Seniorenheim Demenz: Digitale Technik hilft im Pflegeheim im Kreis Stendal
Bewohner mit Demenz haben einen „Zaubertisch“, die Tovertafel, im Pflegeheim in Sandau im Kreis Stendal . Digitaltechnik für Senioren ist nicht selbstverständlich.

Sandau. - Ein Leben ohne digitale Kommunikation erscheint kaum noch möglich. Selbst Senioren möchten ihr Smartphone mit dem, was es alles kann, nicht mehr missen Bei der Volkssolidarität gibt es Kurse oder die Unterstützung in der Familie, um sich mit der Bedienung besser zurechtzufinden. Doch wie sieht es aus, wenn Menschen mit Demenz stationäre Pflege und einen Platz im Seniorenheim benötigen?
Krankheiten wie Demenz schränken zunehmend Leben, Wahrnehmung und Kommunikation ein. Ist in der Pflege die Digitalisierung schon angekommen? Das Altenpflegeheim in Sandau nutzt bereits ein Stück der „Zukunftstechnik“ für seine Bewohner.
Die Tovertafel begeistert Pflegekräfte und Bewohner gleichermaßen. „Tover“ ist niederländisch und steht für Magie oder Zauber. Das Gerät selbst ist kein Zauber. Es ist ein kleiner Kasten, der an der Decke über einem Tisch angebracht ist, vollgepackt mit Elektronik. Die Technik ist es, die nach dem Einschalten etwas auf die Tischoberfläche zaubert.
Lesen Sie auch:Im Landkreis Stendal: Mit Herz und Erfahrung für Senioren im Pflegeheim arbeiten
Sterne zum Anfassen
Was macht die Tovertafel so besonders für Menschen mit Demenz? Stephanie Ilefeld, Pflegedienstleiterin im St. Marien Altenpflegeheim in Sandau, erläutert: „Dieses Gerät wurde explizit für demente Menschen entwickelt und ist für jedes Level geeignet, auch für Leute, denen alles schon sehr schwerfällt. Es geht um Hingucken, Zufassen, Wissen. Die Bewohner üben beim Spielen, reagieren, erinnern sich und lernen auch Neues.“ Sie startet per Knopfdruck auf der Fernbedienung die „Zauberei“.
Das Gerät an der Decke projiziert Lichtbilder auf den Tisch, die auf Handbewegungen reagieren. Die Bewohner im Pflegeheim, die schon mehrfach diesen „Zaubertisch“ erlebt haben, sind jedes Mal erfreut, wenn die Tovertafel im Beschäftigungsplan steht. Das Sandauer Gerät hängt abwechselnd in den Wohnbereichen. Was die Tovertafel auf den Tisch bringen kann, erscheint unerschöpflich. Man kann einfach buntes Herbstlaub vom Tisch wischen, im dunklen Himmel Sterne berühren oder Puzzleteile schieben und einsortieren. Besteck putzen oder Federn antippen, wo anschließend ein Reim erscheint, es trainiert das Erinnern. Sitzen die Bewohner an diesem Tisch und lassen sich auf das Spiel ein, spürt man ihre Aufmerksamkeit. Auf die jeweiligen Einschränkungen bei den Bewohnern wird durch die Pflegekräfte Rücksicht genommen.
Lesen Sie auch:Demenz - Ein Pflegeheim im Kreis Stendal bietet Freiraum
Die Level in der Tovertafel sind steuerbar. Neben den leichten Dingen gibt es schwerere Aufgaben. Das Gerät „zaubert“ auch Kreise mit Noten auf die Tischplatte. Beliebt sind die bunten Schmetterlinge. Sie schweben auf der Tischplatte und manchmal bleiben sie auf der Hand sitzen. Das „verzaubert“ die Bewohner.

Digital ist Thema der Zukunft
Dieser „Zaubertisch“ zeigt, dass das, was jetzt zweidimensional auf der Fläche erscheint, in naher Zukunft dreidimensionale Gegenstände oder Lebewesen werden könnten. Cerstin Franke, Leiterin in Sandau, weiß, dass ihr Einrichtungsteam mit der Tovertafel-Technik gut vertraut ist. Auch für die Pflegekräfte war es ein Lernprozess, die „Zauber“-Tafel und ihre Möglichkeiten in das Beschäftigungsprogramm einzubauen. Viele Pflegeeinrichtungen im Kreis Stendal haben dieses Angebot noch nicht.
Neben der elektronischen Variante bietet das Betreuungsteam auch die herkömmlichen Beschäftigungen an. Dazu zählen Spazierengehen und Singen mit den Bewohnern sowie gemeinsame Aufgaben in der Hauswirtschaft. Stephanie Ilefeld sagt: „Ganz hoch im Kurs steht das Bingospiel bei den Bewohnern. Das machen sie sehr gerne.“

Menschen bleiben wichtig
Andrea Frommke ist Leiterin im Seniorenwohnpark „Am Camps“ in Havelberg. Angesprochen auf das Thema Technik und Möglichkeiten, erzählt sie: „Wir hatten schon eine kurze Testmöglichkeit. Aber kleine Roboter, ob Hund oder andere Figuren, sind nicht preiswert. Auch das Aufmerksamkeitslevel für so etwas ist sehr unterschiedlich bei unseren Bewohnern.“
Im Evangelischen Seniorenzentrum in Havelberg sagt Pflegedienstleiterin Sarah Neumann: „Wir haben schon darüber nachgedacht. Es ist ein Thema, das kommen wird. Tablets oder Handys nutzen unsere Bewohner eher selten. Das wird in Zukunft mehr werden.“
Bei aller Technik und sonstigen Möglichkeiten sind es die Pflegekräfte selbst, die mit ihrer täglichen Arbeit in den stationären Einrichtungen die Qualität der Pflege beeinflussen und den Menschen auch im Alter das Gefühl geben, zu Hause zu sein.