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Radwegekirchen Sandauer Kirche als gutes Vorbild

Einmal im Jahr treffen sich alle, die in den evangelischen Landeskirchen für die Radwegekirchen zuständig sind. Diesmal in Havelberg.

Von Ingo Freihorst 21.06.2018, 01:01

Havelberg/Sandau l Für den Wiederaufbau des Sandauer Kirchturmes war die Idee, welche Christfried Boelter aus Reinhardsbrunn in Thüringen zur Jahrtausendwende gehabt hatte, wie ein Sechser im Lotto gewesen: Der jetzige Pfarrer im Ruhestand ist der Erfinder der Radwegekirchen.

Seit 2008 ist auch die Sandauer Kirche mit dabei, die ehrenamtlichen Kirchenführer halten das Gotteshaus am beliebten Elberadweg zwischen Ostern und Oktober täglich von 10 bis 16 Uhr offen, führen durchs Gebäude und bieten Speisen und Getränke an. Das Gros der Spenden, welche für den Wiederaufbau als Eigenmittel nötig sind, wird seitdem auf diese Weise eingesammelt.

Deutschlandweit sind inzwischen zwischen 400 und 500 Gotteshäuser Radwegekirche, die Zahl wächst stetig. Allerdings: Der Havelberger Marien-Dom am Tagungsort ist noch nicht dabei, er wurde bislang nicht zertifiziert.

Pfarrer Frank Städler als Gastgeber begrüßte am Montag die 20 Konferenzteilnehmer im Pfarrhaus am Dom, danach schwang man sich aufs Rad und radelte gen Sandau. Mit dabei war auch der Sandauer Pfarrer Hartwig Janus, welcher im Elbestädtchen durch die Basilika führte. Wolfgang Hellwig vom Förderverein informierte über den Wiederaufbau des Turmes: 2002 war Grundsteinlegung, inzwischen läuft der zehnte Bauabschnitt. Danach ist jedoch erst mal Pause, denn das Dach des Kirchenschiffs muss dringend saniert werden.

Zur Mehrfachnutzung des Turmes gehört auch die Bewirtung von Reisegruppen – wie gut dies in Sandau klappt, konnten die Konferenzteilnehmer gleich an Ort und Stelle erfahren. Von der Empore der Doppeletage bot sich zudem ein toller Ausblick auf die Elbaue.

Nach einem kurzen Abstecher in die Glockenstube ging es auf dem Rad weiter zur Fähre und von dort zur Werbener Radwegekirche. Hier führte die Familie Schorlemmer durch das Gotteshaus.

Das Morgenlob im Dom eröffnete den zweiten Konferenztag. Über die spirituelle Suche als Zukunftsthema für Kirche und Tourismus referierte Professor Christian Antz von der Westküsten-Fachhochschule aus Heide. Das A und O ist für ihn dabei eine von Herzen kommende echte Gastfreundschaft in den Kirchen. Im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung gehen auch viele Nichtchristen auf Sinnsuche – pilgernd, radelnd oder wandernd. In Sandau gab es an der Kaffeetafel als Dankeschön einen Zettel mit auf den Weg – „das ist wirklich gut gemacht“, lobte Christian Antz.

„Wichtig ist, dass man jemandem vor Ort begegnet, der echt ist“, ergänzte Henning Kiene von der Hannoverschen Landeskirche. Das Projekt Radwegekirche besteht seit 2006, die Landeskirchen sollten damit zur Bildung eines Netzwerkes angeregt werden. Um Radwegekirche zu werden, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein: Verlässliche Öffnungszeiten, die Möglichkeit zum Gebet, Radständer, Getränke und Toiletten müssen ebenfalls vorhanden sein.

Die Sandauer Kirchenführer um Heidemarie Breit erhalten immer wieder Rückmeldungen, wie gut es den Besuchern hier gefallen hat. Wahrscheinlich hätten auch sie einen langen Vortrag halten können.