Medizinische Versorgung „Pro Krankenhaus Havelberg“ wartet auf das Konzept für ein Gesundheitszentrum
Mit einer Ausstellung haben die Akteure von „Pro Krankenhaus Havelberg“ auf dem Domplatz anderthalb Jahre Kampf für eine vernünftige Gesundheitsversorgung Revue passieren lassen.

Havelberg - Vis-a-vis ihrer alten Wirkungsstätte sind ehemalige Mitarbeiter des Havelberger Krankenhauses am Sonnabend wieder aktiv. Nach anderthalb Jahren Kampf für eine ordentliche Gesundheitsversorgung rund um die Uhr in der Region zeigen sie gemeinsam mit weiteren engagierten Bürgern, was sie alles unternommen haben. Ein Bereich des Domplatzes ist für die Ausstellung abgesperrt. An Bauzäunen zeugen Dutzende DIN-A-4-Folien von den Aktivitäten. Plakate und Protestschilder sind aufgebaut. Zu sehen auch eine Nähmaschine, mit der im vergangenen Frühjahr Masken genäht wurden, sowie Farbtöpfe und Pinsel, die an das Gestalten von Plakaten erinnern. Aufgebaut ist auch ein Kuchenbasar. Daneben eine Kaffeetafel mit Sitzgelegenheiten.
Die Ausstellung soll Gelegenheit bieten, ein Fazit des Kampfes zu ziehen. „An diesen Zäunen hängen unsere Überzeugung und unser Herzschmerz“, sagt der Vorsitzende des Vereins „Pro Krankenhaus Havelberg“ Holger Schulz. „Diese anderthalb Jahre sind nicht spurlos an uns vorbeigegangen“, macht er deutlich, dass es einer großen Kraftanstrengung bedarf, um so lange durchzuhalten und nicht aufzugeben, bis sich tatsächlich die Tür für ein Intersektorales Gesundheitszentrum (IGZ) in Havelberg öffnet. Dafür will die landeseigene Krankenhausgesellschaft Salus bis 1. August ein Konzept erarbeiten.
Salus will Konzept im August fertig haben
„Wir warten jetzt darauf, das uns das vorgestellt wird. Der bisherige Geschäftsführer Herr Fietz-Mahlow hat uns zugesagt, dass er daran arbeiten wird, bis das Projekt steht. Wir haben ihn jetzt nicht noch mal kontaktiert, damit er in Ruhe am Konzept arbeiten kann“, berichtet Anke Görtz im Gespräch mit der Volksstimme. Die Donnerstags-Demos um 17 Uhr auf dem Domplatz sollen auch noch im August weitergehen, so die einstige stellvertretende Betriebsratsvorsitzende im Krankenhaus. Vom Angebot der ehemaligen Mitarbeiterinnen, Kontakte etwa zu Ärzten herzustellen, habe Salus bisher keinen Gebrauch gemacht. Das sei noch nicht notwendig.
Vorbild für Genthin
Landtagsabgeordneter Wulf Gallert (Die Linke), der den Kampf ums Krankenhaus seit Bekanntwerden der Schließungspläne am 10. Januar 2020 unterstützt, würdigt „die einzigartige Leistung des Betriebsrates und des Vereins. Sie haben sich nicht entmutigen lassen und keinen Versprechungen geglaubt, sondern eine Gesundheitsversorgung für die Region eingefordert“. Inzwischen sei der Verein bundesweit bekannt und sein Engagement beispielhaft. Akteure in Genthin, die seit vier Jahren um eine Lösung nach der Schließung des Krankenhauses dort kämpfen, sehen in den Havelberger Akteuren ein Vorbild. „Wir haben am 6. August unsere Mitgliederversammlung und hoffen, dass wir bis dahin was haben“, sagt Vorstandsmitglied von „Pro Krankenhaus“ Jürgen Kerfien.
Wie ein Familientreffen
Bis zu 80 Teilnehmer sind es am Ende der Ausstellung, die mit Kaffee und Kuchen gute Möglichkeiten für Gespräche bot. Nicht nur Rosemarie Busse ärgert es allerdings, dass sich kein Vertreter der Stadtverwaltung und kaum ein Ratsmitglied sehen lassen hat. Überhaupt hätten viel mehr Leute, auch aus den Dörfern ringsum, da sein müssen, um die Bedeutung der Gesundheitsversorgung deutlich zu machen.
Zu denen, die den Kampf von Anfang an begleiten, gehört Ruth Steinert. „Wir müssen weiter machen, bis wir unser Ziel erreicht haben“, sagt die 87-Jährige. Und sie fragt sich, „was wir noch tun müssen, um mehr Bürger mitzunehmen, damit das alles hier zu einem guten Ergebnis führt“.
Für die ehemaligen Schwestern und einige Ärzte war dieser Nachmittag wie ein Familientreffen. Viele haben inzwischen eine neue Arbeit. „Das Herz hängt immer noch am Krankenhaus. Nach 38 Jahren ist das kein Wunder. Wir haben viele Feiertage und Wochenenden zusammen im Dienst verbracht, wir waren verwurzelt mit unserem Krankenhaus“, sagt zum Beispiel Evelin Blumberg. Sie hat in der Kurklinik Bad Wilsnack eine neue Arbeit gefunden, die ihr Spaß macht und wo es auch familiär zugeht. Freude hat auch Kerstin Beyer, die im Impfzentrum in Stendal tätig ist. Eine ehemalige Mitarbeiterin des seit September geschlossenen Krankenhauses sagt: „Irgendwann treffen wir uns hier alle wieder. Das ist das Ziel für unsere Bürger.“
Am Ende des Tages sind 198 Euro an freiwilligen Spenden für den Kuchen in der Kasse. Der Verein kann das Geld für seinen weiteren Kampf gut gebrauchen, weiß Schatzmeister Jürgen Kerfien.


