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Haus der Flüsse Interesse an der Natur stärken

Seit April ist das Haus der Flüsse in Havelberg wieder täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet und informiert über die Natur an Elbe und Havel.

Von Andrea Schröder 10.04.2017, 18:04

Havelberg l Das Haus der Flüsse als Natura-2000-Informationszentrum geht nun ins dritte Jahr. Zur Buga 2015 hatte das Biosphärenreservat Mittelelbe das Haus im Sommer eröffnet und damit einen zusätzlichen Besuchermagneten geschaffen. Die Gästezahlen aus dem Jahr sind wohl nie wieder zu toppen. Denn da kamen täglich im Schnitt 800 Besucher. Doch sind es auch jetzt, vor allem mit Beginn der wärmeren Jahreszeit, etliche Besucher, die sich über Flusslandschaften, Schutzgebiete und Havelrenaturierung auf spannende Weise informieren.

Dafür bieten die 27 multimedialen Stationen im Haus beste Voraussetzungen. Das Freigelände, das einer Auenlandschaft nachempfunden ist, hält weitere Stationen parat. Vom Steg über den Havel-Altarm aus gehen die Blicke auf die „Petroleuminsel“, in die Havelniederung und auf das Panorama der Hansestadt.

Um das Freigelände für die Saison fit zu machen, kamen Mitarbeiter der Außenstelle des Biosphärenreservates in Ferchels mit zum Arbeitseinsatz nach Havelberg. Sie sind, ebenso wie Kollegen aus Arneburg, auch gefragt, wenn es speziell um die Wochenenddienste im Haus der Flüsse geht. Derzeit gibt es mit Jeannette Solloch und Klaus Schlegelmilch zwei feste Mitarbeiter. Hinzu kommen vier Kollegen aus den Außenstellen, die die Öffnungszeiten mit absichern. Stefan Fischer, der als Fachbereichsleiter Nord des Biosphärenreservates seit Jahresbeginn auch für das Haus der Flüsse zuständig ist, hofft, dass die dritte Stelle bald wieder besetzt wird. Denn die Kollegen von der Naturwacht haben auch noch etliche andere Aufgaben.

So ging es in den vergangenen Tagen im Bereich Ferchels zum Beispiel darum, die Amphi­bienzäune zu setzen und zu kontrollieren, damit Erdkröten und Molche sicher über die Straßen kommen, und die wertvollen Wiesen, auf denen Orchideen und Schachbrettblumen wachsen, zu pflegen.

17 .000 Besucher wurden 2016 im Haus der Flüsse gezählt. Keine schlechte Zahl. „Wir wollen aber mehr Besucher erreichen“, sagt Stefan Fischer und spricht von Aktionen und besserem Marketing. Was Veranstaltungen betrifft, wird noch ein Konzept ausgearbeitet. Fest steht auf jeden Fall wieder der Auftritt des Vogel-frei-Theaters aus der Prignitz mit Daniela Dörfel und Chady Seubert. Am Pfingstmontag, 5. Juni, sind sie ab 16 Uhr mit dem Stück „Geld oder Leben? Was macht uns wirklich glücklich?“ zu Gast. Am 19. April findet die Forschungstagung des Biosphärenreservates Mittelelbe im Haus der Flüsse statt.

Vorstellbar wäre eine Veranstaltung, bei der sich die Partnerbetriebe des Biosphärenreservates vorstellen. „Das naturnahe Wirtschaften in der Natur und mit der Natur wollen wir noch stärker ausbauen“, sagt Stefan Fischer. Mehr Angebote würde der Biologe, der unter anderem die Staatliche Vogelschutzwarte in Steckby und das Nabu-Zentrum im Storchendorf Linum betreute, zudem gern zu naturkundlichen Themen unterbreiten. „Die Landschaft hier bietet dafür viele Möglichkeiten“, sagt er und denkt etwa an eine Abendbeobachtung der Fledermäuse. Vom Steg zur Petroleuminsel hin ist das gut möglich. Von dort lässt sich auch der Biber beobachten. Oder auch der Flussregenpfeifer, der im Kies brütet. Auch eine Vogelstimmenführung durch den Auenwald ist denkbar.

Umweltbildung für Kinder und Jugendliche ist ihm außerdem wichtig. „Es wird oft geklagt, dass wir kaum noch Spezialisten haben. Die Betreuung der Juniorranger ist eine Möglichkeit, Nachwuchs zu gewinnen. Mein Ziel ist es, in absehbarer Zeit eine Spezialistengruppe zu etablieren, wo sich Kinder und Jugendliche über allgemein Naturkundliches hinaus mit bestimmten Artengruppen beschäftigen“, sagt Stefan Fischer. Auf diese Weise hat er selbst als Schüler das Interesse an der Natur entdeckt. Im Berliner Tierpark gab es verschiedene Arbeitsgemeinschaften, die Wissen vermittelten. „Mein botanisches, entomologisches und ornithologisches Wissen habe ich mir da angeeignet. So etwas gibt es kaum noch. Dabei ist es sehr wichtig und man kann auch technikaffine Leute durch die Nutzung neuer technischer Möglichkeiten auf die naturkundliche Schiene bringen.“

Die Info-Stationen im Haus sind so ausgelegt, dass sie aktualisiert und ergänzt werden können. Gerade wurden weitere Fördergelder aus dem Eler-Programm – aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds flossen auch Gelder für das Infozentrum „Natura 2000“ – bewilligt, um bestimmte Module zu aktualisieren und zu ergänzen. „Wir wollen zudem versuchen, eine englischsprachige Variante über App oder QR-Codes auf dem Handy für unsere Ausstellungen zu bekommen. Wir haben öfter Besucher aus dem Ausland. Vieles erklärt sich zwar selbst, doch wäre es schon gut, die Informationen auch auf Englisch anzubieten.“

In Sachen Marketing soll die Ausschilderung verbessert werden, was aufgrund von Bestimmungen nicht immer einfach ist. Am Abzweig zur Elbstraße von der B 107 aus soll demnächst ein Hinweis aufs Haus der Flüsse zu finden sein. Im Rahmen der Eler-Vorhaben sind Fernbeschilderungen etwa an Radwegen vorgesehen. Zudem soll an den Auenpfaden, wo das Biosphärenreservat ohnehin schon präsent ist, noch stärker für das Haus der Flüsse geworben werden. „Außerdem bieten wir Raum für andere, die hier ihre Veranstaltungen anbieten wollen“, verweist Stefan Fischer auf die Tagungsmöglichkeiten.