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Kegelverein freut sich über Spende vom Sportverein aus Wittenmoor / Anlage stand 30 Zentimeter unter Wasser Fischbeck: Scheck aus Kassel über 28000 Euro

Von Ingo Freihorst 15.07.2013, 03:27

Schier unermesslich sind die Schäden, welche die Flut im Elb-Havel-Land angerichtet hat. Um sie zu beseitigen, ist sehr viel Geld vonnöten - vor allem auch in Fischbeck. Die Spendenflut hier reißt nicht ab.

Fischbeck l Zur Bürgerversammlung am Freitag verkündete Bürgermeister Bodo Ladwig zu Beginn gleich mehrere gute Nachrichten - es betraf einmal mehr die Geldspenden. Zu Gast war diesmal eine Delegation aus Miltern. Ute Behr, Vorsitzende der dortigen Jagdgenossenschaft, Hauptpächter Friedhelm Damerow und Bürgermeister Klaus-Werner Linke übergaben 1000 Euro aus der Kasse der Jagdgenossen.

Mit aus Miltern angereist war zudem eine Truppe der Jugendwehr, Jugendwart Thorsten Paehr überreichte gemeinsam mit Marvin Benz und Georg Gewe eine Spende von 210 Euro an den Fischbecker Nachwuchs. "Der Förderverein hatte den Vorschlag unterbreitet, auf der Busreise der Jugendwehr statt für den Fahrer für Fischbeck zu sammeln", berichtet Thorsten Peahr über die Aktion. Sein Fischbecker Amtskollege Christopher Rzyski nahm den Scheck entgegen. Die Aktiven aus Miltern waren am Deich in Fischbeck ebenfalls im Einsatz gewesen, hatten später dann auch Keller ausgepumt.

Eine gewaltige Spendensumme hatte eine Frau Witzel aus Kassel eingesammelt: Sie stellte dem Bürgermeister einen Scheck über immerhin 28000 Euro aus. Auch dieses Geld wird mit in den großen Spendentopf für Flutopfer in Wust-Fischbeck fließen, sagte Bodo Ladwig. Er steckte den Scheck mit besonders großer Sorgfalt in die Tasche: "Den werde ich gleich einlösen!" Laut dem Bürgermeister habe die rege Spendensammlerin schon des Öfteren Aktionen mit Hilfsgütern gestartet und verfüge deshalb sogar über internationale Kontakte.

"Am 1. Juni haben wir noch unser Dorffest mit Preiskegeln und den Kindertag gefeiert, was nur zehn Tage später passierte, hätte ich mir nie träumen lassen" berichtet Petra Lobitz. Man merkt der Vorsitzenden des Fischbecker Kegel- und Sportvereins beim Reden an, dass sie immer noch sehr aufgewühlt ist. Denn nicht nur in ihrer Sportanlage steht sie vor einem Scherbenhaufen, auch ihr Eigenheim in der Darre wurde 35 Zentimeter hoch überflutet. Der Fußboden ist dort schon raus, nun sackte auch noch eine Wand ab, weshalb das Ehepaar vorsichtshalber wieder auszog.

Erst zehn Jahre alt ist die Kegelbahn, in der das Deichbruchwasser 30 Zentimeter hoch gestanden hatte. Der einst türkise Belag ist nun grau, ebenso die Seitenbereiche der beiden Bohlebahnen. Das Holz der Bahnen ist an etlichen Stellen verzogen, Absätze sind zu erkennen, auch die konkave Wölbung ist dadurch weg - jeder Kegler würde hier verzweifeln. "Hier muss alles raus", sagt Christian Brösamle. Die Fischbecker Männer kegelten immerhin in der Kreisoberliga - doch die neue Saison ist nun erst einmal abgehakt.

"Damals hatte die Anlage insgesamt 27000 Euro gekostet, im Kostenvoranschlag stehen jetzt 45000 Euro," berichtet Petra Lobitz ihren Gästen vom Sportverein Eintracht Wittenmoor. Unterstützung kommt auch vom Kreissportbund: Sollten genug Eigenmittel zusammenkommen, wird die Kegelbahn ganz oben auf der Liste der Fördergeld-Projekte stehen.

Die Wittenmoorer waren nicht mit leeren Händen in Fischbeck erschienen, sie übergaben eine Spende in Höhe von 665 Euro. "Wir haben den Saisonabschluss unserer E-Jugend diesmal etwas größer aufgezogen", berichteten Benno Lemke sowie Simone und Norbert Fried. Die Volkssolidarität und weitere Einwohner hatten Kuchen gebacken, es wurde ein sehr umfangreicher Basar. Als Begleitprogramm gab es ein kleines Fußballturnier. Der komplette Erlös ging nach Fischbeck.

"Im unteren Bereich der Kegelbahn war alles voller Schlamm", berichtet Petra Lobitz den Gästen davon, wie sie die Anlage nach der schlimmen Flut vorgefunden hatte. Als sie am nächsten Tag wieder hinkam, hatten Helfer aus Heilbronn schon alles gesäubert und ausgeräumt. "Heilbronn hilft", ist auf einer Tafel an der Wand zu lesen. Und: "Fischbeck dankt". Beim Aufräumen des Lagers halfen wiederum Rathenower, etliche Dinge konnten dabei auch gerettet werden, sie wurden gewaschen und geputzt.

"Viele Freunde hatten angerufen und ihre Hilfe angeboten", berichtet eine tief bewegte Petra Lobitz den Gästen. Sollte später mal irgendwoanders solche Hilfe wie in Fischbeck benötigt werden, wird auch sie mit dabei sein.

Auch andere Spenden hatten die Kegler zuvor schon bekommen: Der SV Walsleben hatte ein Turnier veranstaltet, dessen Erlös in Höhe von 1155 Euro für den Aufbau der Kegelbahn bestimmt ist, vom Sportverein aus Mahlwinkel kamen 500 Euro, Rot-Weiß Werben spendete 200 Euro.

"Eigentlich sollte heute unsere Fahrradtour nach Arneburg stattfinden", informierte Petra Lobitz. Denn der 52 Mitglieder starke Verein begeht in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläumsjahr wird wohl nicht nur im Kegelverein niemand so rasch vergessen:

Zur selben Zeit waren im Haus der Vereine auch Feuerwehrleute aus dem Brandenburgischen zu Gast. Sie kamen aus Hohen Neuendorf, im brandenburgischen Landkreis Oberhavel gelegen. Die Aktiven waren ebenfalls bei der Deichverteidigung in Fischbeck dabei gewesen, weshalb sie nach dem Deichbruch rege Spenden sammelten. "Am Ende hatten wir 32 Paletten mit hochwertigen Sachspenden zusammenbekommen", berichtete Hubert Mummenhoff. Er ist bei Mercedes-Benz stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, die Fahrzeugfirma stellte denn auch den bis unters Dach beladenen 40-Tonner für den Transport samt Fahrer kosenfrei zur Verfügung.

"Neue Kühlschränke, Waschmaschinen und Möbel sind dabei", freute sich Bürgermeister Bodo Ladwig über die dringend benötigten Gaben. Die gebrauchten Sachspenden - unter anderem Fernseher - wurden nur mitgenommen, wenn sie völlig einwandfrei waren, manches wurde auch aussortiert, berichten die Feuerwehrleute. Mit dabei hatten sie zudem eine Geldspende von 3850 Euro.

Am Wochenende zuvor hatte die Truppe mit anderen Wehren auf dem Oberhavel-Gebiet auch schon in Fischbeck und Kabelitz beim Aufräumen geholfen.