Wasserfahrzeug des Kreis-Jugendringes Erzgebirge legte zum vierten Mal in der Domstadt Havelberg an Kinder legen 420 Kilometer auf einem Floß zurück
Havelberg. Ein kleines Floß, das in der Nähe der Sandauer Brücke in Havelberg am Ufer der Havel festgemacht hatte, zog zum Wochenbeginn die Blicke der Passanten auf sich. Die Besatzung - zwei Erzieher und acht Kinder - war am Montagmorgen beim Frühstück anzutreffen. "Outdoor-Team Westerzgebirge" war auf den Shirts der Kinder zu lesen. "Wir kommen vom Kreis-Jugendring Erzgebirge und haben in den Sommerferien mit einigen Kindern diese Floßfahrt geplant", erzählte Erzieher Heiko Schäffler. Die Floßbesatzung bereitete gerade das Frühstück vor und das Ganze sah sehr organisiert und gut durchdacht aus. Auf einem kleinen Kocher wurde Wasser erhitzt, um auch warme Getränke zu haben. Im Hintergrund standen die drei Zelte, in denen die Kinder geschlafen hatten. Unter einer Zeltplane warteten sie geduldig auf die frischen Brötchen, die der Tourleiter Michael Scholz - er kommt aus Johanngeorgenstadt - vom Bäcker geholt hatte. "Am Freitag sind wir in Heinrichsberg mit dieser Gruppe losgefahren. Bis dorthin war eine andere Gruppe auf dem Floß, mit der wir von Halle aus starteten. Bisher hatten wir noch Glück mit dem Wetter, aber es soll noch weiter bis Dömitz gehen", blickte Michael Scholz besorgt zum wolkenverhangenen Himmel. Die Brötchen, bestrichen mit Nusscreme, Marmelade oder Wurst, schmeckten in der freien Natur besonders gut. Dem Wetter entsprechend waren die Floßfahrer auch gekleidet und bei bester Laune. Es ist die vierte Tour, die die Gäste aus dem Erzgebirge durch die Hansestadt Havelberg führt. Das Lager wird dort aufgeschlagen, wo es möglich ist, und täglich werden etwa 40 Kilometer zurückgelegt.
Den skeptischen Blick des Reporters auf das kleine Floß hatten die Betreuer wohl bemerkt. "Seit dem Sommer 1996 haben wir das Floß in Betrieb und es ist als Sonderfähre offiziell genehmigt. Wir werden auf der Elbe aber immer wieder vom Wasserschutz angehalten. Der Unterbau des Floßes besteht aus sechs Netzübergabegeräten, die noch von der Hochseefischerei aus DDR-Zeiten stammen und so dem Floß eine Tragkraft von 2100 Kilogramm verschaffen", umschrieben Heiko Schäffler und Michael Scholz das Wasserfahrzeug.
Mit zehn Kilometern in der Stunde treibt ein Motor das Floß voran. Die Besatzung genießt dabei die herrliche Natur in vollen Zügen, lernt Wasservögel, Pflanzen und vieles mehr kennen. Spiele auf dem Wasser und an Land gehören aber auch zur Freizeitbeschäftigung der Flößer. Für die Versorgung wird gemeinsam eingekauft und auch auf engstem Raum schmeckt es immer. Die Touren sind immer schnell ausgebucht, denn so ein Erlebnis will sich niemand entgehen lassen. Platzsparend werden die Zelte und die restliche Ausrüstung auf dem Floß verstaut und dann heißt es schon "Leinen los!" Nach elf Tagen hat die Besatzung dann etwa 420 Kilometer zurückgelegt und die Tour ist beendet. "Wir werden im kommenden Jahr aber wieder einen Zwischenstopp in Havelberg einlegen, denn es gefällt uns hier sehr gut", versprachen die Wasserwanderer