1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Spitzenplatz unter 23 Aktionsgruppen

Investitionen Spitzenplatz unter 23 Aktionsgruppen

Weite, Abstand und Natur: Der Elb-Havel-Winkel ist ein perfektes Reiseziel, auch in Zeiten von Corona. Weitere Investitionen sind geplant.

Von Andrea Schröder 05.06.2020, 01:01

Elb-Havel-Winkel l 1,7 Millionen Euro sind in der aktuellen Leader-Förderphase bereits im Elb-Havel-Winkel für Investitionen in die touristische Infrastruktur und für Angebote geflossen. Und es sollen bis zum Abschluss in diesem Jahr noch weitere Gelder kommen. Darüber informiert der Vorsitzende der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Elb-Havel-Winkel“ Bernd Poloski nach der Vorstandssitzung am Dienstag im Klietzer „Seeblick“.

Dort trafen sich die Mitglieder des Vorstandes – symbolisch für einen Neustart des so wichtigen Tourismussektors in der Region. Die vergangenen Wochen sind angesichts der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen auch im Gebiet zwischen Havel und Elbe sehr schwierig gewesen. „Doch wir möchten nun ein Zeichen setzen und hoffen, dass alle die zurückliegenden Wochen gut überstanden haben und es mit dem Tourismus wieder bergauf geht“, sagte Bernd Poloski weiter.

Für dieses Jahr stehen elf Vorhaben auf der Prioritätenliste, die in den Genuss von Fördergeldern der Europäischen Union kommen sollen. „Es stehen bereits erste Bewilligungen bevor, wie etwa für die Sanierung der Klietzer Kirche als wichtiges Kulturgut oder für die Entwicklung des Gutshauses in Neuermark zu einem touristischen und kulturellen Multifunktionshaus“, informierte Leader-Manager Björn Gäde die Vorstandsmitglieder.

In der aktuellen Förderperiode sind seit 2016 bereits 41 unterstützte Projekte abgeschlossen worden. Das bislang letzte ist die Spiel-, Sport- und Freizeitanlage an der Alten Molkerei in Molkenberg. Wegen der Corona-Beschränkungen konnte sie allerdings noch nicht offiziell eingeweiht werden. Weitere Projekte, die 2019 ihren Abschluss fanden, waren zum Beispiel die Erlebnis- und Event-Brauhausgaststätte in der Elbe-Havel-Brauerei in Schollene, die Innenhofsanierung auf dem Havelhof Nitzow, die Verbesserung der touristischen Infrastruktur auf dem Reiterhof Kuhn in Neuermark-Lübars und die Turmsanierung der Kirche in Vehlgast.

Insgesamt sind inzwischen rund 1,6 Millionen Euro EU-Mittel geflossen. Zur Ko-Finanzierung kommen noch Gelder in Höhe von 12.000 Euro vom Bund und 70.000 Euro vom Land Sachsen-Anhalt hinzu, so dass rund 1,7 Millionen Euro Leader-Fördergelder investiert wurden. Mit einer Quote von 57 Prozent hat sich die Region den Spitzenreiter-Platz unter den 23 Aktionsgruppen bei der Mittelauszahlung aus dem Eler-Fonds in Sachsen-Anhalt gesichert. „Das ist für unsere kleine LAG eine sehr gute Bilanz, damit können wir uns sehen lassen“, sagt der Vorsitzende der Aktionsgruppe, der zugleich Bürgermeister in Havelberg ist.

Er ist froh, „dass viele Projektträger trotz der bürokratischen Hürden von der Antragstellung bis zur Realisierung zur Stange gehalten und sehr zielstrebig die bewilligten Projekte umgesetzt haben“. Ein Dankeschön schickt er an die LandLeute-Agentur für Regionalentwicklung in Stendal, die bei der nicht einfachen Antragstellung große Unterstützung gegeben hat. „Auch die Zusammenarbeit mit dem Amt für Landwirtschaft und dem Landesverwaltungsamt hat sehr gut geklappt.“

Vom Beginn der Förderphase bis zur ersten tatsächlichen Umsetzung erster Vorhaben dauerte es zwei, drei Jahre. „Die EU gibt die Rahmenbedingungen vor, der Bund erstellt die Begleitrahmenbedingungen und die Länder müssen das untersetzen“, beschreibt Bernd Poloski den Prozess. „2016 sind wir dann mit den ersten Projekten gestartet, in den Jahren danach folgten verschiedene Bauabschnitte als Einzelprojekte.“ So haben private und öffentliche Vorhaben für einzelne Bauabschnitte Gelder bekommen.

Um in den Genuss von Fördergeldern zu kommen, haben die Mitglieder der LAG die Anträge nach einem Punktesystem bewertet. Ziel war immer, dass mit dem jeweiligen Projekt eine Wertschöpfung einhergeht, die der Tourismuförderung zwischen Fischbeck/Wust und Havelberg dient. Aus der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land und der Einheitsgemeinde Havelberg konnten somit verschiedene Vorhaben finanziell unterstützt werden (siehe Infokasten). „Unser Grundsatz ist immer zu hinterfragen, wo können wir private oder öffentliche Vorhaben fördern und stärken“, erklärt Bernd Poloski.

Neben der Vereinsförderung wie etwa bei den Havelhöfen in Garz, dem Schöpfwerk in Vehlgast oder dem Begräbniswald in Waldfrieden, der privaten Förderung von Pensionen wie zum Beispiel beim Sonnenhaus in Havelberg, dem Havelhof in Nitzow und dem Reiterhof in Neuermark-Lübars, sind auch Kirchengemeinden gefördert worden. „Kirchen sind ein stark prägendes Element in den Orten, viele identifizieren sich darüber mit ihrem Heimatort. Über die Gottesdienste hinaus sind sie zu kulturellen Treffpunkten geworden“, sagt Bernd Poloski. Auch wenn die Gotteshäuser im Bewertungssystem nicht ganz oben in der Priorität landen konnten, weil mit Investitionen dort zum Beispiel kein neuer Arbeitsplatz geschaffen wird, erhielten sie dennoch Geld. „Ich bin darüber sehr glücklich, denn diese Sakralbauten sind somit in ihrer Bausubstanz für die nächsten Jahre gesichert.“

Das Erreichte ist ein großer Erfolg für den sogenannten Bottom-up-Prozess, also dem Prinzip, von unten nach oben etwas zu realisieren. „Nun gilt es, die vierte Rate aus einem Sonder-Budget zu verteilen, das vom Land Anfang des Jahres zur Verfügung gestellt wurde. Wir können mit zusätzlichem Geld aus dem Eler-Fonds in Höhe von mehr als 300.000 Euro rechnen“, blickt der LAG-Vorsitzende auf 2020. Die Mitgliederversammlung will auf ihrer Sitzung am 24. Juni in Wust abschließend über diese Projekte und ihre Einordnung auf einer Sonder-Prioritätenliste entscheiden. Die ausgewählten Projekte haben die Möglichkeit, eine Förderung über das ALFF Altmark zu erhalten.

Zu den Projekten gehören die Überarbeitung der Ostfassade der Schinkel-Kirche in Kuhlhausen sowie Sanierungsarbeiten an der Dorfkirche in Schönfeld und im südlichen Seitenschiff der Sandauer Kirche, die weiter unten auf der Prioritätenliste standen. Der Vorstand hat zudem vier weitere Projekte vorgeschlagen. Dazu zählen weiterführende Arbeiten am Alten Schöpfwerk in Vehlgast und an der Klietzer Kirche. Teilweise konnten Vorhaben mit anderen Förderprogrammen gekoppelt werden. So zum Beispiel mit dem Programm „Landaufschwung“ oder auch mit der Städtebausanierung in Havelberg. „Bei aller Skepsis wegen mancher bürokratischer Hürden hat sich die Arbeit in den nun bald sieben Jahren insgesamt gelohnt: für die Projektträger, für die einzelnen Orte, für die Verbandsgemeinde und für die Einheitsgemeinde“, zieht Bernd Poloski eine positive Bilanz.

Mit Blick auf die nächste Förderperiode von 2021 bis 2027 ist seiner Ansicht nach ungewiss, welche Auswirkungen der Brexit und die Corona-Krise auf die EU-Förderungen haben. Vorauszusehen, welche Gelder fließen, wäre wie Lesen in einer Glaskugel. Er rechnet damit, dass sich die Fördergelder um bis zu 50 Prozent reduzieren könnten. Eine weitere Frage ist die nach der Kofinanzierung. Und noch ein Thema muss in naher Zukunft geklärt werden: die Rechtsform. Können Lokale Aktionsgruppen bleiben oder sind etwa gemeinnützige Vereine zu gründen. „Wir sind in unserer LAG der Meinung, dass die Aktionsgruppe die richtige Form ist. Und auch wenn wir aufgrund unserer Lage recht klein sind, sind wir nicht die Ineffizientesten“, sagte er im Gespräch mit der Volksstimme.