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Dürre Futter für Kühe zusammenkratzen

Die Flut 2013, die Milchpreiskrise 2016 und jetzt der Dürresommer 2018 - die Landwirte können kaum durchatmen.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 22.08.2018, 14:16

Schönhausen l Weniger Einnahmen beim Getreideverkauf und hohe Ausgaben für den Zukauf von Futter machen die Kassen leer. Auch den Schönhauser Bauern Christian Bleis quälen Sorgen. „Wenn es doch bloß endlich ergiebig regnen würde“, blickt Christian Bleis zum strahlend blauen Sommerhimmel. Im Gespräch mit der Volksstimme versucht er, zuversichtlich zu bleiben. Aber er weiß, dass seinem Betrieb wieder mal schwere Zeiten bevor stehen. Denn zum einen fehlt ein großes Stück an den geplanten Einnahmen für den Verkauf von Getreide und zum anderen muss er Futter für seine 320 Milchkühe dazu kaufen.

War die Ernte der Gerste noch erstaunlich gut und hat fast Durchschnittswerte erreicht, wurden bei Weizen rund 75 Prozent des Durchschnittes und bei Roggen und Raps sogar nur 40 Prozent eingefahren, „da fehlt eine Masse Geld“. Von seinen 60 Hektarn Mais sind jetzt gut 30 Hektar gehäckselt – und die Silos nur halb so voll wie üblich. „Man wird sehen, was noch reinkommt. Der Mais steht sehr unterschiedlich, auf manchen Schlägen ist er tatsächlich mannshoch, gleich daneben dann ganz mickrig und ohne Kolben.“ Deshalb ist er froh, dass ihm zwei örtliche Bauern aushelfen können, auch wenn ihn der Zukauf von Futter eine hohe fünfstellige Summe kosten wird. „Am Futter kann man nun mal nicht sparen. Ein Kuh braucht pro Tag 40 bis 50 Kilo. Das einzige, was man tun könnte, ist die Zahl der Kühe zu reduzieren.“

Aber daran will der Landwirt noch nicht denken. Das Geld für den Milchverkauf braucht er, um die hohen Kredite zu tilgen. Denn Christian Bleis hat erst vor ein paar Jahren am Schönhauser Ortsrand investiert, um den über 300 Milchkühen beste Bedingungen zu bieten. Auch wenn in dem ringsum offenen Stall, in dem sich die Kühe frei bewegen können, auch noch zwei große Lüfter hängen, haben die Kühe an den besonders heißen Tagen des Sommers 2018 gelitten und weniger Milch gegeben. Und das in ganz Deutschland, was sich schon bald auf den Milchpreis in Deutschland auswirken könnte. Aber ob das Geld, das die Kunden mehr bezahlen müssen, dann auch 1:1 bei den Milchproduzenten ankommt, bezweifelt Christian Bleis. Die rund 32 Cent, die es derzeit pro Liter gibt, sind äußerst knapp, „und wir Bauern schreien nicht Hurra, aber allemal besser, als die zehn Cent weniger vor zwei Jahren“. Fair wären 40 Cent.

„Es gab immer schon Dürrejahre, damit leben wir Bauern. Aber über die Hälfte der Ausfälle so wie dieses Jahr – das ist schon hart.“ Große Hoffnungen setzt Christian Bleis jetzt noch in den dritten Grasschnitt, nachdem der zweite äußerst dürftig ausgefallen war. „Aber dafür müsste es endlich mal regnen, damit auf den Wiesen noch etwas wachsen kann.“ Denn neben der Maissilage ist die Grassilage für die Ernährung der Kuh genauso wichtig. Auch Stroh wird gebraucht. Aber selbst davon gibt es in diesem Sommer nicht genug. Deshalb hat Christian Bleis erstmals sogar Rapsstroh gepresst, „das ist etwas grober und grauer, aber die Kühe fressen es“.

Auch wenn die Umstände alles andere als rosig sind, will Christian Bleis durchhalten. Über die in Aussicht gestellten Hilfen des Staates will er sich nicht zu früh freuen. „Wer weiß, wieviel tatsächlich hier ankommt. Und wie soll das Geld gerecht verteilt werden. Gerade bei Mais fällt die Ernte so unterschiedlich aus. Wir hier in Elbnähe auf den schweren Böden haben rund 50 Prozent Ertragsausfall, im Schollener Raum dagegen ist fast Totalaufall.“

Zu viele Gedanken, zu viele Sorgen. Die muss Christian Bleis abschütteln und weitermachen – so wie jeden Tag. Denn seine 320 Kühe wollen fressen, egal wieviel Geld und Mühe ihr Futter in den kommenden Monaten kosten wird.