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Mitte in Havelberg Reiche Beute für den Uhu am Dom

Der Uhu ist zurück! 200 Jahre, nachdem er fast ausgerottet war im Norden Sachsen-Anhalts, gibt es Paare, die sich hier angesiedelt haben.

Von Andrea Schröder 13.04.2019, 01:01

Havelberg l Eines hat sich den Dom als Wohn- und Brutstätte ausgesucht. „Buhu, buhu.“ Dieser Ruf im Zehn-Sekunden-Takt ist abends in der Dämmerung in Havelberg zu hören. Ist es tatsächlich ein Uhu? Diese Frage stellte sich so mancher. Ute Schröter und Henrik Hempelmann – schon durch eine Uhu-Geschichte im vorigen Jahr in Garz sensibilisiert für den Vogel – haben das Paar öfter beobachtet, wie es im Bereich des Domes herumflog. Manfred Kuhnert aus Wulkau schaute sich die Sache genauer an. Und ja, es ist ein Uhu!

„Man kann ihn mit der Waldohreule verwechseln. Sie ruft fast genauso wie der Uhu und überwintert hier bei uns. Sie brütet auch hier. Die meisten fliegen aber in den Norden zurück“, sagt der Ornithologe. Er erzählt von mehreren Anrufern bereits im Oktober, die berichteten, dass sich am Dom Uhus aufhalten. Er selbst sah zunächst immer nur einen.

In der Balzzeit erklang das „Buhu“. Wo genau das Paar brütet, ist nicht bekannt. „Uhus brüten überall, das kann auch ein Krähennest sein.“ Manfred Kuhnert geht davon aus, dass sich der Uhu im Eulenturm des Domes unterm Dach eingenistet hat. Die Rüstlöcher, in denen sich die vielen Dohlen wohlfühlen, wären zu schmal. Es könnten aber auch eine Scheune oder ein Stall in der Nähe sein. Morgens und abends kann man den Uhu sehen. Mit Krähen und Tauben rings um den Dom hat er eine reiche Beute.

„Die meisten Vögel können nachts nicht gucken. Da kann er sie aus ihren Löchern rausgreifen. Wenn der Uhu abends kommt, sind alle Vögel weg, auch die Dohlen“, berichtet der Ornithologe, der sich seit Jahrzehnten im Norden Sachsen-Anhalts um den Vogel- und Naturschutz kümmert. Damit, dass der Uhu sich die Tauben greift, tut er was gutes. „Tauben übertragen viele Krankheiten.“ Die Balzphase des Uhus dauert bis Ende März, dann beginnt die Brutzeit. Dass sie kopuliert, also ihr Liebesspiel betrieben haben, wurde beobachtet. Es könnte also Nachwuchs geben am Dom. Drei bis fünf Eier legt das Uhu-Weibchen. „In der Regel sind es zwei, drei Junge, die sie groß kriegen. Sie brauchen viel Futter, es ist ja ein großer Vogel, der bis zu 80 Zentimeter groß werden kann.“

Im vorigen Jahr hatte ein Uhu-Paar in Garz für Aufmerksamkeit gesorgt. Eine Familie hatte sich ein Strochennest errichten lassen. Jahrelang brütete dort auch Meister Adebar. Dann plötzlich hatte Familie Uhu den Horst bezogen. Manfred Kuhnert wurde zu Rate gezogen. Es wurde ein weiteres Storchennest aufgebaut und Uhu und Storch brüteten fortan nebeneinander. Drei junge Uhus wurden flügge. Der Ornithologe aus Wulkau erfuhr später von einer Anwohnerin, dass ein Uhu in der Nähe auf einer Weide gebrütet hat. Es könnte das selbe Paar sein, dass nach Garz zog. Dessen Nachwuchs könnte nun an den Dom nach Havelberg gezogen sein.

Es ist schon eine Sensation, dass Uhus in freier Natur beobachtet werden können. Denn vor 200 Jahren waren sie so gut wie ausgerottet. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Greifvögel auf Befehl des Kaisers bejagt. „Er hat viel Geld dafür bezahlt. Denn Hasen und Rehe sollten die Bauern haben, er selbst beanspruchte das größere Wild für sich“, erklärt Manfred Kuhnert. 1936 wurden Greifvögel dann unter Schutz gestellt. Im Norden Sachsen-Anhalts gab es Jahrzehnte lang keinen Uhu. Derzeit wird die Zahl der Paare im Land auf 25 bis 30 geschätzt, wovon die meisten im Harz leben. Der Uhu ist ein Felsbrüter – den Dom nimmt er als künstlichen Fels. „Er hat sich den Dom als Brutplatz ausgesucht und damit auch die Nähe des Menschen. Damit wird er klar kommen. Beim Storch war es auch so, er ist immer mehr in die Nähe der Menschen gekommen.“ Manfred Kuhnert wertet die Uhus im Elb-Havel-Winkel als großen Erfolg für den Naturschutz. Dass man etwas bewirken kann, zeigen Kranich, Adlerarten und Schwarzstorch. „Sie sind alle im Aufwind, haben sich in den letzten 30 Jahren stark vermehrt.“