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Ratsmitglieder zum Abriss der Schweineställe "Gewerbe gern, aber nicht mitten im Ort!"

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 28.09.2011, 06:28

Dass die Schweineställe mitten aus ihrem Dorf verschwinden, freut die Neuermark-Lübarser. Zwar verbreiten sie längst keinen üblen Gestank mehr, aber sie sind ein Schandfleck mitten im sonst sehr gepflegten Ort. Der soll auch weiterhin ein reines Wohndorf bleiben, ohne Gewerbe, das die beschauliche Ruhe stört.

Neuermark-Lübars. "Deshalb haben wir damals auch einen Flächennutzungsplan aufgestellt", berichten Helmut Lemme und Gerhard Menz. Beide sind seit vielen Jahren Ratsmitglieder, erst im Neuermark-Lübarser Gremium, jetzt im Klietzer Rat. Der hatte vor kurzem gegen den Verkauf des Futterhauses, das zum Areal der Stallanlage gehört, gestimmt. Eine Zimmerei wollte sich hier niederlassen.

"Wir hatten in den 90er Jahren ein Gesamtkonzept für unser Dorf aufgestellt und auch einen entsprechenden Flächennutzungsplan beschlossen. Der sieht eine reine Wohnbebauung vor. Gewerbe sollte sich am Ortsausgang unmittelbar an der B107 ansiedeln." Dass aus diesem Gewerbegebiet nichts geworden ist, sei dem mangelnden Interesse von Investoren geschuldet. "Aus heutiger Sicht sollte sich Gewerbe auch zentral ansiedeln, zum Beispiel in Klietz oder Schönhausen, man sieht ja, was aus den Gewerbegebieten in Hohengöhren oder Fischbeck geworden ist", so Helmut Lemme.

Schon zu Zeiten, als Fritz Pelzer, Rainer Rockhausen und Achim Groß Bürgermeister waren, bemühte sich der Rat um den Abriss der Ställe. Rainer Rockhausen führte Gespräche mit Investoren, die altersgerechte Wohnungen bauen wollten. Geworden ist daraus letztendlich nichts. Auch, weil die Modalitäten für den Abriss nicht geklärt waren. Durch nicht ermüdende Initiative des jetzigen Bürgermeisters Jürgen Masch ist die Gemeinde inzwischen Eigentümerin der Flächen geworden und es konnten Fördermittel besorgt werden, die den Abriss nun möglich machen. Zehn Jahre muss die Fläche ruhen, "dann kann man diese Lücke wieder schließen. Es wäre schön, wenn hier wieder Wohnhäuser entstehen könnten", so die beiden Ratsmitglieder. Sie machen noch einmal deutlich, dass sie nicht gegen die Ansiedlung von Gewerbe sind, "aber in diesem Falle ist eine Ansiedlung dieser Art wegen des genehmigten Flächennutzungsplanes nicht möglich. Die Lärmbelästigung, die von einer Zimmerei ausgehen würde, kann man den Familien, die in unmittelbarer Nähe ihre Häuser haben, nicht zumuten." Zwei der Grundstücke, die nur einen Steinwurf vom Futterhaus entfernt liegen, seien erst vor ein paar Jahren an neue Besitzer verkauft worden. "Und die hatten sich genau erkundigt, was mit der Fläche der alten Ställe vorgesehen ist. Sie wären erst gar nicht hierher gezogen, hätten sie von einem Gewerbegebiet gehört, in dem zwangsläufig mit Lärmemissionen zu rechnen ist. Denn der Vorteil, den das Leben auf dem Land mit sich bringt, ist nun mal die Ruhe." Helmut Lemme weiter: "Wer weit weg am Ende des Dorfes lebt, kann schnell sagen, dass es doch nicht so schlimm ist. Wenn man irgendwohin zieht, wo es bereits einen Betrieb gibt, weiß man, worauf man sich einlässt. Aber wenn man nach Jahren der Ruhe so etwas vorgesetzt bekommt, ist es anders. Und genau zum Schutz und zum Wohl aller Dorfbewohner hatten wir den Flächennutzungsplan beschlossen." Der müsste kostenaufwändig übrigens auch erst geändert werden, wenn aus dem Futterhaus eine Zimmerei werden sollte.

Gegenwärtig werden die Asbestplatten von den Dächern genommen, anschließend beginnt eine Havelberger Firma mit dem Abbruch der Ställe.