Wunsch für 2024 Er möchte Deutscher werden und in Havelberg leben
Mohammed aus Jemen lebt seit acht Jahren in Havelberg und ist hier sehr gerne im Gastronomiebereich tätig. Die deutsche Sprache beherrscht er bereits recht gut.

Havelberg. - Kein Adventskranz mit Kerzen und auch sonst kein Kerzenschein, kein Weihnachtsbaum, kein Weihnachtsschmuck und keine Weihnachtsmusik in seiner Wohnung in Havelberg. Für den jungen Mann ist das etwas ganz Normales.
Mohammed ist eigentlich in Jemen zu Hause, genauer gesagt in dessen Hauptstadt Sanaa. Doch im Jahr 2015 floh er vor dem schrecklichen Bürgerkrieg dort. Schon aus dem Grund, weil dabei keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung genommen wurde. Auch auf den damals 16-jährigen Mohammed nicht.
Im Bürgerkrieg verletzt
Bei Angriffen auf seine Heimatstadt fing er sich drei Kugeln in seinem Oberkörper ein. Er überlebte, und damit das auch weiterhin so bleiben sollte, fasste er den Entschluss zur Flucht aus seinem Heimatland. Diese dauerte insgesamt drei Monate und führte ihn zunächst bis nach München, wo er seinen Asylantrag stellte.
Aus Bayern kam er dann 2016 als 17-Jähriger in die Unterkunft für unbegleitete minderjährige jugendliche Flüchtlinge, den sogenanntem „Fuchsbau“ an der Sporthalle in Havelberg. Mit 18 und damit volljährig in Deutschland, musste er sich dann selbst in Havelberg durchschlagen. Er fand eine Wohnung, in der er heute noch lebt. Inzwischen ist er 24 Jahre alt und stolz darauf, bisher fast alles Wichtige in seiner neuen Heimat geschafft zu haben.
Eine futuristische Idee von Havelberg
Havelberg stellt er sich übrigens in Zukunft noch ein ganzes Stück moderner vor. Digital hat er aus dem Grund eine futuristische Ansicht von der künftigen Stadtinsel erschaffen, „und ich möchte bei der Verwirklichung meiner Vorstellungen dann auch tatkräftig mithelfen“, versichert er. Woher das Geld für die Verwirklichung seiner Pläne aber letztendlich herkommen soll, das weiß er noch nicht. Sein eigenes Einkommen ist zudem recht klein und reicht gerade mal zum Leben.
Zurück zu Weihnachten. Dieses hat er in seinem Leben bisher noch nie gefeiert. Denn Mohammed gehört zu den 99 Prozent der Menschen im Jemen, die dem Islam angehören. Weihnachten ist kein islamisches Fest. Muslime sehen in Jesus nicht Gottes Sohn. Somit hat die Geburt Jesu keine religiöse Bedeutung für sie.
Noch nie Weihnachten gefeiert
„Für mich sind das Tage wie alle anderen im Dezember. Aber ich bin lange genug in Havelberg und habe in mittlerweile acht Jahren erlebt, wie sehr sich die Menschen auf Weihnachten freuen und begeistert dieses Fest feiern. Ich denke, ich werde wohl nicht mehr lange brauchen, bis ich selbst auch zu Weihnachten übergehe.“ In diesem Jahr hat er die ganze Zeit des Festes jedoch noch alleine zu Hause verbracht. Obwohl er mittlerweile so einige Freunde in der Domstadt hat. Einer allerdings besuchte ihn kurz und brachte einen Baumkuchen als Geschenk mit.
„Ich möchte künftig auch gemeinsam mit den Havelbergern feiern, schon, weil sie mir hier ein neues, sicheres Zuhause bieten und ich mich in der Stadt wirklich sehr wohl fühle."
Er spricht jetzt drei Sprachen
Denn Mohammed hat hier seit mehreren Jahren Arbeit im gastronomischen Bereich gefunden, unter anderem im „Dolce Vita“ am Dom und im ArtHotel am Schmokenberg. „Dort und auch bei Begegnungen in der Stadt sind mir viele Havelberger ans Herz gewachsen. Alles nette Leute“, findet er. Bei der Arbeit kommt ihm zugute, dass er mittlerweile auch die deutsche Sprache ganz gut beherrscht. Ansonsten spricht er perfekt Arabisch und Englisch. Und er hat seine Kochkünste weiter vervollkommnet. Wobei er allerdings in der Küche seiner Wohnung weiterhin sehr gerne arabische Gerichte zubereitet.
Zu Weihnachten machte Mohammed dabei allerdings eine Ausnahme. Für den 24. Dezember hatte er sich eine Packung mit Brust und Keule vom Huhn gekauft. Solch gutes Essen möchte er sich auch zu Silvester und zu Neujahr leisten. Denn der Jahreswechsel wird auch in Jemen immer groß gefeiert. Dafür gibt es keine religiösen Beschränkungen. „Ich werde in der Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar mit Freude den Havelbergern beim Silvesterfeuerwerk zusehen“, hat sich Mohammed vorgenommen, Selbst wird er aus finanziellen Gründen aber keine Raketen und auch nichts anderes in den Himmel schicken.
Und noch etwas hat sich Mohammed an Heiligabend gegönnt. Zum ersten Mal erlebte er den Quempas in der Sandauer Kirche, der ihn zum Kommentar „Sehr schön“ anregte. Obwohl er auf eine ganz andere Art von Musik steht: die aus seiner Heimat. Die hört er gerne auf YouTube und singt bestimmte Titel auch selbst.

Eigene Familie ist ein Ziel
2024 könnte für den jungen Mann ein ganz besonderes Jahr werden. Einerseits, weil er sich bereits jetzt auf die Zeit des Ramadan und des Zuckerfestes zu dessen Abschluss freut. Denn das möchte er auch weiterhin nicht missen, weil es gut für die Gesundheit ist und für Freude sorgt.
Schließlich begeht er im Februar auch noch ein Jubiläum, denn dann ist es 25 Jahre her, dass er das Licht der Welt erblickt hat.
Und andererseits würde es ihn noch viel mehr freuen, wenn er im nächsten Jahr deutscher Staatsbürger werden könnte. Mit einem deutschen Personalausweis und einem europäischen Pass. Alle Antragsformalitäten sind bereits am Laufen. „Ich hoffe, dass das klappt“, macht der 24-Jährige deutlich.
Und dann hegt er noch einen großen Wunsch für seine Zukunft. „Ich möchte hier in Havelberg eine eigene Familie gründen“, verrät er. Mit einer Frau, die ihn liebt und mit der er Kinder haben möchte. Aktuell sucht er noch nach dieser Frau. Darüber würde sich dann auch seine bisher zum Glück unbeschadet gebliebene Familie in Sanaa freuen, zu der sage und schreibe noch 16 Geschwister von zwei Müttern gehören. Zu allen pflegt er noch Kontakte per Telefon und über soziale Medien. „Ich weiß immer, wie es ihnen geht.“