derzeit sind es am Tag noch immer zwei, drei Zentimeter. Erschwerend hinzu kommt, dass die Tschechen auch noch ihre Talsperren auffüllen – das System war nach der ersten Elbeflut von 2002 verfeinert worden.

Befindet sich die Havel im Sommerstau, könnte es bei anhaltender Trockenheit und Niedrigwasser in der Elbe wieder geschehen, dass alle Schleusentore wie im Vorjahr offenbleiben. Das sei vor 2018 nur alle sieben, acht Jahre nötig gewesen. Seit zwei Jahren erfolge das alle vier, fünf Monate, berichtete Joachim Karp.