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Krankenhaus Mitarbeiter in Havelberg starten Protest

Auch drei Tage nach dem Bekanntwerden der Schließungsabsichten für das Havelberger Krankenhaus ist das Thema in aller Munde.

Von Andrea Schröder 14.01.2020, 00:01

Havelberg l Irene Wilberg hat am Montag einen freien Tag. Den beginnt sie am Morgen am Edeka-Markt. Sie ist eine der Mitarbeiter des Havelberger Krankenhauses, die Unterschriften sammeln. „Rettet unser Havelberger Krankenhaus. Stirbt das Krankenhaus, stirbt die Region“, steht auf den Listen. Viele Havelberger und Einwohner der gesamten Region sollen mit ihrer Unterschrift die Bedeutung des Krankenhauses deutlich machen. „Musst nur noch unterschreiben“, ruft ein älterer Herr seiner Frau zu. Er hat Name und Adresse schon eingetragen, während sie noch im Supermarkt einkaufte. So wie diese beiden sind viele bereit zu unterschreiben. In drei Stunden haben Irene Wilberg und Isabell Heinrich schon über 100 Unterschriften zusammen. Manche nehmen sich Listen mit, um in ihren Heimatorten zu sammeln.

Auch Krankenpfleger Holger Hoffmann ist unterwegs mit den Listen. Seit Freitagmittag, als sich die Nachricht in den Medien verbreitete, stehen die Mitarbeiter in engem Kontakt untereinander, überlegen, was sie tun können, um die Schließung des Krankenhauses vielleicht doch noch abwenden zu können. Der Betriebsrat um die Vorsitzende Sandra Braun und ihre Stellvertreterin Anke Görtz ist aktiv, hat Kontakt zur Geschäftsführung aufgenommen und eine Stellungnahme verfasst. Für nächsten Montag ist eine Betriebsversammlung vorgesehen.

„Es ist wirklich ein Schlag ins Gesicht“, beschreibt Holger Hoffmann seine Gefühle angesichts der Hiobsbotschaft, die die KMG nicht selbst ihren Mitarbeitern überbracht hat. Die war durchgesickert, nachdem Landrat Carsten Wulfänger (CDU) am Donnerstagabend auf der Kreistagssitzung nicht öffentlich über die Absicht der KMG Kliniken informiert hatte. Der Vorstandsvorsitzende der KMG Kliniken Stefan Eschmann hatte ihn um ein Gespräch gebeten. Zu diesem war am Mittwochabend auch Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski eingeladen. Beide baten die Sozialministerin im Anschluss um ein Gespräch. Das fand kurzfristig am Donnerstagnachmittag statt. Es ist das erste von weiteren. Denn beiden ist daran gelegen, die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu sichern. „Die Region braucht das Krankenhaus“, sagt Carsten Wulfänger. Lösungswege dafür sollen gesucht werden. Zu sagen, welche das wären und ob es überhaupt eine Chance gibt, das Krankenhaus zu erhalten, dazu sei es noch zu früh.

Aus dem Sozialministerium hieß es auf Nachfrage, dass das Havelberger Krankenhaus in den erst seit 1. Dezember gültigen Landeskrankenhausplan aufgenommen wurde, weil es einen entsprechenden Antrag von Seiten der KMG gegeben hat. Dass jetzt eine Umwidmung in ein Seniorenheim mit 58 Plätzen das Ziel ist, ist auch dort eine überraschende Nachricht, obwohl seit längerem bekannt war, dass es Schwierigkeiten gibt. „Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass die KMG an dem Punkt ist, dass es nicht mehr geht“, sagt Pressesprecherin Ute Albersmann.

Landtagsabgeordneter Wulf Gallert (Linke) sprach am Montag mit dem Bürgermeister über mögliche Alternativen. Aus seiner Sicht sei eine Lösung ähnlich der denkbar, die es durch eine Holding mit der Salus gGmbH des Landes mit den Kliniken in Salzwedel und Gardelegen gibt.

Die KMG Kliniken nennen auf ihrer Internetseite die Gründe für den beabsichtigten Schritt, aber keinen genauen Termin für die Schließung des Krankenhauses. Bekannt ist, dass im März mit dem Betrieb eines Seniorenheimes begonnen werden soll. Am Montag teilte der Gesundheitskonzern mit, dass die KMG Kliniken mit verschiedenen Akteuren im Gespräch sind, „um die Gesundheitspläne des Gesundheitsstandortes Havelberg zu erörtern“.

Dass es möglich ist, die Krankenhausimmobilie in eine Pflegeeinrichtung umzuwidmen, wenn das Krankenhaus nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann, sei mit dem Zuwendungsvertrag im Jahre 2013 vereinbart worden.

Der Kommentar 'Ein langsames Sterben' zum Thema