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Raser in Jederitz Amt lehnt Temporeduzierung ab

Der Antrag auf eine temporegulierende Maßnahme in Jederitz ist erneut abgelehnt worden, berichtet Ortsbürgermeister Lothar Pietzschmann.

Von Andrea Schröder 23.01.2017, 17:44

Jederitz l 87 Prozent aller Fahrzeuge, die durch die kleine Havelberger Ortschaft fahren, überschreiten die erlaubten 50 Kilometer pro Stunde. 57 Prozent haben dabei mehr als 60 km/h auf dem Tacho, 24 Prozent mehr als 70 und 7 Prozent mehr als 80 km/h. Die Durchschnittsgeschwindigkeit aller Fahrzeuge – und das sind immerhin rund 1000 pro Tag – liegt bei 72,2 km/h. Der schnellste Pkw sauste mit Tempo 119 in das Dorf hinein, der schnellste Lkw brachte es auf 92 km/h.

Fakten, die eine Verkehrsmessung ergeben hat, die Ende August über den Zeitraum von einer Woche vorgenommen wurde. Für Ortsbürgermeister Lothar Pietzschmann ein ausreichender Beleg für das, was die Jederitzer schon seit langem angemahnt hatten: In ihren Ort wird, besonders aus Richtung Kuhlhausen kommend, hinein gerast.

Er erlebt das täglich, denn sein Grundstück ist das Erste. Auch die Nachbarn gegenüber können ein Lied davon singen. „Wenn meine Enkel da sind, schließe ich das Hoftor ab“, berichtet der Ortsbürgermeister. Vor allem aber sieht er die Gefahr generell für die Einwohner des Dorfes. Noch vor seinem Haus befindet sich rechterhand der Hafen, der von den Jederitzern ebenso genutzt wird wie zum Beispiel von Radfahrern. Das Areal ist als touristischer Haltepunkt ausgebaut worden. Es finden Veranstaltungen statt. Am Hafen und an der Brücke angeln Kinder gern. Dass bisher noch nichts passiert ist, grenzt an ein Wunder.

Lothar Pietzschmann hofft natürlich, dass das so bleibt und kein Kind oder Erwachsener von einem zu schnell in den Ort hineinfahrenden Fahrzeug erfasst wird. Dass es noch keinen Unfall gab, ist allerdings ein Grund dafür, dass es von Seiten des Straßenverkehrsamtes des Landkreises keine Genehmigung für temporegulierende Maßnahmen gab. „Seit zwei Jahren versuchen wir nun schon, eine Lösung zu finden“, sagt der Ortsbürgermeister und zeigt den Hefter mit diversem Schriftverkehr. Im Januar des vorigen Jahres war offiziell der Antrag auf ein Schild zur Geschwindigkeitsbegrenzung und ein Schild „Achtung Kinder“ gestellt worden.

„Dafür erhielten wir die erste Absage vom Straßenverkehrsamt mit dem Hinweis, dass es keine Unfälle gab und wir die Gefahr nachweisen sollen. Daraufhin haben wir bei der Polizei in Stendal um diese Verkehrszählung gebeten, die ja auch schon in Kümmernitz erschreckende Ergebnisse brachte. Die bearbeitende Beamtin meinte mit Blick auf die Messergebnisse, dass sie ausreichend wären, um etwas zu unternehmen.“

Ein Vorort-Termin folgte, der Lothar Pietzschmann nicht in guter Erinnerung geblieben ist. „Die Chefin des Straßenverkehrsamtes war nicht mit dabei und die Mitarbeiterin hatte keine Kenntnis von den Messergebnissen.“

Bei dem Termin war festgelegt worden, dass rund 200 Meter vor dem Ortseingangsschild ein Schild aufgestellt wird mit der Temporeduzierung auf 70 km/h. „Das wäre schon mal eine Maßnahme gewesen. Das Ordnungsamt der Stadt hat den entsprechenden Antrag gestellt. Doch Anfang Januar kam die Nachricht, dass eine solche Anordnung nicht vorgenommen werden kann. Jeder Verkehrsteilnehmer müsste wissen, wie er sich laut StVO zu verhalten habe“, berichtet der Ortsbürgermeister weiter.

Aus seiner Sicht wäre eine „optische Bremse“, wie sie in Form weißer Querbalken in Kümmernitz vor dem Ortseingangsschild aufgebracht wurde, eine gute Lösung. Auf der nächsten Ortschaftsratssitzung am 2. Februar nimmt er das Thema wieder mit auf die Tagesordnung. Der Rat will beraten, wie es weitergehen soll. Das Ordnungsamt soll dabei verstärkt mit ins Boot geholt werden. „Wir wollen keine Ruhe geben und uns weiter dafür einsetzen, dass die Sicherheit für unsere Bürger hergestellt wird. Denn auch in der Ortsmitte rasen manche Autos noch mit Tempo 80.“