1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Aktive Arbeit dank engagierter Leute

Jugendzentrum Aktive Arbeit dank engagierter Leute

Der Rückblick auf die Jugendarbeit in Havelberg und Umgebung stand im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Jugendzentrums.

Von Andrea Schröder 17.11.2017, 18:25

Kamern l Das stetige Auf und Ab, das die Kinder- und Jugendarbeit seit Jahren prägt, setzte der Leiter des Jugendzentrums Havelberg Rolf Müller an den Beginn seines Berichtes anlässlich der Jahresmitgliederversammlung des Fördervereins Jugendzentrum "Elb-Havel-Winkel". „Immer, wenn man denkt, man befindet sich auf einem befestigten Weg und man kann sich voll und ganz der inhaltlichen Arbeit zuwenden, werden einem unverhofft mehr oder weniger große Steine in den Weg gelegt. Und da ist es egal, ob diese natürlichen Ursprungs in Form des Elbhochwassers 2013 sind oder durch die Überarbeitung der Förderrichtlinie für die Jugendarbeit im vergangenen Jahr verursacht werden.“

Wie lange es dauern kann, die Folgen zu beseitigen, zeigte der Ort des Treffens für die Versammlung: der neue Jugendklub in Kamern. Vier Jahre nach der Hochwasserkatastrophe konnte er im Mai dieses Jahres eröffnet werden. Ein anderer Tiefpunkt war im vorigen Jahr die Kündigung der öffentlich-rechtlichen Verträge durch den Landkreis, was zur Folge hatte, dass allen hauptamtlich Beschäftigten zum Jahresende 2016 gekündigt werden musste.

„Viele Gespräche und Verhandlungen waren nötig, um alles wieder in trockene Tücher zu bringen“, sagte Rolf Müller. Er sprach den Kommunen der Elb-Havel-Region, die zur Jugendarbeit gestanden und „uns nicht im Stich gelassen haben“, seinen Dank aus. Ebenso den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Betreuungskräften, die sich nicht entmutigen ließen und alles am Laufen hielten. Sein Dank gilt auch der Gemeinde Kamern, die bis zur Fertigstellung des neuen Klubs eine Übergangslösung bereitgestellt hatte.

Die Arbeit des Jugendzentrums fußt auf vier Schwerpunkten: Betreiben des Havelberger Jugendzentrums als offene Kinder- und Jugendbetreuungsstätte; direkte Betreuung verschiedener Jugendgruppen in der gesamten Region des Elb-Havel-Winkels; soziale Betreuung von Jugendgruppen sowie die Arbeit mit sozial gefährdeten Jugendlichen; Organisation von Jugendprojekten und Ferienfreizeiten.

„Die gemeinnützige Jugendarbeit, wie wir sie betreiben, ist nicht vergleichbar mit der Jugendarbeit zum Beispiel im Sportverein oder bei der Feuerwehr“, sagte Rolf Müller. „Da unsere Einrichtungen zwischen 32 und 62 Stunden in der Woche offen sind, ist es häufig so, dass manche Jugendliche mit ihren Jugendbetreuern mehr Kontakt haben als mit ihren Eltern.“ Die große Vielfalt ist ein Vorteil. Dennoch werden viele Jugendliche noch nicht erreicht, die gern in den Klubs begrüßt würden. „Die Qualität unserer Angebote ist entscheidend dafür, wer unsere Einrichtungen besucht. Unser Ziel ist dabei immer die Zusammenführung der unterschiedlichen Jugendcliquen.“

Das Jugendzentrum in der Uferstraße in Havelberg bietet eine breite Palette an festen Freizeitangeboten an. Diese werden sowohl von Tagesbesuchern als auch von Schulklassen gern genutzt. Besucher kommen auch aus Jederitz, Sandau und Nitzow ins Juze und immer wieder werden auch Ferienkinder begrüßt.

Gut ist, dass die Stadt und der Landkreis wöchentlich vier Hallenzeiten in den Sporthallen bereitstellen, womit auch viele Mädchen und Jungen von der Straße geholt werden. Schade ist, so der Juze-Chef, dass das Angebot der Pfadfinder in Havelberg stark zurückgegangen ist. Vielleicht ließen sich in Klietz neue Angebote entwickeln.

Eine enge Zusammenarbeit gibt es mit örtlichen Vereinen und Institutionen. „Nur so ist die Organisation des Osterfestes, des Kinderfestes am 1. Juni und des Drachenfestes möglich.“

Mit Blick auf die Jugendklubs berichtete Rolf Müller, dass es Dank der guten Zusammenarbeit des Fördervereins mit den Kommunen, dem Jugendamt in Stendal, dem Jobcenter und dem Kreis-Kinder- und Jugendring seit 1994 immer wieder gelungen ist, die Einrichtungen trotz der komplizierten wirtschaftlichen und finanziellen Lage offen zu halten. Die Betreuung erfolgt durch hauptamtlich Beschäftigte beziehungsweise Streetworker. Allerdings ist die Stelle des ländlichen Streetworkerprojektes seit Anfang April dieses Jahres unbesetzt. „Eine geeignete Fachkraft dafür zu finden, ist schwer“, sagte Rolf Müller. Die dafür vorgesehenen Betreuerstunden werden momentan durch Petra Güldenpfennig, Uta Freihorst, Helmut Streuer und ihn abgedeckt. Sie konnten dadurch ihre Stunden aufstocken und leisten eine hervorragende Arbeit, lobte der Chef.

Der alte und neue Vorsitzende des Fördervereins Ingo Freihorst – der Vorstand wurde auf der Versammlung neu gewählt – ging in seinem Bericht ebenfalls auf das Thema Personal ein und sagte, dass es bei oftmals jährlich befristeten Verträgen natürlich schwierig ist, gute Leute zu finden. Hier sei die Politik gefordert, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Jugendbetreuung auch künftig gesichert ist.

Rolf Müller berichtete weiterhin, dass seit Inkrafttreten der neuen Konzeption des Landkreises für die mobile Jugendarbeit auch die Jugendklubs im südlichen Bereich mit betreuen. Für die Jugendeinrichtungen in Havelberg, Klietz, Kamern, Wulkau und Schollene wurden öffentlich-rechtliche Verträge mit dem Landkreis geschlossen.

Diese bringen einerseits eine gewisse Sicherheit, nehmen das Juze aber auch in die Pflicht, was zum Beispiel die Öffnungszeiten von 25 Stunden je Woche, die inhaltlichen Angebote mit Standard- und Wahlangeboten und zwei ­Ferienfreizeiten sowie die Qualifikation der Betreuer betrifft. Für die nördlichen Jugendklubs und -räume fungiert das Havelberger Jugendzentrum als Leiteinrichtung, für die südlichen der Klietzer Jugendklub.

„Die Qualität unserer Jugendarbeit hängt entscheidend von den Personen, die in den Klubs vor Ort wirken, ab. Der Jugendklubleiter ist in der Regel Freizeitbetreuer und Hausmeister, Sozialarbeiter und Seelsorger in einer Person. Wenn er seine Familie zu Hause nicht voll hinter sich zu stehen hat, kann er seine Arbeit auf Dauer sowohl physisch als auch psychisch nicht schaffen“, gab Rolf Müller zu bedenken.