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Radweg Warten auf Lückenschluss

Das hätte schlimm ausgehen können. Aber Detlev Voigt hatte Glück, als er einen "Abflug" vom Fahrrad machte.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 11.07.2019, 16:24

Neuermark-Lübars l Wie immer nach Feierabend schwingt sich Detlev Voigt, Zivilbeschäftigter bei der Bundeswehr, auf sein Rad, um von Klietz nach Hause in Hohengöhren zu radeln. Bis nach Neuermark-Lübars rollt es bestens auf dem neuen Radweg. Aber der endet am Ortsausgang, die restlichen zwei Kilometer bis Hohengöhren fehlen. Wie weiter? Rauf auf die Bundesstraße? Zu gefährlich! Am Waldrand entlang? Zu holperig und stellenweise Zuckersand! Also Umweg über den Alternativen Elberadweg – ein asphaltierter Wirtschaftsweg, auf den man an der alten Gaststätte in Neuermark-Lübars auffährt und an der Kiesabbaustätte vorbei bis Hohengöhren radelt. Der erste Kilometer ab Gaststätte ist nicht asphaltiert, hier rollt man über Betonspurbahnen.

An jenem Tag ist es sehr heiß. Die Sonne wirft von den Bäumen am Wegrand Schattenbilder auf den Beton. Dass sich zwei der Betonabschnitte durch die Hitze gegeneinander hochgeschoben und eine 30 Zentimeter hohe „Mauer“ mitten auf der Bahn bilden, ist schwer zu erkennen. Auch Detlev Voigt sieht das Hindernis zu spät, kann nicht mehr bremsen, kracht dagegen und fliegt über den Lenker rein in die Böschung.

„Ich wusste gar nicht, was passiert war und musste erst einmal zu mir kommen. Irgendwie hab ich mich aufgerappelt und bin langsam zurück ins Dorf, wo mich meine übers Handy informierte Frau mit dem Auto abgeholt hat.“ Die Schmerzen im Oberkörper waren dann doch so schlimm, dass er die Verletzungen im Krankenhaus abklären ließ. Zum Glück nichts gebrochen! Dennoch zwingen sie den sonst aktiven Hohengöhrener für etliche Tage zur Ruhe.

Die alarmierte Polizei veranlasst noch am Abend des Unfalls, dass die „Mauer“ beseitigt wird.

Drei Wochen ist der Unfall nun her, langsam kann sich Detlev Voigt wieder aufs Rad setzen. Und sich dafür einsetzen, dass das fehlende Stück Radweg so schnell wie möglich gebaut wird. „Man spielt hier mit der Gesundheit der Radfahrer. Dass sich die alten Platten unter der extremen Hitze zusamengeschoben haben – dafür kann niemand etwas! Aber warum dauert es so lange, bis endlich das kurze Verbindungsstück gebaut wird? Es wird immer nur geredet und versprochen und das Projekt verschiebt sich von Jahr zu Jahr. Was nützt der schöne Weg von Klietz, auf den wir ja auch lange warten mussten, wenn man dann in Lübars nicht weiter kommt? Dabei ist es doch nur noch ein kurzes Stück.“

Tatsächlich sollte bereits im vergangenen Jahr gebaut werden, dann ist das Projekt auf das Frühjahr 2019 verschoben worden. Aber es rührt sich nichts.

Manfred Krüger von der für Bundesstraßen begleitende Radwege zuständige Landesstraßenbaubehörde in Stendal informierte auf Volksstimme-Anfrage über den aktuellen Stand: „Das Projekt ist erarbeitet. Aber der Grunderwerb ist noch nicht ganz abgeschlossen und auch die Genehmigung der des Bundes liegt noch nicht vor. Die ist in diesem Fall nötig, weil der Radweg auf der alten Kleinbahnstrecke entlang führen soll und somit nicht ganz straßenbegleitend ist.“

An fehlenden Finanzen liegt es nicht. „Das Geld dafür haben wir für dieses Jahr im Haushalt eingeplant. Wenn wir die Zusage haben und der Grunderwerb abschließend geklärt ist, wird ausgeschrieben.“ Zeitlich festlegen will sich Manfred Krüger allerdings nicht. „Tatsächlich könnte es dieses Jahr eng werden, auch wegen der Kapazitäten der ausgelasteten Baufirmen. Es könnte passieren, dass wir erst über den Winter ausschreiben und dann im Frühling bauen.“

Als er vom Unfall des Hohengöhreners hörte, zeigte sich Manfred Krüger betroffen und sicherte eine schnellstmögliche Abklärung aller noch nötigen Voraussetzungen für den Bau zu.

Auf dem Alternativen Radweg zwischen Lübars und Hohengöhren gibt es noch ein Problem. Er ist jetzt langfristig für Radfahrer gesperrt. Denn wegen des jetzt beginnenden Deichbaus bei Neuermark müssen die Schwerlaster auf dem schmalen Weg fahren – kein Platz mehr für Radfahrer. Darauf hingewiesen wird weiträumig an den Anfängen der Sperrung, die weite Umleitung führt über die Dämme. Auch das wäre nicht nötig, wäre das Verbindungsstück fertig.