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Freie Uni Berlin Forschungsbericht zur Flut ist fertig

Der Bericht der Katastrophenforschungsstelle der Freien Universität Berlin zu den Folgen der Flut 2013 rund um Fischbeck ist fertig.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 06.10.2017, 16:17

Fischbeck/Kamern l Wissenschaftliche Mitarbeiter haben das 63 Seiten umfassende Werk unter dem Titel „Das Hochwasser 2013 im Elbe-Havel-Land aus Sicht der Bevölkerung“ auf Grundlage einer Befragung der Bevölkerung erstellt. Die quantitative Befragung fand drei Jahre nach dem Ereignis im Zeitraum von Juli bis Oktober 2016 statt. Dafür wurden mit der Unterstützung von Studierenden etwa 1500 Fragebögen über ein Zufallsverfahren in der Verbandsgemeinde verteilt, die postalisch zurückgesendet werden konnten. Zudem wurden rund 60 Haushalte persönlich vor Ort befragt. Weiterhin bestand die Möglichkeit, online an der Befragung teilzunehmen. Zielgruppe der Befragung waren alle Bewohner der Verbandsgemeinde über 18 Jahre.

Es konnte mit einer Quote von 17 Prozent ein vergleichsweise hoher Rücklauf erzielt werden. Nach Bereinigung lagen 255 Datensätze zur Auswertung vor.

Unter anderem heißt es: „Der Bericht beleuchtet die Folgen des Hochwassers 2013 und ihre Bewältigung aus Sicht der Bewohner. Ausgehend von erlebten materiellen und immateriellen Auswirkungen und dem Stand der Verarbeitung des Ereignisses wird der Bedarf an Unterstützung aufgezeigt, fehlende Hilfeleistungen identifiziert und die Bedeutung verschiedener Akteure im Verlauf der Katastrophe dargestellt. Dabei zeigen sich insbesondere zeitliche Variationen der Hilfebedarfe und ein anhaltender Bedarf an Unterstützung sowie Nachwirkungen des Ereignisses bis zum Zeitpunkt der Befragung.“

Und auch das ist ein Fazit: „Obwohl einige Orte komplett von der Außenwelt abgeschnitten waren, widersetzten sich viele der Bewohner den von behördlicher Seite angeordneten Evakuierungen, um ihr Hab und Gut zu retten und organisierten ihr Leben autark. Zum Teil traf erst nach zwei Wochen Hilfe von außen durch die Organisationen des Katas­trophenschutzes wie das Technische Hilfswerk (THW), das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Johanniter Unfall-Hilfe (JUH) oder auch die eingesetzte Bundeswehr ein.

Andere, die der Aufforderung zur Evakuierung gefolgt waren und in privaten Unterkünften oder in Notunterkünften in Stendal, Jerichow oder Havelberg unterkamen, kehrten nach Wochen in teils kaum bewohnbare Wohnungen und Häuser zurück. Einige Hilfsorganisationen waren bis Ende 2016 vor Ort und unterstützten die Menschen unter anderem mit Rechtsberatungen oder psychosozialer Nachsorge. Für viele insbesondere der stark betroffenen Menschen vor Ort ist auch drei Jahre danach weder die materielle, aber auch die psychosoziale Be- und Verarbeitung dieses Ereignisses nicht abgeschlossen.

Im Rahmen des Projektes INVOLVE1 wurde von der Katastrophenforschungsstelle in den Jahren 2015/16 in der betroffenen Verbandsgemeinde eine qualitative und quantitative Feldstudie mit Experteninterviews, Interviews mit Betroffenen, Workshops, Gruppendiskussionen sowie eine quantitative Bevölkerungsbefragung durchgeführt.“

Das Interesse lag darin, die Bedürfnisse und Selbsthilfekapazitäten in der Bevölkerung im Katastrophenfall zu erfassen, um diese in zukünftigen ähnlichen Lagen besser bewältigen zu können. So wurden die Lebensumstände der Betroffenen vor, während und nach der Katastrophe abgefragt, außerdem die erhaltene und benötigte Hilfe sowie die Bedeutung von sozialen Netzwerken.