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Prignitz Plattenburg im Mittelalterschlaf

Die Plattenburg bei Bad Wilsnack ist verschlossen. Es gibt keinen Pächter mehr, der sich um sie kümmert.

Von Dieter Haase 28.07.2020, 15:07

Plattenburg l „Die Plattenburg ist die älteste noch erhaltene Wasserburg Norddeutschlands. Die Anlage ist von Wällen und doppelten Gräben umzogen und diente von 1319 bis 1548 den Bischöfen von Havelberg als Sommerresidenz. Besonders sehenswert sind das Brau- und Backhaus, die Kapelle aus dem 18. Jahrhundert sowie der massive neugotische Backsteinturm. Ein Kunstwerk besonderer Art ist der Kamin im Rittersaal der Burg. Hier finden Konzerte statt. Der Ahnensaal und die Kapelle sind Zeugen der Vergangenheit und vermitteln einen authentischen Eindruck dieser Zeit. Im Museum der Burg wird die Bau- und Sozialgeschichte des Backsteinkomplexes seit dem späten Mittelalter dargestellt. In den Sommermonaten werden auch Wechselausstellungen und kulturelle Veranstaltungen geboten.“

Mit diesen Zeilen wirbt „Die Prignitz“ in ihrem Internetauftritt für die mittelalterliche Anlage in der Nähe von Bad Wilsnack. Besucher, die sich viel davon versprechen, werden vor Ort allerdings enttäuscht feststellen müssen: Nix mehr los auf der Plattenburg. Wirklich gar nichts. Nicht mal eine Führung wird mehr angeboten. Die Burganlage ist überall verschlossen. „Die Burg steht jetzt leider ohne Pächter da und ist damit sozusagen in einen tiefen Mittelalterschlaf gefallen. Kein Mittelalter-Spektakel, kein Weihnachtsmarkt und kein anderes Markttreiben mehr. Keine Ausstellungen und keine Konzerte. Das ist wirklich sehr schlimm“, findet Jürgen Schmidt, der seit 28 Jahren den Junker und den Hofnarren auf der Burg gibt, bei einem Pressegespräch im Burgkeller. „Mein größter Wunsch ist, dass dieser Schlaf bald beendet werden kann“, sagt er. „Als die Zeiten hier noch gut waren, kamen die Besucher in Scharen. Mit allen nur denkbaren Fahrzeugen und selbst zu Fuß. Jährlich steuerten über 50 Busse die Burg an. Das darf nicht nur Vergangenheit, sondern muss auch Zukunft sein“, hofft Jürgen Schmidt, dass sich bald wieder ein neuer Pächter für die Bewirtschaftung und die öffentliche Zugänglichkeit der mittelalterlichen Anlage findet.

Die kleine Gemeinde Plattenburg selbst könne sich das finanziell nicht leisten und werde auch zu keinen Veranstaltungen hier mehr einladen. „Sie ist mit der Burg total überfordert, diese ist für sie wie ein großer Klotz am Bein“, urteilt Jürgen Schmidt. „Dabei ist die Burg die absolute Sehenswürdigkeit in der Gemeinde. Sie zieht Leute aus der ganzen Republik an. Aus dem Grund sollte das Tourismusbüro hier und nirgendwo anders seinen Standort haben und sollte die Gemeinde Burgführungen anbieten, um damit Geld in die Kasse zu bekommen. Die Kommune lässt sich einfach zu viel durch die Lappen gehen.“

Jürgen Schmidts Ziel und das seiner kleinen Gruppe von Weggefährten, zu denen der Spielmann Brandan Poetschokat gehört – dieser zählt seit 30 Jahren zum Team der Burg –, ist es, die Burg irgendwie wiederzubeleben und im Gespräch zu halten. „Und wenn auch zunächst nur im Kleinen.“ So beabsichtigt er, den Burgkeller ab Mitte Oktober dieses Jahres wieder zu öffnen und damit eine schöne Tradition fortzusetzen. So, wie er das schon 28 Jahre lang mit über tausend Tafelrunden getan hat. Zu jeder dieser abendlichen Treffs soll dann übrigens auch wieder eine Burgführung mit dazugehören.

Schon der Eintritt in den Burgkeller könnte zum Erlebnis werden, stellt er sich vor. „In Zeiten von Corona wird es zuallererst eine Handwaschung mit Rosenwasser geben – wie im Mittelalter. Anschließend werden die Hände der Gäste dann von Mägden abgetrocknet.“ Infos gibt es unter Telefon 0173/643 56 19 oder über E-Mail: Info@die-plattenburg.com