Betrugsmasche Falscher Polizist in Havelberg am Telefon
Diese Masche versuchen Kriminelle immer wieder: In Havelberg meldete sich ein vermeintlicher Polizist bei einem älteren Ehepaar.
Havelberg l Schon wieder haben Betrüger in der Region versucht ältere Menschen um ihr Erspartes zu bringen. Bei einem Ehepaar in Havelberg meldete sich ein vermeintlicher Polizist. Was genau geschah, schilderte das Paar der Volksstimme.
Dienstag (22. Juli) gegen 17 Uhr klingelt bei Familie Held in Havelberg das Telefon. Ein vermeintlicher Hauptkommissar erzählt, dass er verdeckt ermittle, weil in der Nachbarschaft eingebrochen worden sei. Zwei Täter seien gefasst, einer flüchtig. Dabei sei ein Zettel mit der Anschrift von Helds gefunden worden. Von ihrem Konto sollten 20.000 Euro abgehoben werden, was die Polizei storniert habe. Er wisse auch, dass Manfred Held gerade erst Geld in der Sparkassenfiliale in der Semmelweisstraße abgeholt habe. Es seien noch Dinge zu klären, sie sollten auf gar keinen Fall mit jemandem reden und der Hauptkommissar würde sich am nächsten Tag um 10 Uhr wieder melden.
„Das kam mir alles sehr komisch vor, zum Beispiel, weil er meinte, er rufe vom Havelberger Polizeirevier am Propsteiweg an, das ist aber der Propsteiplatz“, berichtet Christa Held am Volksstimme-Telefon. Von Betrügereien gerade bei älteren Menschen am Telefon hat sie öfter gehört und bei ihr schrillen die Alarmglocken. Sie lässt den Anrufer in dem Glauben, dass sie sein Spiel nicht erkannt habe, und stimmt dem Telefonat am nächsten Vormittag zu. Und ruft die Polizei an. „Ich bekam allgemeine Ratschläge, wie wir uns verhalten sollen, mehr passierte nicht“, schildert die 81-Jährige.
Am nächsten Tag klingelt tatsächlich das Telefon gegen 10 Uhr. „Ich habe die Stimme gleich wiedererkannt und zunächst mitgespielt und so getan, als hätte er zwei Doofe gefunden, die auf diese Betrügerein hereinfallen. Wir sollten dann genau machen, was er uns vorgibt und unser Konto abräumen. Als ich zu erkennen gab, dass wir seine Masche durchschaut haben, musste ich mir übelste Beschimpfungen anhören“, berichtet Christa Held. Sie ruft noch mal bei der Polizei an und spricht auch mit der Sparkasse. Je mehr sie darüber nachdenkt, ärgert sie sich über die Polizei. „Ich bin enttäuscht, dass uns keiner ausführlich zu dem Fall befragt hat und auch nicht auf das zweite Telefonat eingegangen ist. Ich habe noch mal bei der Polizei angerufen und bekam die Auskunft von dem Beamten, dass er, wenn ich keine Anzeige wegen versuchten Betruges erstattet habe, nicht viel tun könne. Das finde ich befremdlich.“
Am Nachmittag erstattet sie Anzeige. Bei der Volksstimme meldet sie sich, „um andere zu warnen und wachsam zu sein. Es sollte niemand auf so etwas reinfallen“. Christa Held berichtet, dass ihr Mann (84) die Telefonnummer des Anrufers nachverfolgen konnte. Zudem habe er beim Geldabholen in der Sparkasse einen Mann gesehen, „dem er nicht im Dunkeln begegnen möchte. Wäre bei einer Reaktion der Polizei schon am Dienstag nicht die Chance da gewesen, die Täter dingfest zu machen?“
„Wir nehmen solche Anrufe sehr ernst und raten jedem, dem so etwas passiert, sich auf jeden Fall bei der Polizei zu melden“, sagt Pressesprecherin Tanja Köhnke. Je mehr Angaben die Betroffenen machen, um so besser könne die Polizei reagieren. Den Fall von Familie Held bearbeitet nun die Kriminalpolizei. Wie oft solche „Polizei-“ oder auch „Enkeltricks“ vorkommen, lasse sich nicht so leicht beziffern. „Leider kommen solche Fälle immer wieder vor“, berichtet die Polizeihauptkommissarin. Aus eigener Erfahrung kennt sie zwei Fälle im Landkreis Stendal, wo die Polizei versucht hat, mit den Betroffenen bei einer Übergabe dabei zu sein. In einem Fall sollte eine Guthabenkarte an der Tankstelle gekauft werden. Es habe sich aber niemand mehr gemeldet.
Die Guthabenkarten, Paysafe genannt, sind eine beliebte Betrugsmasche. Oftmals werden die Betroffenen gebeten, den Code am Telefon durchzugeben. Das mache es dann schwierig für die Polizei und das Geld ist weg.
Es gibt verschiedene Dinge, um solchen Betrügereien vorzubeugen. Zum Beispiel den Eintrag im Telefonbuch zu ändern und dort nicht mehr den vollen Namen und die Adresse anzugeben. Denn die Täter würden ihre Opfer nach alt klingenden Namen auswählen. Beim Geldabholen rät die Polizeibeamtin, genau zu schauen, wer sich dort mit befindet und ob man verfolgt wird. So könnte es im Fall von Helds gewesen sein. Möglich ist auch, mit seiner Bank zu sprechen, dass die Mitarbeiter, sollte eine größere Summe abgeholt werden, nachfragen sollen, wofür das ist. Wenn keine Antwort kommt, sollen sie etwa bei der Tochter oder bei der Polizei anrufen. Bittet ein vermeintlicher Enkel um Geld, sollte dieser oder ein anderer Verwandter angerufen werden, um sich rückzuversichern. „Möglichkeiten der Prävention gibt es einige, die Regionalbereichsbeamten bieten dafür Beratungen an“, so Tanja Köhnke.
Zur Frage, weshalb die Polizei nicht konkreter auf den Anruf von Christa Held eingegangen ist, hat sich Stendals Revierleiter Carsten Töpfer eingeschaltet.