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Einsatz Rettungskräfte bergen Auto aus der Elbe

Riesenglück hatte ein Autofahrer, der bei Sandauerholz in die Elbe gefahren ist. Rettungskräfte bargen das Auto.

Von Andrea Schröder 22.12.2018, 21:43

Sandau/Sandauerholz l Es ist schon dunkel am Freitagnachmittag, als gegen 16.30 Uhr am westelbischen Anleger der Sandauer Fähre ein Auto in die Elbe fährt. Die Fähre liegt auf der ostelbischen Seite, Autos sind gerade draufgefahren. Plötzlich steigt eine Frau aus dem ersten Auto und ruft, dass am Ufer gegenüber ein Auto im Wasser verschwunden ist. Fährmann und Passagiere hören kurz danach Hilferufe. Der Fährmann setzt den Notruf ab und legt ab.

Auf der Elbe sehen die Passagiere dann das Auto unter Wasser leuchten, ein Mann bewegt sich im Wasser. Er ist offensichtlich orientierungslos, steht unter Schock. Einer der Passagiere auf der Fähre ist Feuerwehrmann. Er eilt zu dem Mann hin, nachdem die Fähre angelegt hat. Er steht brusttief im vier Grad kalten Wasser, als er den Mann ans Ufer holt. Dort kümmern sich andere Passagiere um die beiden Männer, bringen Rettungsdecken, um sie etwas zu wärmen. Als der Notarzt eintrifft, behandelt er beide wegen leichter Unterkühlung, der verunglückte Autofahrer kommt für eine Nacht zur Beobachtung ins Krankenhaus.

Am Unfallort treffen nach und nach sieben Feuerwehren aus Werben, Arneburg, Giesenslage, Sandauerholz, Iden, Rochau und Rohrbeck ein. Vorsorglich waren auch die Rettungstaucher der DLRG aus Tangermünde alarmiert worden. Doch sie müssen nicht mehr losfahren als klar ist, dass sich in dem versunkenen Auto tatsächlich nur eine Person befand. Bald darauf rücken alle wieder ab. Die Fähre kann fahren. Das Auto ist Richtung Fahrrinne abgetrieben. Die Elbe bleibt in dem Bereich für die Schifffahrt gesperrt.

Am Sonnabendvormittag alarmiert die Rettungsleitstelle Altmark dann gegen 10.30 Uhr zunächst die Sandauer und dann die Havelberger Feuerwehr zur Bergung des Autos. Mit mehreren Fahrzeugen rücken die Kameraden am Anleger der Sandauer Fähre an und setzen über den Fluss. Die Wasserschutzpolizei ist mit einem Boot vor Ort. Ein Kamerad geht mit an Bord, um genau zu orten, wo der Pkw liegt. Er befindet sich rund 50 Meter vom Fähranleger entfernt. Die Taucher der DLRG werden nach­alarmiert. Ohne sie bekommen die Feuerwehrleute das Stahlseil nicht ans Auto. Der Vorteil, so David Koch von der Havelberger Wehr: Es liegt auf dem Dach, da lässt es sich besser festmachen.

Das große Warten beginnt, als vorsorglich alles, was zum Herausziehen des Autos aus der Elbe notwendig ist, ausgepackt ist. Und auch bald das Frieren. Die Kameraden lenken sich ab, erzählen, was sie so kurz vor Heiligabend eigentlich gerade erledigen wollten. Einer war einkaufen, einer tanken, einer kochte gerade Mittag...

Die Drehleiter der Havelberger Feuerwehr wird vorsorglich wieder ins Gerätehaus zurückbeordert – wenn etwas passiert, soll sie schnell einsatzbereit sein. Auch der Verbandsgemeindewehrleiter aus Arneburg-Goldbeck, Michael Nix, kommt wieder zum Unfallort. Nicht nur er wundert sich, dass die Ehrenamtlichen zu Hilfe gerufen worden sind und keine Firma.„Wir selbst haben weder das Personal noch die Technik, um ein Auto aus dem Wasser zu bergen, und hier im Umkreis ist es schwierig, eine entsprechende Firma zu finden, zumal wir auch Taucher brauchen“, erklärt Kati Erlecke, Leiterin des Außenbezirkes Tangermünde des Wasser- und Schifffahrtsamtes, weshalb die ehrenamtlichen Rettungskräfte gerufen worden sind. Die Wasserstraße muss wieder frei gemacht werden. Auch wenn die Schifffahrt aufgrund der niedrigen Wasserstände arg nachgelassen hat, so gibt es doch hin und wieder bereits wieder Schiffe, die auf der Elbe fahren, wie zum Beispiel dieser Tage ein leeres Tankschiff.

Die Rettungsaktion gleich noch am Freitagabend zu starten, sei nicht erforderlich gewesen. „Das Erste, das zählt, ist die Personenrettung. Die war erfolgt. Bei Dunkelheit und Kälte wegen des Autos solch ein Bergungsmanöver zu starten, wäre aber nicht sinnvoll gewesen. Da wollten wir das Tageslicht abwarten.“ Sie ist froh, dass die Ehrenamtlichen so große Einsatzbereitschaft zeigen und dankt ihnen dafür.

Als die Taucher eintreffen, machen die Fährleute ihr Beiboot startbereit. Die DLRG-Männer lassen sich von der Fähre aus im Boot zu der Stelle treiben, wo das Auto liegt. Gesichert durch Seile, die die Kameraden führen.

Die Taucher Jens Dittberner und Erik Wernstedt bringen die Befestigungen an den Rädern und das aus mehreren Teilen bestehende Stahlseil an. Sie sind es gewohnt, bei Kälte, Dunkelheit und Dreck in Gewässer zu gehen. Das wird bei der Ausbildung trainiert, sagt Dietmar Schiess.

Inzwischen wird auch das Feuerwehrauto mit der Winde so in Position gebracht, dass es das Auto rausziehen kann. Dann kann die Bergung beginnen. Zentimeter für Zentimeter dreht die Winde, bald kommt das Auto zum Vorschein, wird an Land gezogen. Es liegt seitwärts, die Feuerwehrleute sorgen dafür, dass es auf den Rädern zum Stehen kommt. Dann ist für sie die Bergung beendet. Um den Abtransport muss sich der Eigentümer kümmern.

Gegen 14 Uhr gibt Kati Erlecke die Wasserstraße Elbe wieder frei. Die Fähre setzt wieder über den Fluss. Die Feuerwehren rücken in die Gerätehäuser ein – und hoffen, dass sie sich auf ein ruhiges Weihnachtsfest vorbereiten können.