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Barrierefreiheit Havelberger Innenstadt im Test

Bei Projekttag im Erlebnispädagogischen Zentrum testen Havelberger die Wege für Rollstuhlfahrer und kommen zu keinem guten Ergebnis.

Von Dieter Haase 12.05.2016, 01:01

Havelberg l Wie ist es um die Barrierefreiheit auf der Havelberger Stadtinsel bestellt? - Das war eine Frage, der sich am Dienstag ein Projekttag im Erlebnispädagogischen Centrum Havelberg (ELCH) widmete. Erfreulicherweise hatten so einige Einrichtungen aus der Domstadt mit behinderten oder älteren Menschen die Einladung angenommen: das Wohnheim der Elbe-Havel-Werkstätten in der Genthiner Straße, das DRK-Wohnheim „Julianenhof“ und die Senioren-Pflegeeinrichtung Am Camps, um nur einige zu nennen. Zu den Jugendlichen und Erwachsenen aus diesen gesellten sich noch Fünftklässler aus der Astrid-Lindgren-Grundschule in Berlin, die zurzeit Gäste im ELCH sind, und Mädchen und Jungen aus den beiden Havelberger Kindertagesstätten „Regenbogen“ und „Zwergenland“.

Dieses große Interesse – und das schöne Wetter noch dazu – machte die Organisatoren glücklich. Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski, der die Begrüßung übernahm, freute sich sehr darüber, dass ein Projekttag einmal die Barrierefreiheit in den Mittelpunkt stellte. „Das ist auch gerade für die Stadt Havelberg immer wieder eine Herausforderung, allein schon aufgrund der Höhenverhältnisse, die hier auf Straßen und Wegen zu überwinden sind.“ Für Menschen mit Behinderung und überhaupt für ältere Menschen sei es nicht einfach, diese zu bewältigen. Zudem würde es in Havelberg viele Häuser aus längst vergangenen Jahrhunderten geben, die zu ihrer Zeit nicht gerade für Behinderte gebaut worden sind.

Wie kann man es Menschen mit Behinderung im täglichen Leben leichter machen? „Barrierefreiheit zu schaffen, insbesondere für Rollstuhlfahrer und ihre Begleiter sowie für Menschen mit Rollator, ist immer eine aktuelle Aufgabe, der sich die Stadt und der sich alle öffentlichen Einrichtungen und Geschäfte zu stellen haben“, sagte der Bürgermeister. Der Projettag sei ein gutes Mittel dafür, die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren.

Und dann ging es schon los. Sechs Gruppen, aus Veranstaltungsbesuchern zusammengesetzt, schwärmten jeweils mit einen Fragebogen zur Bewertung der Barrierefreiheit aus. Ihre Ziele: das Rathaus, die beiden Geschäftsstellen der Volksbank und der Kreissparkasse, die Apotheke an der Stadtkirche, die Havel-Buchhandlung und die Firma Kühn in der Steinstraße. Bis auf die Letztgenannte, die ein „super“ erhielt, lautete das Urteil der Bewerter, das Moderator Hans-Joachim Frey im Anschluss an den Rundgang für alle Gäste verkündete, fast immer „befriedigend“. Allerdings spielten dabei auch solche Kriterien wie der Wegezustand hin zu diesen Orten, automatische Türöffnung ja oder nein oder auch schwierig zu überquerende Treppenabsätze eine Rolle. Auch wurde bemängelt, dass ohnehin schon schmale Gehwege auch noch mit Werbung vollgestellt werden, was das Rollstuhlfahren auf diesen behindere.

Bernd Poloski interessierte sich verständlicherweise auch dafür, was die Berliner Schüler, die das Rathaus in Augenschein nahmen, herausgefunden hatten. So wurden sie zum Beispiel erst recht spät auf das Hinweisschild aufmerksam, das den Weg zum behindertengerechten Zugang des Rathauses weist. Auch empfahlen sie, dort die Telefonanlage einmal überprüfen zu lassen. „Es ist gut, wenn das alles mal aus völlig fremder Sicht gesehen wird“, bedankte sich der Bürgermeister bei den Schülern und empfahl den Organisatoren, öfter einmal – vielleicht in jährlichem Abstand – solche Projekttage zu veranstalten.

Nach diesem Teil stand dann beim Begegnungsfest Spiel, Spaß und andere gute Unterhaltung auf dem Programm. Höhepunkt dabei war der Auftritt von Kapitän „Blaubeere“ mit dem Blauen Herzen in einer stimmungsvollen Piraten-Show.