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Plattdeutsch Experiment kommt in Sandau gut an

Eine Premiere gab es auf dem Plattdeutschnachmittag in Sandau: Alle Anwesenden lasen Texte in der alten Muttersprache.

Von Ingo Freihorst 28.03.2018, 18:01

Sandau l „Plattdütsch blifft in Traditschoon, so lange wi Plattdütsch schnaken doun. Wie setten Plattdütsch wiet noah boaben un willn‘t noah lange nich begroaben.“ – Dieser Wahlspruch der Kyritzer Plattschnaker, der vor jedem Treff verlesen wird, hatte Heide Schumann, die Organisatorin der Treffs des Havelberger Heimatvereins, auf die Idee gebracht, doch auch einmal gemeinsam mit allen Anwesenden Platt zu lesen.

Ergänzt wurde der Spruch mit weiteren, unter anderem von „mien Mudding“, wie Heide Schumann berichtete. So wie jener: „Müd‘, matt, marod un krank un een bäten fuul doamang.“ Verlesen wurde auch der Großderschauer Wahlspruch: „Nich vergäten – Plattdütsch räden!“ Das Experiment von Heide Schumann kam jedenfalls gut an, es wurde eifrig mitgelesen.

Musikalisch begleitete natürlich wieder die plattdeutsche Singegruppe das Treffen, sie steht nun schon seit einem Jahr unter der musikalischen Leitung des Jederitzers Eckard Glasow. Aus diesem Anlass gab es für ihn einen kleinen Blumentopf. Heide Schumann erinnerte bei der Gelegenheit an dessen plötzlich verstorbene Vorgängerin – „unser Gretchen mit de Treckfiedel“. Der gemeinsame Gesang gab allen die Kraft zum Weitermachen.

Im Schützenhaussaal wurden diesmal natürlich Frühlingslieder präsentiert, Erna Möbius und Rotraud Stock rezitierten „Riemels“ zu diesem Thema. Ferner ertönte der Kuckuckswalzer auf dem „Schifferklavier“ des Jederitzers.

Jüngster Plattschnaker im Programm war der zehnjährige Justin Lindner aus Bad Wilsnack, als „Honorar“ bekam er von Heide Schumann ein Buch mit plattdütschen Texten. Der Wittenberger Karl-Heinz Stüben berichtete humorvoll über seine Erinnerungen an die Oma und deren Bauernhof.

Sehr gern der Einladung nach Sandau gefolgt war die bekannte Kyritzer Plattschnakerin Annemarie Ostermeier, denn sie war einst in dem Elbestädtchen aufgewachsen. Der Saal war ihr von den damaligen Tanzabenden wohlbekannt, berichtete sie. Sie erinnerte an die alten Ostertraditionen, als die Mädels vom Wenddorf Osterwasser holten und beim Transport dessen kein Wort verlieren durften. Das machten sich die Jungen zunutze, welche sich hinterm Ellerbusch versteckten und die Mädchen erschreckten. Auch gab die Kyritzerin die Geschichte vom Schornsteinfeger zum Besten, welcher die ihm geschenkten Eier beim Radfahren dummerweise unterm Zylinderhut transportierte.

Humorvolle Geschichten „up Platt“ las zudem der Havelberger Nis Clason vor, wie jene von den „sechs Richtigen“ oder von der Heirats-Annonce mit einem Foto vom Trecker.

Heide Schumann wünschte allen Erkrankten baldige Genesung und erinnerte daran, dass vor genau fünf Jahren Erika Rittner, die langjährige Organisatorin der Treffs, im Schützenhaus nach Zeulenroda verabschiedet worden war: „Wo sünd de Joahren bleben?“

Ein nächster Plattdütschtreff wird am 5. April in Quitzöbel stattfinden, die Havelberger sehen sich am 5. Mai in der Kegelbahn wieder.