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Gesundheit Flüge gegen den Spinner

Das Bekämpfen des Eichenprozessionsspinners per Hubschrauber aus der Luft hat am Donnerstag in Havelberg für Medien- interesse gesorgt.

Von Andrea Schröder 15.05.2020, 01:01

Havelberg l „Wir hatten verschiedene Anfragen von Medien und haben deshalb zu einem Pressetermin eingeladen“, erklärt Sabrina Lamcha von der Pressestelle des Landkreises Stendal die Anwesenheit von Fernsehteams von MDR, NTV und RTL. Es ist Tag zwei der konzentrierten Bekämpfungsaktion gegen den Eichenprozessionsspinner. Der Landkreis Stendal koordiniert diese seit 1998. Seit 2002 erfolgt dies auch per Hubschrauber, berichtet Beigeordneter Sebastian Stoll. Auf rund 1200 Hektar werden im gesamten Kreisgebiet Eichen mit dem Biozid Foray ES, einem biologischen Insektizid, aus der Luft besprüht. Hinzu kommen 5000 Einzelbäume, die von Fahrzeugen aus behandelt werden.

„Wir haben nur ein schmales Zeitfenster von drei, vier Tagen. Die Bekämpfung muss zwischen dem zweiten und dritten Larvenstadium stattfinden. Denn ab dem dritten bilden sich beim Eichenprozessionsspinner die Brennhaare aus. Jetzt im zweiten Stadium beginnt er mit dem Lochfraß an den Eichenblättern, das ist die Zeit für die Bekämpfung, dann nimmt er das Mittel auf“, erklärt Jörg Borchardt, Sachbereichsleiter im Landeszentrum Wald Halberstadt. Das Aufbringen des Biozides ist von der Witterung abhängig. Mindestens zwei, drei Stunden sollte es nicht regnen, damit sich das Mittel gut auf den Blättern festsetzt.

Die Bekämpfung der Raupen wird über ein Monitoring begleitet. Dabei kontrollieren die Fachleute auch die Wirkung. Die liegt zwischen 70 bis 90 Prozent. Hubschraubereinsatz und Einzelbekämpfung erfolgen nicht pauschal. Es ist genau erfasst, wo der Eichenprozessionsspinner auftritt. Bezugnehmend auf die Kritik eines Havelbergers, dass damit womöglich gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstoßen wird, sagt Sebastian Stoll: „Für mich steht die Gesundheit der Menschen hier an erster Stelle. Ich habe Bilder von Betroffenen gesehen und kenne die Amtsärztin von Lüneburg, die mir berichtet hat, welche Folgen die Berührung mit den Brennhaaren haben kann. Ich möchte nicht, dass wir ein Kind mit allergischem Schock in einem Freibad retten müssen. Wir arbeiten mit einem zugelassenen Mittel, um den Menschen im Landkreis Sicherheit zu geben. Wir sammeln seit Jahren Erfahrungen, wissen, wann der richtige Blatttrieb und die richtige Witterung ist.“

Dass es wichtig ist, nicht nur in wohnortnahen Bereichen die Bekämpfung vorzunehmen, sondern auch angrenzende Waldflächen mit einzubeziehen, weiß Dieter Härtwig, Sachgebietsleiter in Ordnungsamt Havelberg, nur zu gut. Über Jahre war besonders der Bereich Vehlgast/Damerow stark betroffen. Viele Einwohner klagten über starke Beschwerden. Die können bekanntlich von juckenden Ausschlägen bis zu Asthmaanfällen reichen. „Seitdem auch die Waldgebiete einbezogen werden, haben wir Erfolg. Die Raupen treten nicht mehr in großen Massen auf. Die Bäume sind nicht mehr kahlgefressen. Der Erfolg zeigt sich auch daran, dass wir nach dem Besprühen der Eichen im Frühjahr später keine Nester mehr absaugen müssen.“