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Konzertreihe Musiker sorgen für höchstes Niveau

Auch Havelberg hat seine Kulturtraditionen. Nun, wo der Sommer vorüber ist, beginnt wieder die Saison für die Rathauskonzerte.

Von Brigitte Strugalla-Voltz 29.09.2016, 16:00

Havelberg l Und so konnte Lars Kripke, der Vorsitzende des inzwischen auch traditionellen Havelberger Kulturvereins „Kunst im Rathaus“ im repräsentativen Sitzungssaal zahlreiche Zuhörer begrüßen. Er tat dies charmant wie immer und deutlich mit großer Erleichterung, da es wieder einmal Überschneidungen gab und der Verein, von den kulturinteressierten Bürgern getragen, seine Veranstaltungen allein und ohne Zuschüsse finanziert.

Eingeladen war „Baroque and Blue“, vier Musiker, zwei aus der Gegend von Köln und zwei aus Dresden, die sich vor zehn Jahren auf einem Kreuzfahrtschiff vor Norwegen kennengelernt haben und seitdem zusammen in einer besonders interessanten Formation Musik machen. Allerdings gab es auch bei ihnen eine Schwierigkeit: Der Schlagzeuger musste aus dringenden familiären Gründen zu Hause bleiben, man kam also als Trio. Nun steckt ein erfahrener Profi wohl organisatorische Probleme weg, aber Sorgen bleiben, und das war auch den ganzen Abend über an dem sehr verhaltenen Auftreten zu spüren.

Der Musik allerdings tat das alles keinen Abbruch. Im Gegenteil: Das Fehlen des Schlagzeugs lenkte die Aufmerksamkeit auf die melodischen Linien, auf die engen Bezüge der Instrumente untereinander. Diese Strukturen, im Jazz ja oft außerordentlich komplex und hochinteressant, konnten auf ganz ungewöhnliche Weise erfahren, besser „erhört“ werden und gaben dem Abend eine einzigartige Ausstrahlung. Der Vergleich mit den Aufnahmen des kompletten Quartetts auf der CD (sie wurde als Trost zum Sonderpreis angeboten) bestätigt das.

Die Musik selbst bewegt sich auf der Trennlinie zwischen E- und U-Musik, also ein bisschen Swing und viel Virtuosität. Die Stücke sind eigens für das Quartett entstanden oder von Komponisten aus vielen Ländern bearbeitet. In Havelberg gab es Musik aus der Feder des Slowenen Vlasch Pucicar, des US-Amerikaners Alan Weinberg und des Franzosen Claude Bolling.

In allen Stücken wurden die drei Musiker gleichmäßig auf höchstem Niveau gefordert. Natürlich stand dabei Christiane Meininger im Zentrum. Die charismatische Flötistin besticht mit präzisem und variantenreichem Spiel, von klarem Legato bis zu rasendem Stakkato. Ihr zur Seite, fast zu bescheiden hinter dem Flügel verborgen, aber ebenso präsent, präzise und variantenreich, spielt Rainer Gepp den durchweg aufwändigen Pianopart. Dabei wird der bekannt harte Flügel des Ratssaals perfekt abgefedert durch den großartigen Kontrabass von Roger Goldberg. Der ist begnadeter Jazzer, spielt unter anderem bei Günter Emmerlich und imponiert durch lockeres, swingendes Spiel auf seinem schönen Instrument, das er vom Trödler gerettet hat und sorgfältig restaurieren ließ. Die sensible Aussteuerung der elektronischen Verstärkung trug sicher auch zum Gelingen des Abends bei. Die Zuhörer waren sehr angetan und applaudierten begeistert, auch zwischen den einzelnen Sätzen.

Freunde der „Kunst im Rathaus“ können sich schon freuen auf eine Vernissage am Sonntag, 9. Oktober, um 15 Uhr und auf das nächste Konzert am 20. Oktober mit dem Pianisten Ronni Kaufholt, einem gebürtigen Genthiner, aus Berlin.