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Interessantes Ehrenamt / Stadt Havelberg sucht 26 Frauen und Männer, die sich der Aufgabe stellen Grit Lübeck ist gern als Schöffin am Gericht tätig

Von Andrea Schröder 10.05.2013, 03:14

Havelberg l Die Stadt Havelberg sucht derzeit wieder Freiwillige für das Schöffenamt am Land- und am Amtsgericht in Stendal. Insgesamt werden 26 Frauen und Männer benötigt, die ab 2014 für fünf Jahre dieses Ehrenamt übernehmen. Die Nitzowerin Grit Lübeck ist seit 2009 im Schöffenamt tätig und rät jedem, der Interesse daran hat, zu, sich den Aufgaben als ehrenamtlicher Richter zu stellen.

Als Angestellte der Stadtverwaltung Havelberg war sie für das Schöffenamt vorgeschlagen worden. "Ich würde es wieder machen, das ist eine sehr interessante Arbeit", sagte sie im Gespräch mit der Volksstimme. Zu Beginn ihrer Amtszeit hatten die Schöffen an einem Wochenende in Stendal eine Schulung, wo sie Wissenswertes rund um das Ehrenamt erfuhren sowie über den Aufbau des Gerichtes und auch darüber, was Inhaftierte im Gefängnis erwartet.

Zweimal im Jahr, meist im Frühjahr und im Herbst, hat Grit Lübeck Einladungen zur Teilnahme an Gerichtsverfahren am Amtsgericht erhalten. Es kann passieren, dass für eine Verhandlung mehrere Tage benötigt werden. Bei ihrer ersten Verhandlung ging es um sexuelle Nötigung mit Beteiligten aus Havelberg. Drogenhandel und Schlägerei standen im Mittelpunkt anderer Verhandlungen. Gedanken machte sie sich zum Beispiel über einen jungen Angeklagten, der wegen Drogenhandel angeklagt war, und einem ebenso jungen Zeugen, der in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurde. "Ich habe selbst Kinder. Da fragt man sich schon, weshalb junge Menschen sich wegen solchem Mist das ganze Leben verbauen." Erschreckend für sie auch das Auftreten mancher Angeklagter. Manchmal empfand sie, "dass wir dagegen doch ziemlich ruhig leben in unserem beschaulichen Havelberg". Beeindruckt hat sie der große Aufwand, der manchmal nötig ist, um eine Verhandlung nicht platzen zu lassen, wenn zum Beispiel Zeugen von der Polizei abgeholt werden, weil sie nicht von allein zum Gerichtstermin erschienen sind.

Bewerbungen sind bis zum 31. Mai möglich

Das Ehrenamt am Gericht findet die Nitzowerin sehr interessant. Die Erfahrungen aus "den Geschichten, die das Leben schreibt", möchte sie nicht mehr missen. "Das ist oftmals selbstgemachtes Leid", sagt sie und erzählt, dass es bewegend ist von manchen zu hören, weshalb sie auf die schiefe Bahn geraten sind. Einmal hat sie sich auch Gedanken gemacht um ihre eigene Sicherheit. "Was ist, wenn sich die Angeklagten mein Auto merken?"

Schöffen sollen mit ihrem gesunden Menschenverstand und unvoreingenommen aus dem während der Verhandlung Erfahrenen mit den Berufsrichtern die Urteile fällen. Den Strafrahmen gibt das Gesetz vor und der Richter erklärt den Schöffen die Möglichkeiten, bevor gemeinsam die Entscheidung getroffen wird.

Wer sich für das Schöffenamt interessiert, kann sich in der Stadtverwaltung unter Telefon (039387) 76535 melden oder auf der Stadtseite im Internet nachschauen. Bis 31. Mai müssen die Bewerbungen eingegangen sein.