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Demografiemanager Initiative gegen Einwohnerschwund

Die, die da sind, sollen bleiben. Und die, die weggezogen sind, sollen zurückkommen. Das ist das Ziel des neuen Demografiemanagers im Elbe-Havel-Land.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 29.10.2020, 00:01

Elbe-Havel-Land l Auch wenn der jüngste Trend hier in der Region nicht mehr ganz so drastisch scheint: Die Abwanderung aus ländlichen Regionen ist groß und die Schere, die zwischen Alt und Jung klafft, geht immer weiter auseinander. Dieser sogenannte Demografiewandel betrifft viele Regionen Deutschlands. Mit Leader-Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) wird der Demografiemanager bezahlt, der sich darum bemüht, dass dieser Wandel zumindest nicht so schnell von statten geht. Im Elbe-Havel-Land ist das die Aufgabe von Gerhard Faller-Walzer, der die auf 18 Monate befristete Stelle im Verwaltungsamt der Verbandsgemeinde erhalten hat.

Die ersten Arbeitstage liegen hinter ihm. Großartig Zeit zum Einarbeiten benötigte er nicht. Denn mit den Gegebenheiten im Elbe-Havel-Land kennt er sich bestens aus. 1995 von Berlin nach Wust gezogen, war er von 2003 bis 2009 hier Bürgermeister, bis 2017 wirkte er im Rat der Verbandsgemeinde mit. Und als Vorsitzender des Wuster Dorfvereins ist er Mitglied der Leader-Arbeitsgruppe, die sich um geförderte Maßnahmen im Altkreis Havelberg kümmert. Auf dem Gebiet des Regionalmarketings hat er bereits für die Altmark gearbeitet. Bestens vertraut ist der Wuster mit dem Integrierten Entwicklungskonzept (IEK) für die Verbandsgemeinde. Es ist quasi das Werk, das allem übergeordnet und auch Voraussetzung für die Fördermittelbeantragung ist.

Getreu dem Leitmotiv „Heimat Elbe-Havel-Land – Freiraum für modernes Landleben und eine starke Gemeinschaft“ arbeitet auch der Demografiemanager, dessen Aufgabengebiet umfangreich ist und zum obersten Ziel hat, das Leben hier auf dem Land attraktiv zu gestalten.

„Wir haben zwischen Elbe und Havelberg einiges zu bieten, dass das Leben lebenswert macht. Und das ist weitaus mehr als die Natur und die historischen Sehenswürdigkeiten, die uns für den Tourismus so attraktiv machen“, sagt Gerhard Faller-Walzer. „Die Infra­struktur mit Kindergärten und Grundschulen sowie Ärzten und Geschäften ist gut und es stehen auch Arbeitsplätze zur Verfügung – im touristischen Bereich und auch in Betrieben.“ Gerade im touristischen Bereich sei noch Luft nach oben, „da kann man mehr machen – gerade in Zeiten, wo der Tourismus innerhalb von Deutschland im Aufwind ist. Hier bei uns ist es einfach schön, da brauchen wir uns nicht vor den traditionellen Urlaubsregionen zu verstecken.“

Die Menschen, die im Elbe-Havel-Land leben, sollen sich wohlfühlen. Und die, die einst für Ausbildung oder Arbeit abgewandert sind, sollen zurück in die Heimat kommen. Auch, weil es hier eine gute Gemeinschaft gibt. Dazu gehören vor allem die Vereine. „Die Jugend muss verstärkt in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, sie soll ihre Zukunft hier aktiv mitgestalten – das geht beispielsweise in den Gemeinderäten sehr gut“, wünscht es sich der Demografiemanager. Generell müsse der Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden, „man darf nicht nur für sein Dorf und seine Gemeinde denken und entscheiden, sondern für das gesamte Elbe-Havel-Land“.

Ganz konkret hatte Gerhard Faller-Walzer den Unternehmerstammtisch für den 3. November vorbereitet. „Leider ist der nun wegen des Corona-Geschehens abgesagt. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Außerdem steht er in Kontakt mit dem Bauamt, um die freien Bauplätze aufzuschlüsseln – wichtig für junge Familie, die sich hier niederlassen wollen. Und die Webseite der Verbandsgemeinde (ausgenommen die neu gestaltete für den Tourismus) soll moderner werden.

„All die Ziele sind natürlich nicht von heute auf morgen zu erreichen, das muss wachsen. Aber wir können anfangen, eine Willkommenskultur zu entwickeln.“ Als Grundlage möchte der Demografiemanager die Bürger befragen, um einen sogenannten Wohlfühlindex zu erstellen. Ein entsprechender Fragebogen befindet sich in Vorbereitung, „da brauchen wir dann die Mitarbeit aller, um erst einmal zu sehen, womit die Bürger zufrieden sind und was ihnen gefällt.“

Zumindest im ersten Halbjahr 2020 zeichnete sich ein nicht so starker Rückgang der Einwohnerzahlen im Vergleich zu den Vorjahren ab. Das liegt auch daran, weil die Region im Speckgürtel von Berlin attraktiv ist. „Die Menschen drängen wieder von der Stadt aufs Land. Wir müssen deutlich zeigen, dass wir sie mit offenen Armen empfangen!“ Gerhard Faller-Walzer selbst fühlt sich seit seinem Umzug von Berlin nach Wust wohl, „ich bin herzlich empfangen worden und auch durch meine Mitarbeit in Vereinen sehr gut integriert. Ich will hier nicht mehr weg!“