Investor will Photovoltaikanlagen aufstellen Erneuerbare Energie: Pläne für Solar auf 155 Hektar bei Schönhausen
Am Schönhauser Ortsrand könnte eine riesige Solarfläche entstehen. Dem Gemeinderat obliegt die Entscheidung, ob das Genehmigungsverfahren auf den Weg gebracht wird.

Schönhausen/Hohengöhren - Es klingt verlockend: Geschätzt 140000 Euro spült die Solarenegie jährlich mindestens 20 Jahre lang in die leere Kasse der Gemeinde Schönhausen. Der Preis dafür ist hoch: 155 Hektar Acker und Weideland am nördlichen Ortsausgang in Richtung Hohengöhren werden mit Solaranlagen bestückt. Aufgeteilt sind sie auf neun Teilflächen, die größte befindet sich mit 82 Hektar rechts der B107 hinter der Bahnlinie Richtung Hohengöhren. Dann gibt es noch eine kleine Teilfläche rechts vor der Bahnlinie und weitere sieben Flächen links der B107 vor und hinter der ICE-Trasse.
Mit 15 Kilometern Zaun muss diese Fläche geschützt werden, Hecken sollen für etwas Sichtschutz sorgen. Diese 155 Hektar gehören 15 Eigentümern. Für 140 Hektar gibt es bereits die Unterschrift der Eigentümer für die Gestattung zur Umwandlung der landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Gemeinde müsste Bebauungsplan auf den Weg bringen
Damit das Verfahren aber überhaupt in Gange kommt, muss der Gemeinderat einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan fassen. Für diesen Plan sind dann Gutachten unter anderem zur Blendwirkung nötig. Gibt es Zustimmung und wird der Bebauungsplan beschlossen, könnte Ende nächsten Jahres Baubeginn sein und die Inbetriebnahme Ende 2023 erfolgen.
Könnte! Denn zunächst muss erst einmal die Mehrheit des Rates dafür stimmen. Die Meinungen bei der Vorstellung des Projektes am Montagabend im Bürgerzentrum durch die potenziellen Investoren gingen auseinander. Gottfried Bauch erklärte, dass man das Projekt „ohne Vorurteile betrachten und genau abwägen sollte. Wir als Rat haben Verantwortung für die Gemeinde und müssen sehen, wo wir Geld für den Ausgleich unseres nicht ausgeglichenen Haushaltes herbekommen.“ Ähnlich sieht es Bernd Bleis. „Wir sollten das Projekt genau prüfen, um nicht ins wirtschaftliche Abseits zu geraten.“ Für Dieter Hertel sind die in Aussicht gestellten 140000 Euro viel zu wenig, „wir müssten so viel bekommen, dass wir finanziell als Kommune keine Sorgen mehr haben. Aber es ist doch nicht mal sicher, wie viel Geld unterm Strich übrig bleibt. Denn durch die Mehreinnahmen werden wohl die Zuweisungen vom Land sinken.“ Wolfgang Gehrke aus Hohengöhren zeigte sich „erschüttert“ von der Größe, „wie soll man sich an diesen Anblick gewöhnen? Ja – wir müssen uns mit erneuerbaren Energien auseinandersetzen, aber auf so einer riesigen Fläche?“ Das will er erst einmal sacken lassen. Übrigens: Der Solarpark im Hohengöhrener Gewerbegebiet ist kleiner als zehn Hektar.
Von „einer Mondlandschaft“ spricht Ralf Tschentschel, der das gesamte Projekt „unmöglich“ findet. „Wir versuchen, junge Menschen hier auf dem Land zu halten und pflastern dann alles mit Solaranlagen zu? Die Natur ist das größte Gut, das wir hier haben.“ Doreen Braunschweig fragt, wie man den Dorfbewohnern erklären soll, dass sie so einen riesigen Spiegel vor die Nase gestellt bekommen sollen, die Menschen auf dem Land dagegen aber den höchsten Strompreis zahlen müssen. Das missfällt auch den anderen Räten. „Wir zahlen die höchsten Stromkosten, obwohl von uns hier der Strom kommt“, ärgert sich Gottfried Bauch.
Grundsatzbeschluss
Bernd Witt möchte anstreben, dass Schönhausen genau wie Wust-Fischbeck einen Grundsatzbeschluss zu Solaranlagen auf landwirtschaftlicher Fläche fasst. „Denn wir können doch so guten Boden nicht aufgeben. Es gibt genug Dächer auch auf Gemeindeland, die dafür genutzt werden können.“
Bürgermeister Jürgen Mund ist es wichtig, die Bevölkerung mitzunehmen und ihre Akzeptanz zu gewinnen. „Ich hoffe, dass die Gewinnung von ,grüner Energie’ unsere Bürger überzeugt. Wir werden sie detailliert über das Projekt informieren. Rings um uns herum ist erkennbar, dass mit Solar und Windkraft grüner Strom erzeugt wird – dem sollten auch wir uns nicht verschließen.“
Auf einer der nächsten Sitzungen muss der Rat eine Entscheidung fällen.