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Sanierung Kunst und Kultur ziehen in Konsum

Viele, viele Jahre hat das Doppelhaus Lange Straße 36/37 in Havelberg leer gestanden. Damit ist es jetzt vorbei.

Von Dieter Haase 18.09.2019, 01:01

Havelberg l Das Doppelhaus in der Langen Straße in Havelberg bleibt nicht mehr lange leer: Heinz Sporkhorst, dem die Immobilie gefiel und er sie deshalb 2018 auch erworben hat, und Britta Lehmann wollen wieder Leben in das Gebäude bringen. Die älteren Havelberger kennen das um 1880 gebaute Haus vor allem noch aus der Zeit, als es eine Konsum-Einkaufsstätte – im Sprachgebrauch bis heute noch als „Gielke“ bekannt – war. Doch 2011 wurde der Konsum dann geschlossen. Schon viel früher verschwanden die letzten Bewohner aus dem Zweigeschosser. „Fünf Familien sollen hier einmal gewohnt haben. Eine davon direkt unter dem Dach“, hat Heinz Sporkhorst recherchiert.

Die vielen Jahre Leerstand sind dem Haus innen als auch außen deutlich anzusehen. Der Zahn der Zeit hat hier ganze Arbeit geleistet. Regenwasser, das jahrelang durch ein Leck über das Dach eingedrungen ist, hat zudem zusätzlich für immense Schäden gesorgt. Vor allem im oberen Treppenhaus und in den Wandbereichen. „Wir haben beide Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als wir uns ein Bild vom Zustand des Gebäudes verschafften. Es war so viel kaputt, und ein großer Teil des Hauses war von ganz vielen Vögeln und anderen Tieren ,bewohnt‘.

Das Treppenhaus wird demnächst von einem Havelberger Handwerksbetrieb wieder so hergestellt, wie es sich in früherer Zeit einmal gezeigt hat“, sagt Heinz Sporkhorst. Er hat nach dem Hauskauf seinen Wohnsitz in Berlin, wo er 50 Jahre lang gelebt hat, aufgegeben und ist im Januar 2019 zu einem Havelberger geworden.

„Jetzt sind wir schon eine ganze Zeitlang am Wirbeln, um hier wieder einigermaßen Ordnung hineinzubringen“, erzählt er. Priorität hatte zunächst, „einige kleine Oasen für das Wohnen zu schaffen“. Das ist geschehen. „Der Rest der Sanierung kommt nach und nach, so wie Geld dafür vorhanden ist und die Handwerker Zeit für die Arbeiten haben.“ Dankbar ist Heinz Sporkhorst dafür, dass zur Erhaltung des Ensembleschutzes in der Langen Straße für die Baumaßnahmen an Dach, Fassade und Eingangstor Fördermittel bewilligt worden sind.

Froh sind er und Britta Lehmann, die darüber nachdenkt, ebenfalls von Berlin nach Havelberg umzuziehen, auch darüber, dass sie für Ausstellungen und andere Veranstaltungen die im Erdgeschoss befindliche Galerie nutzen können. Diese hatte zuvor das Kulturprojekt Stadtinsel für sich beansprucht. Begehbar gemacht worden ist außerdem die ehemalige Ruine eines zum Doppelhaus gehörenden Wirtschaftsgebäudes. Hier ist jetzt eine gemütliche Sitzecke mit Zugang zu einem Gartengrundstück zu finden, dessen Neugestaltung für das Frühjahr 2020 vorgesehen ist. In der Reihe „Kunst im Gartensommer 2019“ fand dort bereits eine Veranstaltung statt.

Was genau Heinz Sporkhorst und Britta Lehmann in der Langen Straße 36/37 vorhaben? „Es soll ein Haus ganz für die Kunst und Kultur werden“, antwortet Heinz Sporkhorst. „Mindestens zwei Ateliers mit Wohnraum für Kunstschaffende, die sich eine Zeitlang in Havelberg aufhalten möchten beziehungsweise in der Stadt ausstellen, sollen hier entstehen“. Die Art der Kunst, mit der sich die Gäste befassen, spiele dabei keine Rolle.

Heinz Sporkhorst zum Beispiel ist mit Herz und Seele Grafiker – eine Radierpresse (Druckpresse) für diesen Zweck steht in einem Nebenraum der Galerie, in dem sich zu DDR-Zeiten die Tiefkühlabteilung des „Gielke“-Konsums befand. Hier beabsichtigt er, eine Radierwerkstatt einzurichten, in der er auch interessierten Besuchern Einblicke in diese Kunst geben möchte. „Sie können sich dann auch einmal selbst damit ausprobieren“, blickt er voraus.

Und leitet damit gleich zu den nächsten Veranstaltungen in der Galerie über. „Wir planen im Dezember eine Grafikmesse, bei der wir uns von der Vorweihnachtszeit inspirieren lassen wollen. Die Messe könnte an einem Tag auch eine interessante Station für Klein und Groß im Rahmen des ,Havelberger Adventskalenders‘ werden.“ Heinz Sporkhorst und Britta Lehmann wollen sich für diesen anmelden.