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KMG Kliniken Ein langsames Sterben in Havelberg

Die KMG Kliniken wollen die stationäre medizinische Versorgung in Havelberg aufgeben. Ein Kommentar.

Von Andrea Schröder 14.01.2020, 00:01

Havelberg l Das Krankenhaus schließt. Diesen Satz habe ich den letzten 20 Jahren öfter gehört. Doch waren das immer wieder Gerüchte. Jetzt ist es ernst. Die KMG Kliniken wollen die stationäre medizinische Versorgung in Havelberg aufgeben. Stattdessen sollen 58 Seniorenheimplätze entstehen.

Zuerst einmal finde ich es absolut unmenschlich, den eigenen Mitarbeitern – die zum großen Teil seit Jahrzehnten im Krankenhaus arbeiten und dem Unternehmen loyal gegenüber standen, auch wenn nicht alles im grünen Bereich war – nichts zu sagen. Sie haben es aus den Medien erfahren. Und dann rattern Ereignisse rund ums Krankenhaus der vergangenen Jahre durch meinen Kopf, die sich nun leider als Anzeichen für ein langsames Sterben des Klinikums bewahrheiten.

Es war kurz nach der Jahrtausendwende, als der Landkreis als Träger des Havelberger Krankenhauses dessen Erhalt in Frage stellte. Mit der KMG wurde ein privater Träger gefunden, der das Klinikum betrieb.

Zunächst, denke ich, auch gut. Es gab Investitionen und scheidende Chef- und Fachärzte wurden ersetzt. Doch dann verließen immer öfter gute Ärzte – die dem Krankenhaus etwa im Bereich Chirurgie und Orthopädie einen guten Ruf einbrachten – den Standort.

Zuletzt im Sommer 2017 Prof. Dr. Thomas Wertgen, der als erfahrener Internist und Gastroenterologe dafür sorgte, dass das Krankenhaus als Hypertonie-Zentrum zur Behandlung von Bluthochdruck zertifiziert wurde und auch sonst auf einem guten Weg schien, für Patienten der Inneren Medizin eine gute Adresse zu sein. Offiziell wurden persönliche Gründe genannt. Hinter vorgehaltener Hand war von nicht vorgenommenen Investitionen und einer nicht besetzten Facharztstelle die Rede.

Mit der wirklich großen und feierlichen Einweihung des Um- und Anbaus im Sommer 2016 hätte das Haus tatsächlich in eine gute Richtung gehen können. Doch irgendwie gab es seitdem nicht viel Neues. Man könnte den Tag aus heutiger Sicht als Anfang vom Ende betrachten. Klar, das medizinische Versorgungszentrum MVZ mit chirurgischen und orthopädischen Sprechstunden wurde entwickelt. Aber ansonsten gab es eher Abwicklungen. 2018 wurde eine Station geschlossen. Die neue Intensivstation ging nie in Betrieb. Aus 80 Planbetten wurden am Ende 37.

In ihrer Pressemitteilung beklagt die KMG unter anderem, dass kaum noch schwierige Operationen vorgenommen wurden und sich die Patienten abgewandt hätten. Ist das ein Wunder, wenn Facharztstellen nicht nachbesetzt werden? Der viel beschworene Klinikverbund, zu dem auch das Haus in Kyritz gehört, hat sich ganz offensichtlich als negativ für Havelberg erwiesen.

Die Leidtragenden sind die Schwestern und Pfleger, die wie gesagt zum großen Teil seit Jahrzehnten zu ihrem Krankenhaus stehen und auch auf Tariflohn, wie er an anderen Kliniken bezahlt wird, verzichteten. Und die Patienten, auf die weitere Wege zukommen. Zudem ist die beabsichtigte Schließung ein Tiefschlag für die gesamte Region, deren Folgen heute noch gar nicht absehbar sind.